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Asiatische Hornisse: So gefährlich ist ihre Ausbreitung in Deutschland


Das sagen Experten
Hornisse breitet sich in Deutschland aus – wie gefährlich ist sie?

Die Asiatische Hornisse breitet sich in Deutschland aus. Doch wie gefährlich ist sie wirklich? Das sagen Experten zu der invasiven Art.

Aktualisiert am 01.11.2024|Lesedauer: 4 Min.
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Einigen Menschen sind fliegende, stechende und giftige Insekten ein Graus. Die Globalisierung und der Klimawandel tragen dazu bei, dass sich exotische Tier-, Pflanzen- und Insektenarten in Europa und Deutschland ausbreiten. Dazu zählt unter anderem die gefürchtete Asiatische Hornisse.

Vespa velutina: Die Asiatische Hornisse ernährt sich hauptsächlich, aber nicht nur, von Bienen.Vergrößern des Bildes
Vespa velutina: Die Asiatische Hornisse wird immer öfter gesichtet. (Quelle: Dzophoto/getty-images-bilder)

Diese Art scheint sich in Deutschland so wohl zu fühlen, dass immer mehr ihrer Nester gefunden werden. Der Landesverband Badischer Imker warnt davor, dass es im Jahr 2024 bereits bis zu 1.000 Nester geben könne. Die Dunkelziffer ist vermutlich noch höher. Aber geht von der Asiatischen Hornisse wirklich eine große Gefahr aus?

Asiatische Hornisse wurde nach Europa eingeschleppt

Die aus Südostasien stammende Hornissenart Vespa velutina wurde das erste Mal im Jahr 2004 in Südfrankreich entdeckt. "Vermutlich wurde sie über den Schiffstransport mit asiatischen Importwaren eingeschleppt", sagt Dr. Melanie von Orlow, Expertin beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Die französischen Imker hatten einen großen Verlust an Honigbienen zu beklagen. Daraufhin stufte die Europäische Kommission die Asiatische Hornisse als "invasive Art" ein, also als eine Art, die durch ihre Ausbreitung Lebensräume, Arten oder Ökosysteme beeinträchtigen und daher der biologischen Vielfalt schaden könnte.

Asiatische Riesenhornisse (Vespa mandarinia): Hier ein Exemplar aus dem Huaxi-Insektenmuseum in Chengdu in der südwestchinesischen Provinz Sichuan.
Asiatische Riesenhornisse (Vespa mandarinia). (Quelle: Xinhua/imago-images-bilder)

Asiatische Hornisse vs. Japanische Riesenhornisse

Hornissen stammen aus der Familie der sozialen Faltenwespen. Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) darf nicht mit der Japanischen Riesenhornisse (Vespa mandarinia) verwechselt werden. Letztere kann ganze Bienenvölker töten und sogar für Menschen gefährlich werden. Sie kommt seit einiger Zeit in den USA vor, in Deutschland aber nicht.

Dass die Insekten für die Bienenpopulation gefährlich sind, bezweifelt die Expertin aber. Zunächst einmal fangen und fressen auch heimische Hornissen Honigbienen, wenn auch seltener. Darüber hinaus wurde hierzulande noch nicht beobachtet, dass die Asiatische Hornisse eine Jagd in so großem Ausmaß wie in Frankreich betreibt. Von Orlow vermutet, dass es bei diesem Verhalten einen Zusammenhang mit dem jeweiligen sonstigen Nahrungsangebot sowie der Nestgröße gibt. Zudem geht sie davon aus, dass die Hornisse deshalb als gefährlich eingestuft wurde, weil sich viele Imker in Südfrankreich für diesen Schritt eingesetzt haben. In Frankreich gebe es viele Menschen, die von der Imkerei leben. Sie können Entschädigungen beantragen, wenn die Asiatische Hornisse auf der Liste der invasiven Arten stehe.

Können Asiatische Hornissen wirklich ganze Bienenvölker ausrotten?

Diplom-Biologe Rolf Witt findet es nicht angemessen, dass die Asiatische Hornisse einen Platz auf dieser Liste hat. "Das ist für diese Art überzogen", sagt er. "Imker können mit ihr gut klarkommen." Die Asiatische Hornisse ernährt sich zwar zu einem großen Teil, etwa bis zu 80 Prozent, von Honigbienen. Aber sie ist ein Allesfresser und frisst zum Beispiel auch Fliegen und Käfer. Ganze Honigbienenvölker zerstöre sie nicht, es könne höchstens dann zu Problemen kommen, wenn diese bereits stark geschwächt seien.

