Gefahr aus dem Boden Radon im Keller: Wie gefährlich ist das radioaktive Gas?
Radon ist ein krebserregendes Edelgas, das sich unbemerkt in Haus und Keller konzentrieren kann. Aber wo kommt es her und was kann man dagegen tun?
Es riecht nicht, schmeckt nicht und ist unsichtbar: Radon. Doch weil das radioaktive Edelgas Lungenkrebs verursachen kann, müssen die Bundesländer laut Strahlenschutzgesetz alle Gebiete ausweisen, in denen eine erhöhte Radon-Konzentration messbar ist.
![Wohnräume im Keller: Sie sollten täglich gelüftet werden. Wohnräume im Keller: Sie sollten täglich gelüftet werden.](https://images.t-online.de/2021/12/91280554v2/0x75:1434x806/fit-in/1434x0/wohnraeume-im-keller-sie-sollten-taeglich-gelueftet-werden.jpg)
In diesen sogenannten Radon-Vorsorgegebieten gelten besondere Anforderungen an den Schutz vor Radon für Neubauten und am Arbeitsplatz. Wichtige Fragen und Antworten.
Was ist Radon?
Radon ist ein sehr bewegliches, radioaktives Edelgas, das ständig aus dem Boden nach oben steigt. Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) wird es aus allen Materialien freigesetzt, in denen Uran vorhanden ist. Und: Es kommt überall auf der Welt vor.
Wie entsteht Radon?
Es entsteht durch den Zerfall von Uran tief unten im Erdreich. Gelangt das Zerfallsprodukt im Freien ungehindert weiter in die Luft, richtet es keinen Schaden an.
Wie kommt Radon ins Haus?
Problematisch kann es werden, wenn das Gas vom Erdreich über Risse und Spalten im Fundament und im Mauerwerk, undichte Fugen zwischen Bauwerkteilen sowie Kabel- und Rohrdurchlässe ins Haus dringt. Verstärkt wird der Radon-Eintritt noch durch Unterdruck, erklären Experten des Radonlabors am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Das sieht auch Stiftung Warentest so. Vom Keller könne sich das Radon über Treppenaufgänge, Kabel-, Kamin- und Versorgungsschächte sowie Geschossdecken in höher gelegenen Räumen ausbreiten.
Richtig ist auch, dass jedes Baumaterial aus natürlichem Gestein einen Anteil an Uran und Radium enthält. Wenn beides zerfällt, entsteht Radon und wird über das Baumaterial an Innenräume abgegeben. Ob Radon zum Beispiel von der Außenwand wirklich ins Haus eindringen kann, hängt vom baulichen Zustand des Hauses und davon ab, ob es eine durchgehende Bodenplatte gibt. Daher stellt laut BfS eine erhöhte Konzentration von Radon nur für etwa zehn Prozent aller Häuser ein Problem dar.
Info
Messungen des BfS belegen allerdings, dass Baustoffe wenig zur Radon-Konzentration in Innenräumen beitragen.
Wie gefährlich ist Radon?
Radon als Strahlenquelle ist nach einer Studie des BfS den meisten Deutschen nicht bekannt. Dabei ist es die größte Quelle für die durchschnittliche jährliche Strahlenbelastung – und nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs.
Wo ist die Belastung am höchsten?
Radon ist allerdings nicht überall in Deutschland ein Problem, denn die Konzentration im Boden ist regional sehr unterschiedlich. Sein Vorkommen ist abhängig von Geologie und Bodenbeschaffenheit. Die Konzentration ist laut BfS tendenziell in Mittel- und Süddeutschland sowie ganz im Norden höher, besonders in den meisten Mittelgebirgen mit Granit- und Schiefergesteinen, im Alpenvorland und in Gegenden mit Gesteinsmoränen der letzten Eiszeit. Mithilfe der interaktiven Karte des BfS können Sie genau überprüfen, ob Ihre Region betroffen ist.
Diese Bundesländer haben Radon-Vorsorgegebiete ausgewiesen:
- Baden-Württemberg
- Bayern
- Niedersachsen
- Sachsen
- Sachsen-Anhalt
- Thüringen
Anmerkung: Die Daten sind von Juni 2021. Aktuelle Informationen liegen nicht vor.
Eine gute Nachricht: In Hessen, Schleswig-Holstein und dem Saarland sind unter Berücksichtigung der gesetzlichen Grundlagen in keiner Gemeinde die Grenzwerte der gemessenen Radon-Konzentrationen überschritten. Deshalb werden von diesen Bundesländern keine Vorsorgegebiete benannt.
Laut dem Bundesministerium für Umwelt (BMU) müssen die restlichen Bundesländer über etwaige Radon-Vorsorgegebiete auf den Internetseiten der zuständigen Landesbehörden informieren.
Was versteht man unter Radon-Potenzial?
Neben der Radon-Konzentration im Boden misst das BfS auch das sogenannte Radon-Potenzial: Dieser Wert zeigt an, wie stark Radon aus dem Boden entweichen und potenziell in Innenräume von Häusern gelangen kann. Dafür wird seit 1995 an rund 5.000 Messpunkten in Deutschland die Radon-Konzentration im Boden und seine Gasdurchlässigkeit ermittelt.
Die folgende Karte zeigt die regional zu erwartende Werte in einem groben Raster (Stand: 2021). Regionen, die weiß oder grau hinterlegt sind, haben ein geringes Radon-Potenzial. Hell- und dunkelblau gefärbte Regionen weisen dagegen ein hohes Radon-Potenzial auf.
Wo lauert Gefahr?
