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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Studie zeigt "Zaubertrank" macht Tomaten gesünder
Italienische Forscher entdecken eine Methode, mit der Tomaten nährstoffreicher werden. Was steckt dahinter?
Tomaten, die mit salzhaltigem Wasser gegossen werden, sind kleiner, enthalten jedoch mehr Antioxidantien und schützen demnach besser vor Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu diesem Ergebnis kommen italienische Forscher von der Universität in Pisa. Was steckt dahinter? Und welche Nachteile hat die Methode?
Warum Antioxidantien wichtig sind
Bei Stoffwechselprozessen im Körper entstehen zahlreiche, freie Radikale (reaktionsfreudige Sauerstoffverbindungen). Diese begünstigen die Entstehung vieler Krankheiten: Grauer Star, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder bösartige Tumore (Krebs). Bestimmte Antioxidantien wie die Vitamine C und E sowie Liponsäure (schwefelhaltige Fettsäure) und Chlorogensäure (Ester) können die Bildung freier Radikale verhindern oder sie zumindest etwas eindämmen.
Den Wissenschaftlern war bereits bekannt, dass Tomaten genau diese wichtigen und nützlichen Antioxidantien enthalten. Aufgrund ihrer Forschung konnten sie jedoch nun feststellen, dass sich die Anzahl der Antioxidantien in den Tomaten erhöht, wenn die Pflanzen mit Meerwasser gegossen werden.
So lief das Experiment ab
Für ihre Studie haben Wissenschaftler um Cristina Sgherri Kirschtomaten (Cocktailtomaten) mit einer ungewöhnlichen Mischung bewässert: Sie verwendeten Gießwasser, das zu zwölf Prozent aus Meerwasser bestand. Das Ergebnis: Die Zahl der Antioxidantien in den Tomaten ist höher. Das Trockengewicht der Früchte ist größer, die Tomaten an sich hingegen kleiner.
Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Salzgehalt im Gießwasser eine Stressreaktion bei den Tomaten auslöst. Daraufhin produziert die Pflanze Abwehrstoffe – also die Antioxidantien –, um dem Stress entgegenzuwirken und Schäden zu verhindern.
Es gibt einen Nachteil
Neben dem gesundheitlichen Aspekt haben die Forschungsergebnisse noch einen weiteren positiven Effekt: In Regionen, in denen Süßwasser knapp ist, können Tomaten nun mit stark verdünntem Meerwasser gegossen werden, um zu gedeihen. Der Einsatz von verdünntem Salzwasser für die Bewässerung stelle beachtenswerte neue Möglichkeiten dar, resümieren die Wissenschaftler.
Sie merken jedoch auch an, dass Landwirte bei der Methode unbedingt darauf achten müssen, dass die Böden nicht zu stark versalzen. Denn ein zu hoher Salzgehalt schadet nicht nur den Mikroorganismen in der Erde. Es verändert auch die Wurzelarchitektur, wie eine andere Studie zeigt. Durch die Veränderung der Wurzeln wird es für die Pflanzen immer schwieriger, Wasser aus dem Boden aufzunehmen. Sie können absterben. Das ist hauptsächlich bei Flachwurzlern der Fall. Tiefwurzler hingegen gelangen meist mit ihren langen, weit in den unteren Erdschichten verankerten Wurzeln zu Wasserreserven, die weiterhin nicht versalzen sind.
- nytimes.com "Cherry Tomatoes Get a Seawater Boost"
- wissenschaft.de "Meerwasser mit Mehrwert"
- pflanzenforschung.de "Stress durch zu viel Salz"
- Cristina Sgherri (Universität Pisa) et al.: Journal Of Agricultural And Food Chemistry, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1021/jf0733012
- researchgate.net "Influences of Irrigation with Diluted Seawater and Fertilization on Growth, Seed Yield and Nutrients Status of Salicornia Plants"