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Viele wollen sich am Naturschutz beteiligen, aber dagegen steht eine lange gepflegte Lebensweise, die man oft nur schwer aufgeben kann. Etwa im Garten, wo man mehr Unordnung zulassen sollte.
Viele Jahrzehnte war es üblich, den Rasen akkurat kurz zu halten und die Beete ordentlich zurückzuschneiden. Unkraut wurde ausgestochen, Insekten weggepflegt. Davon halten heute Naturschützer und auch viele Profigärtner nichts mehr.
Der Umwelt zuliebe sollte man Unordnung im Garten zulassen, lautet der dazugehörende Rat heute. Was heißt das eigentlich konkret – und geht das auch etwas ordentlicher?
Darum sollten Sie braune Stauden nicht zurückschneiden
So viel sei schon mal vorweg gesagt: Ja, es gibt gute Kompromisse zwischen der naturnahen Gestaltung und dem, was man gewohnt ist. Aber erst mal zum Hintergrund: Viele Gärten sind so angelegt und werden so gepflegt, dass Insekten und Kleintiere wie Igel es darin nicht gut haben. Ihnen fehlen Nahrungsangebote und Rückzugsorte.
Da es die Tiere in der Natur schon schwer haben, sind die Gärten mit kurz getrimmten Rasen und ständig gejäteten und beschnittenen Blumenbeeten ein weiteres Problem. Zum Beispiel brauchen manche Insekten hohle Pflanzenstängel und totes Holz für die Aufzucht ihres Nachwuchses. Daher raten Naturschützer und viele Gärtner: Bitte nicht alles abschneiden und entsorgen.
Gerade im Herbst und Winter mal den Garten der Natur überlassen und zum Beispiel erst im Frühjahr vor dem nächsten Austrieb die braunen und abgestorbenen Stauden zurückschneiden. Oder einen Baumstumpf nicht vollständig entfernen und Gehölze nur außerhalb der Brutzeit zurückschneiden.
Nun streiten sich hier die Gärtner, ob man wirklich dabei von "Unordnung" sprechen muss. Denn eigentlich ist es nur so, dass man einen Teil des Gartens einfach mehr so gestaltet, wie auch die Natur das mit ihren Flächen macht – und ihn dann auch der Pflanzen- und Insektenwelt entsprechen überlässt. Das ist aktuell sogar ein beliebter Gartentrend: Die neue Natürlichkeit nennt sich das beispielsweise.
Was habe ich in meinem Garten davon?
Ganz praktisch gesehen: Weniger Gartenarbeit an kalten, feuchten Herbsttagen, wenn es etwa um das Zurückschneiden von Stauden geht. Und der Hauptpunkt: Sie tun direkt auf ihrem Grundstück etwas für die Natur, den Erhalt des Insekten- und Wildtierbestandes und damit die Rettung der Erde.
Und diese Natur kann ihnen auch etwas zurückgeben. An kühlen Herbstmorgen und Wintertagen werden die braunen, abgestorbenen Staudenteile und Samenstände etwa von Raureif, dünnen Schnee- oder Eisschichten belegt – und damit zur hübschen Winterdekoration.
Das zweite Beispiel ist eine Blumenwiese im Garten: Wie schön kann es sein, im Sommer am Rande einer blühenden und zirpenden Wiese zu laufen – und das im eigenen Garten?
Sind denn Kompromisse möglich?
Auf jeden Fall. Nicht jedem gefällt diese natürliche Unordnung nun mal. Und keiner verlangt, dass der Rasen nicht mehr geschnitten wird, dass die Beete zuwuchern und das Unkraut haltlos sprießt. Auch Laub sollte weiterhin gesammelt werden – gerade vom Rasen muss es im Herbst sogar runter, sonst droht dort Fäulnis. Und irgendwann sollten Stauden auch geschnitten werden, denn sie wollen ja wieder neu austreiben.
Es geht aber eben auch beides zusammen: Naturschutz und die geliebte Gartengestaltung. "Ein insektenfreundlicher Gärtner kommt mit Kompromissen gut zurecht", schreiben zum Beispiel die Experten des Umweltministeriums NRW in ihrer Broschüre "Klein, aber oho. Insekten in (Klein-)Gärten". Etwa indem man nur einzelne Bereiche des Grundstücks, vielleicht sogar die am Rand entsprechend gestaltet.
- Vorschlag Nummer 1: Einen Teil des Rasens wie immer behandeln. Den anderen Teil als Wildblumenwiese wachsen lassen und davon nur die oft benutzten Wege mähen.
- Vorschlag 2: Für einen insektenfreundlichen Stapel Totholz oder Steine reicht ein Fleck auf einem Streifen hinter dem Kompost.
Übrigens, damit schlägt man gleich drei Fliegen mit einer Klappe: Man tut nicht nur was für die Umwelt, man spart sich unter Umständen mit der eigenen Sammelstelle im Garten eine große Tonne für Grünabfälle oder Fahrten zur Grüngutabgabe.
Und man hat einen Fleck im großen Garten weniger zu bearbeiten.
- Nachrichtenagentur dpa-tmn