Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Zimmerpflanzen Richtige Pflege für Hydrokultur-Pflanzen
Zimmerpflanzen in Hydrokultur sind in letzter Zeit völlig zu Unrecht etwas außer Mode geraten. Dabei spricht vieles dafür: Wer auf Hydrokultur umstellt, muss sich ums regelmäßige Gießen weniger Sorgen machen. Der Wasserspeicher reicht für einige Zeit, außerdem zeigt eine Skala an, wann man Wasser nachfüllen muss und wieviel. Hier ist übrigens Vorsicht angesagt: Auch Zimmerpflanzen in Hydrokultur kann man zu Tode gießen. Vor allem Allergiker profitieren aber von Hydrokultur: Es gibt ja keine Erde, in der sich Schimmelsporen und Schädlinge vermehren könnten. Mit diesen Pflege-Tipps gedeihen Pflanzen in Hydrokultur bestens.
Da das Substrat wenig wiegt, lassen sich auch große Pflanzgefäße noch gut bewegen. "Probleme wie Staunässe oder Pilzkrankheiten gibt es bei der Hydrokultur nicht", erklärt der Buchautor Folko Kullmann aus Stuttgart. Schimmel und erdbewohnende Schädlinge haben keine Chance. "Deshalb ist das System auch für Allergiker geeignet und wird oft in Krankenhäusern verwendet", ergänzt Stefan Hecktor, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Hydrokultur in Frankfurt am Main.
Für Hydrokultur eignen sich auch normale Töpfe
Hydrokultur-Systeme werden von verschiedenen Anbietern vertrieben. "Immer bestehen sie aus einem wasserdichten Pflanzgefäß, einem Wasserstandsanzeiger und einem Substrat aus Blähton", erklärt Leo Thissen vom Fachverband Raumbegrünung und Hydrokultur in Berlin. "Es können auch herkömmliche Töpfe genommen werden, sofern sie wasserdicht sind", sagt Hecktor.
Die Tonkügelchen sind ein Naturprodukt, das bei etwa 1250 Grad in einem Trommelofen gebrannt wird. Dabei bläht sich der Ton auf. Das Material selbst kann keine Feuchtigkeit aufnehmen.
Töpfe nur bis zum Optimum mit Wasser füllen
Der Vorteil liegt auf der Hand: "Hydrokultur ist praktisch, weil man wenig gießen muss. Auch wer nicht so viel Zeit hat, kann so Zimmerpflanzen haben", sagt Kullmann. Aber ganz ohne Pflege geht es nicht. Ein- bis zweimal pro Woche müssen Wasserstand und Gefäß überprüft werden. "Die Skala des Wasserstandanzeigers ist in Minimum, Optimum und Maximum unterteilt", erklärt Thissen. Verreisen die Bewohner, sollten sie bis zum Stand Maximum gießen. "So lassen sich in der Regel locker drei Wochen überbrücken", sagt Hecktor. Sonst sollten Hobbygärtner immer nur bis zur Marke Optimum gießen.
Auch Pflanzen in Hydrokultur kann man zu Tode gießen
Erreicht der Wasserstand die Niedrigmarke, wird nicht direkt Nachschub gegeben. Bei Pflanzen, die an sonnigen Standorten stehen, wird zwei Tage pausiert. "Bei Gefäßen, die eher schattig stehen, sollte man sogar vier bis fünf Tage warten." Denn die wenigsten Pflanzen gehen ein, weil sie vertrocknen. "Vielmehr werden sie meistens zu Tode gegossen", sagt Thissen.
Welcher Dünger sich für Hydrokultur lohnt
Das Substrat hält nur die Wurzeln. "Es enthält keine Nährstoffe, deshalb muss dem Gießwasser immer Flüssigdünger beigemischt werden", sagt Kullmann. Oder es wird Langzeitdünger gegeben. Sogenannte Ionenaustauschdünger funktionieren sehr gut, aber nur in mittelhartem bis hartem Wasser, sagt Thissen. Der körnige Dünger enthält ein Harz, dessen Ionen auf das im Wasser gelöste Calcium und Magnesium reagieren. Das Präparat kommt am besten in die wasserführende Schicht des Topfes. "Von diesem Dünger werden je nach Pflanzengröße zwischen 20 und 200 Milliliter in den Topf gegeben, die Wirkung hält vier bis sechs Monate an", erklärt Thissen.
Wann man Hydrokultur-Pflanzen umtopfen muss
Das Substrat ist dauerhaft stabil. Damit meinen Gartenprofis, dass die Blähtonsteine über Jahre ihre Struktur nicht verändern. Es muss also nicht ausgetauscht werden. Allerdings sollte der Gärtner umtopfen, wenn der Wurzelballen ein größeres Gefäß braucht. Manchmal werden die Kügelchen unansehnlich, denn es können sich auf der Oberschicht des Blähtons Salzkristalle bilden. Aber das ist kein Grund zum Umtopfen. "Einfach die Oberfläche etwas aufschütteln und es ist behoben", rät Thissen.
Orchideen und Kakteen sind nicht für Hydrokultur geeignet
"Ficus, Elefantenfuß, Drachenbaum oder Aralie sind typische Pflanzen in Hydrokultur", zählt der Experte Hecktor auf. Theoretisch eignen sich fast alle Pflanzen für Hydrokultur. Aber das System ist auf Langlebigkeit angelegt, weshalb häufig eher Grün- statt kurzlebige Blühpflanzen dafür verwendet werden. "Blattpflanzen, Palmen und Farne gedeihen gut in Hydrokultur", ergänzt Kullmann. Gewächse, die keine Staunässe vertragen wie Orchideen oder Kakteen, seien dagegen schwieriger darin zu halten.
Hydrokultursysteme sind in der Anschaffung etwa 20 bis 30 Prozent teurer als Pflanzen in herkömmlichen Töpfen. Ein weiterer Nachteil: "Wenn man Katzen oder kleine Kinder hat, hat man oft über kurz oder lang die Kügelchen in der ganzen Wohnung verteilt", gibt Kullmann zu bedenken. Auch optisch sind Hydrokulturkästen nicht immer die schönsten Gefäße. "Allerdings gibt es da mittlerweile auch schon sehr stylische Töpfe", sagt Kullmann.
Pflanzen auf Hydrokultur umgewöhnen
Theoretisch lassen sich Zimmerpflanzen aus Erdkultur in Hydrokultur umpflanzen. Dies hat aber seine Tücken. Alle Erdrückstände müssen entfernt werden. Kein Problem ist das aber natürlich bei Ablegern, die im Wasser ihre Wurzeln gebildet haben. "Nach dem Umtopfen braucht die Pflanze viel Luftfeuchtigkeit und steht am besten im Gewächshaus", erklärt Thissen. Denn die Topfpflanze muss so lange ohne Wasser aus den Wurzeln auskommen, bis diese zum Grund des Topfes, wo das Wasser steht, vorgedrungen sind. "Das kann zwei, drei Wochen dauern."