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Eichenprozessionsspinner: Gefährliche Raupe sorgt für Schulausfall


Gespinste nicht berühren
Eichenprozessionsspinner – gefährliche Raupe breitet sich aus

Der Eichenprozessionsspinner breitet sich in einigen Teilen Deutschlands immer weiter aus. Sogar Schulen und Kindergärten werden geschlossen und öffnen erst wieder, wenn das Tier beseitigt ist. Warum diese Vorsicht?

Aktualisiert am 16.06.2018|Lesedauer: 3 Min.
dpa, dpa-afx, t-online, Kristin Kruthaup
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Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) sind eine Gefahr für die Gesundheit. Die Brennhaare der Raupen brechen leicht ab, fallen auf Spaziergänger und Radler herab und lösen allergische Reaktionen aus.

Eine Raupe des Eichenprozessionsspinners kriecht auf einem Eichenstamm entlang.Vergrößern des Bildes
Raupe: Der Eichenprozessionsspinner kann gefährliche, allergische Reaktionen auslösen. (Quelle: Patrick Pleul/dpa)

Wo ist der Eichenprozessionsspinner anzutreffen?

Die kleinen gefräßigen Raupen mit giftigen Härchen breiten sich in Deutschland immer weiter aus – nicht nur Richtung Norden. In diesem Jahr hat das Wetter dem Eichenprozessionsspinner dabei besonders geholfen. "Im Frühjahr hatten die geschlüpften Raupen einen guten Start", sagt der Insektenkundler und Förster in Sachsen, Thomas Sobczyk. Die Wärme sei dieses Jahr spät gekommen aber genau zum richtigen Zeitpunkt für die Raupen. "So gibt es mehr Einzeltiere als im Vorjahr."

Im nordrhein-westfälischen Velbert führten die Tiere in diesem Jahr zu Unterrichtsausfall. Rund 400 Kinder durften nach Stadtangaben zu Hause bleiben, weil Fachleute die Raupen mit einem Spezialgerät von 17 Bäumen auf dem Schulgelände absaugen mussten. Dabei bestand die Gefahr, dass die giftigen Raupenhärchen vom Wind verbreitet werden. Andernorts wurden Spazier- und Radwege wegen der Raupen gesperrt.

Im vergangenen Jahr sei ein Befall erstmals im küstennahen Bereich bei Rostock und auf der Ostsee-Insel Usedom festgestellt worden, sagt Mathis Jansen von der Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommerns. Andernorts etwa in Sachsen oder Thüringen werden die Verbreitungsgebiete laut Sobczyk immer größer und fließen zusammen. In Niedersachsen ist es ähnlich.

Was passiert nach einem Kontakt?

Nach einem Kontakt kann es zu Ausschlägen, leichten Schwellungen, starkem Juckreiz und Brennen kommen. Aber auch stärkere Reaktionen wie die Bildung von Quaddeln sind möglich. Werden die Haare, die leicht abbrechen und mit dem Wind umherfliegen, eingeatmet, kann das Bronchitis, schmerzhaften Husten und Asthma verursachen. Schwindel, Fieber, Müdigkeit und Bindehautentzündung sind Begleiterscheinungen. In Einzelfällen sind sogar allergische Schockreaktionen möglich. Bei schweren Symptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Wie werden die Symptome behandelt?

Bei nur kleineren Reaktionen können Betroffene zum Beispiel Lotionen oder Gels auftragen, die auch bei Juckreiz nach Mückenstichen genutzt werden, erklärt Prof. Florian Eyer, Abteilung für Klinische Toxikologie und dem Giftnotruf München. Bei stärkeren Beschwerden verschreiben Ärzte zum Beispiel Cortison.

Wichtig ist, die getragene Kleidung rasch zu wechseln und anschließend zu waschen. Da die Brennhaare gut haften, rät Prof. Eyer dazu, die Kleidung getrennt von anderer Wäsche in die Maschine zu geben. Hilfreich kann es sein, vorher mit einer Kleiderbürste oder Fusselrolle über den Stoff zu gehen.

Warum ist er so gefährlich?

Gefährlich für Menschen sind vor allem die Brennhaare, die sich festhaken und Gift enthalten. "In Alleen und Parks sind die Brennhaare ein deutlich größeres Problem als der Raupenfraß an den Blättern", sagt der Insektenkundler Sobczyk. In vielen Stadtgebieten oder gar Kindergärten sollten die Nester entfernt werden. "Dazu sind Spezialfirmen nötig, das sollte man tunlichst nicht selber machen. Die mikroskopisch kleinen Haare werden durch Abflämmen oder Abkratzen aufgewirbelt." Vermeiden Sie auch den Kontakt mit den Gespinsten der Raupe.

Sind alle Gespinste gefährlich?

Nein. Allerdings lassen sich nicht alle Gespinste auf die Eichenprozessionsspinner zurückführen. Diese finden sich meist nur an Eichen. Handelt es sich um andere Gehölze, können das auch die Gebilde der harmlosen Gespinstmotte sein.

Wird die Raupe überall bekämpft?

Nein. Der Eichenprozessionsspinner muss laut Sobczyk nicht überall bekämpft werden. Die Raupe fresse zwar in den Kronen von Eichenbäumen und könne sie dadurch schwächen. Die Fraßschäden seien jedoch nicht unbedingt tödlich, denn die Eichen haben noch den Johannistrieb Ende Juni oder im Juli. Wenn jedoch danach weitere Insektenarten oder schlechte Witterungsbedingungen hinzukämen, könnten die Bäume ernsthaft geschädigt werden oder gar sterben.

Wie sieht der Eichenprozessionsspinner aus?

Der Eichenprozessionsspinner ist ein unscheinbarer Nachtfalter mit einer Flügelspannweite von gerade einmal 25 bis 30 Millimetern. Seinen Namen erhielt der Schmetterling, weil seine Raupen nachts gemeinsam wie bei einer Prozession vom Nest in die Baumkrone krabbeln und dort fressen. Während die Raupen der für den Menschen ungefährlichen Gespinstmotten jedoch ganze Gehölze mit weißen Schleiern überziehen, bilden die Eichenprozessionsspinner nur einzelne Nester.

Verwendete Quellen
  • dpa, dpa-afx
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