Witt hat das erste Nest von Asiatischen Hornissen in Deutschland beobachtet, es hing auf dem Gelände eines Imkervereins. "Und selbst dort gab es keine Vorfälle. Die heimischen Hornissen haben an dem Ort sogar mehr Bienen gefangen", sagt Witt, der sich seit über 30 Jahren mit Wespen beschäftigt.

Keine außergewöhnliche Bedrohung für die Imkerei

Auch das Institut für Bienenkunde Celle geht davon aus, dass die Asiatische Hornisse keine außergewöhnliche Bedrohung für die Imkerei darstellt. "Dafür liegen keine wissenschaftlichen Daten vor", sagt Dr. Otto Boecking vom Institut. "Es handelt sich eher um ein Bauchgefühl von französischen Imkern, die in Europa zuerst mit dieser Hornissenart konfrontiert wurden." Weder die heimische noch die Asiatische Hornisse gefährde die Honigbiene. "Die Zahl der von Hornissen verspeisten Honigbienen steht in keinem Verhältnis zu jenen, die nachrücken. Ein Bienenvolk kann die Verluste recht schnell ausgleichen", so der Bienenexperte.

Zudem, so heißt es in einem Hinweisblatt des Instituts, verhindern die hiesigen Witterungsbedingungen, "dass die Asiatischen Hornissen vergleichbar große Nester anlegen können, wie dies in ihrer Heimat der Fall ist".

Die Imker hierzulande schauen zwar mit einer gewissen Sorge auf die Ausbreitung des Insekts, heißt es vom Deutschen Imkerbund. Sie hofften darauf, dass die seitens der EU eingeleiteten Maßnahmen umgesetzt und damit die Ausbreitung verhindert werde. "Gleichwohl zeigen die Erfahrungen der Nachbarländer, in denen sich die Asiatische Hornisse bereits länger ausgebreitet hat, dass die Hornisse keine extrem hohe Gefährdung der Bienenhaltung darstellt", so Prof. Dr. Werner von der Ohe, wissenschaftlicher Beirat des Imkerbundes.

Aussehen: So unterscheiden sich Asiatische und heimische Hornisse

Die Asiatische Hornisse wird bis zu drei Zentimeter groß und ist damit kleiner als einheimische Hornissen. Sie ist zudem deutlich dunkler gefärbt. Die heimische Hornisse hat einen gelb-schwarz gemusterten Hinterleib, der der asiatischen Variante ist eher dunkel mit gelben Streifen. Die Asiatische Hornisse lebt recht lange, bis in den Frühwinter hinein. Im Vergleich zur heimischen Hornisse ist sie nicht nachtaktiv. In einem Nest der Asiatischen Hornisse leben übers Jahr um die 2.000 bis 4.000 Tiere, in jenen der heimischen Art 1.500 bis 2.000.

Für den Menschen sei diese Hornissenart weitgehend ungefährlich. "Sie interessiert sich nicht sonderlich für ihn", sagt von Orlow. Auch, weil sie ihre Nester recht hoch in Bäumen baut; sie können schon mal in 15 bis 20 Metern Höhe hängen. Sie sei ein relativ friedfertiges Tier, ähnlich wie die heimische Hornisse, erklärt Witt. Allerdings kann sie auch stechen und ist giftig, was bei einer Allergie schlimmstenfalls zum Tod führen kann. "Wobei es durch Honigbienen jährlich mehr Tote gibt als durch Hornissen", sagt Witt. Im Tierversuch war das Gift der Honigbiene zehnmal stärker als das der Hornisse.

Wespenexperte Witt ist davon überzeugt, dass sich die Asiatische Hornisse hierzulande in die Fauna eingliedern wird. "Welche Folgen das letztendlich hat, bleibt abzuwarten", sagt von Orlow vom Nabu. Aber vielleicht ergeht es der Asiatischen Hornisse ja wie der heimischen. Die wurde anfangs auch bekämpft – und steht mittlerweile unter Artenschutz.

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