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Maikäfer: Wo sie in Massen fliegen und ob das problematisch ist


Drohende Schädlingsplage
Wo in diesem Jahr Maikäfermassen fliegen

Die Maikäfer kommen – so viel steht fest. Ob es ein possierliches oder eher ein problematisches Tier ist, dazu haben Forstleute und Naturschützer unterschiedliche Ansichten.

Aktualisiert am 28.04.2018|Lesedauer: 3 Min.
Von dpa
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Der Mai ist noch nicht gekommen, die Maikäfer aber schon: In vielen Landesteilen graben sich die Käfer derzeit aus dem Boden und brummen durch die Luft. Während Käferfreunde das Erscheinen der Krabbler mit Freude begrüßen, beobachten Forstwirte die Entwicklung mit Sorge. Denn die Käfer können unter Umständen schwere Schäden in Feld und Wald anrichten.

Maikäfer: Durch die milden Temperaturen sind die Käfer bereits im April unterwegs.Vergrößern des Bildes
Maikäfer: Durch die milden Temperaturen sind die Käfer bereits im April unterwegs. (Quelle: Patrick Seeger/dpa)

Hohe Schäden durch Maikäfer erwartet

In Teilen Hessens etwa werden nach jahrelanger Pause 2018 massenweise Maikäfer unterwegs sein. Bodenuntersuchungen hätten gezeigt, dass der Bestand der Käfer und ihrer Larven in den vergangenen Jahren nach einem zwischenzeitlichen Rückgang wieder gestiegen sei, sagt Petra Westphal, Sprecherin von HessenForst. Der hessische Waldbesitzerverband befürchtet hohe Schäden durch die Käfer, vor allem im hessischen Ried.

Die Bäume litten in dieser Gegend ohnehin unter Trockenheit, da von dort Grundwasser in Richtung des Ballungsraums Frankfurt abgeleitet werde, sagt der Geschäftsführende Direktor des Verbandes, Christian Raupach. Für die Waldmaikäfer sind das paradiesische Zustände.

Ihre Larven – die Engerlinge – entwickeln sich im trockenen Boden besonders gut. Sie nagen die Wurzeln der Bäume an, die dem wenig entgegenzusetzen haben. "Etwa 10.000 Hektar Wald sind akut vom Absterben bedroht", sagt Raupach.

Engerlinge nagen an Baumwurzeln

In Deutschland kommen hauptsächlich zwei Maikäferarten vor: der Feld- und der Waldmaikäfer. Sie sind allerdings nur für Fachleute zu unterscheiden. Die größte Zeit ihres Lebens verbringen beide als Engerlinge im Boden: Die Käferweibchen legen dort ihre Eier ab, aus denen nach einigen Wochen die Engerlinge schlüpfen.

Diese häuten sich zweimal und verpuppen sich schließlich, um sich in den fertigen Käfer zu verwandeln. Während dieser Zeit nagen die Engerlinge an den Wurzeln der Bäume – oder im Fall der Feldmaikäfer von Gräsern.

Die gesamte Entwicklung zieht sich über mehrere Jahre, bis die Käfer sich schließlich aus dem Boden graben. Auch die erwachsenen Exemplare können den Bäumen zusetzen, da sie sich von den Blättern ernähren.

In Maikäferjahren droht Kahlfraß

Etwa alle drei bis fünf Jahre kommt es vor allem aufgrund der mehrjährigen Entwicklungszeit zu einem vermehrten Auftreten der Käfer, zu sogenannten Maikäferjahren. "Wie lange das dauert, hängt auch mit der Wetterlage zusammen und der Klimaentwicklung", erläutert Werner Schulze, Insektenkundler beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

"Wir rechnen mittlerweile aufgrund der Klimaveränderungen mit einer eher dreijährigen Entwicklungsdauer." Gerade in Maikäferjahren kann es dann zu einem regelrechten Kahlfraß an den Bäumen kommen.

2019 fliegen Maikäfer in Massen

Um die Entwicklung der Käfer im Auge zu behalten, zählen Fachleute mancherorts die Larven im Boden. Solche Zählungen haben zum Beispiel ergeben, dass in Teilen von Rheinland-Pfalz 2019 mit einem Massenauftreten zu rechnen ist. Im Bienwald seien 44 Larven pro Quadratmeter Boden gezählt worden, teilt das Umweltministerium mit. Der Wurzelfraß habe bereits eine Fläche von 1.400 Hektar Wald beschädigt.

Auch in Nordrhein-Westfalen steht nach den Ergebnissen der Larvenzählungen 2019 ein Maikäferjahr an. Vor allem am Niederrhein, wo sich der Nachwuchs in den sandigen Böden der Eichenwälder sehr gut entwickeln kann, werden die Maikäfer dann nach Schätzungen des Landesbetriebs Wald und Holz in Massen fliegen und krabbeln.

Für 2018 wird in den meisten Bundesländern kein Massenauftreten erwartet, auch wenn die Käfer angesichts der sommerlichen Temperaturen im April vielerorts bereits herumschwirrten. In Niedersachsen und Baden-Württemberg habe es schon zahlreiche Meldungen gegeben, berichten die Nabu-Ortsverbände.

Keine Maikäfermassen im Norden erwartet

In Schleswig-Holstein ist von Maikäfern hingegen nicht viel zu sehen. "Generell ist es im Norden tendenziell zu kühl für eine Massenvermehrung von Maikäfern, wie sie im Süden zu beobachten ist. Maikäfer mögen es warm", sagt der Sprecher des Umweltministeriums, Joschka Knuth.

Jahre mit großen Feldmaikäfermassen gebe es nicht. In Jahren mit warmen Frühjahren wie 2012 und 2013 sei die Art jedoch häufiger zu beobachten gewesen. "2017 war hingeben ein ausgeprägt schlechtes Maikäferjahr", sagt Knuth. Auch Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen erwarten derzeit keine Probleme.

Naturschützer freut wachsende Population

Wobei – Probleme? Naturschützer freuen sich darüber, dass in den vergangenen Jahren wieder vermehrt Maikäfer herumfliegen. Vor allem in den 1950er und 1960er Jahren gab es nach Angaben des Julius Kühn-Instituts (Braunschweig) in Deutschland großflächige Maßnahmen, um Maikäfer zu bekämpfen, etwa mit dem Insektizid DDT.

Die bis dato regelmäßig und häufig anzutreffenden Maikäfer verschwanden. Zum Ende des vergangenen Jahrhunderts geborene Kinder kannten die kleinen Krabbler allenfalls noch aus den Streichen von Wilhelm Buschs Max und Moritz-Geschichten.

Der Nachwuchs von heute hat dieser Tage gute Chancen, einen echten Maikäfer zu Gesicht zu bekommen. Bis zum Juni zumindest. Dann ist der Spaß – oder der Schrecken – wieder vorbei. Die Käfer sterben und hinterlassen nur ihre Eier im Boden – bis zum nächsten Mal.

Verwendete Quellen
  • dpa
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