Das BfS informiert auf Karten über regional durchschnittliche Konzentrationen. Doch, so betont die Behörde: Wie hoch der Radongehalt in Häusern tatsächlich ist, können nur einzelne Messungen klären. So kann beispielsweise in einem gut abgedichteten Gebäude im Schwarzwald eine geringere Radonbelastung gemessen werden als in einem älteren Haus mit mehr Eintrittsstellen über einem weniger radonhaltigen Boden, sagt Ingo Fesenbeck vom KIT. Vor allem Keller sind potenzielle Radonspeicher.
Ab wann muss gehandelt werden?
Nach dem Strahlenschutzgesetz müssen ab einem Wert von 300 Becquerel Radon pro Kubikmeter Luft in Innenräumen Maßnahmen ergriffen werden, um die Exposition zu verringern. Doch dieser Referenzwert ist keine Versicherung dafür, dass Werte darunter ungefährlich sind. "Es gibt keinen Schwellenwert, ab dem Radon schädlich ist", sagt Radonexperte Fesenbeck. "Je höher die Konzentration und je länger man dem ausgesetzt ist, desto höher ist aber das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken." Laut dem BfS ist das Edelgas aktuell für 6,3 Prozent der Todesfälle durch Lungenkrebs verantwortlich.
Wie kann man Radon messen lassen?
Viele Hausbesitzer fragen sich, an wen man sich wendet, wenn man eine Radon-Belastung messen will, mit welchem Messgerät dies möglich ist und wie teuer eine Radon-Messung ist. Die gute Nachricht: Radon können Sie einfach zu Hause messen, zum Beispiel im Keller, aber auch in den wichtigsten Aufenthaltsräumen im Haus, wie Wohn-, Schlaf- und Kinderzimmer. Für das Messen gibt es zwei Möglichkeiten:
- Messgeräte ohne Strom für Langzeitmessung
Passive Detektoren ("Kernspurdosimeter" oder "Exposimeter") sind kleine runde Plastikbehälter, die keinen Strom benötigen. Sie werden lediglich für drei bis zwölf Monate im Zimmer ausgelegt, zum Beispiel auf einem Regal oder Schrank. Ein Messgerät pro Raum reicht. Wenn sich Radon in der Zimmerluft befindet, hinterlässt das Gas Spuren auf einer Folie im Inneren des Behälters. Damit kann ein Messlabor die Radon-Konzentration bestimmen. Je nach Messlabor kostet eine Messung (Messgerät und Auswertung) zwischen 30 und 50 Euro. Einzelne passive Detektoren werden im Fachhandel ab 25 Euro angeboten. - Messgeräte mit Strom für Kurzzeitmessung
Aktive elektrische Geräte zeigen den Messwert direkt auf einem Display an. Sie werden nur für wenige Minuten bis Tage eingesetzt. Der Nachteil: Wegen der kurzen Messdauer lassen sich keine verlässlichen Aussagen zur langfristigen Radonbelastung treffen. Dennoch eignen sie sich für eine Momentaufnahme. Die Preise für aktive elektrische Messgeräte beginnen ab 150 Euro.
Tipp: Leihen statt kaufen
Einige Firmen bieten Radon-Messgeräte zum kurz- oder langfristigen Mieten an. Dabei verschicken Anbieter Detektoren per Post, die an mehreren Stellen des Kellers oder in anderen Wohnräumen angebracht und nach drei bis zwölf Monaten zur Auswertung zurückgeschickt werden. Das BfS führt online eine Liste anerkannter Anbieter.
Hohe Radonwerte zu Hause: Was kann man dagegen tun?
"Radon ist ein Gesundheitsrisiko, gegen das man selbst vorgehen kann", betont das BfS. Als Erstes hilft regelmäßiges Lüften. Das sei die "erste und einfachste Maßnahme", rät auch der Verband Privater Bauherren (VPB), eine Organisation von Bausachverständigen. Durch das Querlüften – am besten, indem man zwei gegenüberliegende Fenster gleichzeitig öffnet – kann bereits nach wenigen Minuten die gesamte Innenraumluft ausgetauscht werden.
Risse und Öffnungen in Keller und Erdgeschoss sowie Rohrdurchführungen in Innenräumen sollte man abdichten lassen. Diese Sanierungsmaßnahmen können einen möglichen Unterdruck beseitigen. Auch ein Radonbrunnen, der radonhaltige Raumluft unter dem Gebäude absaugt, oder Drainagesysteme können Radonschutz bieten.
Kann ich noch im Keller aufhalten?
Wer im Keller schläft oder hier einen Werk- oder Hobbyraum hat, braucht sich in einem energetisch sanierten Haus nicht zu sehr zu sorgen. Denn bei diesen wurde der Luftwechsel etwa durch die isolierten Fenster minimiert. Strömt allerdings weiterhin Radon aus dem Boden in das Haus, kann das einen ähnlichen Effekt wie bei einer Käseglocke haben, warnt Fesenbeck. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte eine Radon-Messung durchgeführt werden.
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche
- Bundesamt für Strahlenschutz (BfS): "Radon", "Radon-Vorsorgebiete"
- Bayern: "Radon-Vorsorgegebiete"
- Baden-Württemberg: "Radon-Vorsorgegebiete"
- Niedersachsen: "Radon-Vorsorgebiete"
- Nordrhein-Westfalen: "Keine Ausweisung von Radonvorsorgegebieten"
- Saarland: "Ausweisung von Radonvorsorgegebieten aktuell nicht notwendig"
- Sachsen: "Radon-Vorsorgegebiete"
- Sachsen-Anhalt: "Radon-Vorsorgegebiete"
- Thüringen: "Radon-Vorsorgegebiete"
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU): "Radon"
- Stiftung Warentest: "Radonbelastung: So schützen Sie sich"