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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schleimige Party im Beet Wie Sie Nacktschnecken aus dem Garten vertreiben
Derzeit lassen sich besonders viele Nacktschnecken in Beeten finden. So werden Sie die ungebetenen Gäste wieder los.
Wenn die Sonne tiefer steht, wagen sie sich aus ihren Verstecken. Ihr feiner Geruchssinn weist ihnen den Weg. Zarte Salatschösslinge, junge Kohlrabi, aber auch Zierblumen sind ihr Ziel. Auf dem Weg dorthin hinterlassen sie eine schleimig-klebrige Spur: Nacktschnecken.
Bei den meisten Gartenbesitzern höchst unbeliebt, treten diese Schneckenarten in diesem Jahr vielerorts besonders häufig auf. Denn wenn das Frühjahr sehr feucht ist und es viel geregnet hat, fühlen sich die Schnecken besonders wohl.
Welche Nacktschnecken gibt es?
Ein Problem ist, dass Nacktschnecken wegen ihres bitteren, schleimigen Sekrets nur wenige natürliche Fressfeinde haben – und Kröten, Spitzmäuse und Igel noch dazu gerade in den ordentlich gepflegten Gärten kein Zuhause finden. Selbst Rabenvögel, Drosseln und Rotkehlchen fressen Nacktschnecken beziehungsweise Wegschnecken nicht. Auch das Schneckengelege verschmähen sie.
Info
Nacktschnecken sind zumeist Schnecken, die kein Gehäuse tragen. Dennoch wird die Weinbergschnecke als gehäusetragende Landschnecke dazugezählt. Sie gehört wie andere Nacktschnecken zu den sogenannten Landlungenschnecken, die große Mengen Schleim produzieren.
Zugleich sollte man nicht alle Nacktschnecken über einen Kamm scheren. Keinesfalls gehört jede zu den Schädlingen. Diese Schneckenarten gibt es:
- Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris)
Lästig ist vor allem die Spanische Wegschnecke. Sie ernährt sich von jungen Keimlingen und Jungpfalzen sowie saftigem Gemüse. - Schwarze Wegschnecke (Arion ater)
Heimische Nacktschnecken wie die Schwarze Wegschnecke hingegen gelten als "die Geier der Gärten": Sie fressen Aas, also etwa verendete Regenwürmer oder Mäuse, verwandeln aber auch Kot in wertvollen Kompost. - Genetzte Ackerschnecke (Deroceras reticulatum)
Der Schädling macht sich gerne über saftiges Grün im Gemüsebeet und Blumenbeet her. - Rote Wegschnecke (Arion rufus)
Sie ist wie die Schwarze Wegschnecke in Wäldern, Gebüschen und Wegrändern verbreitet. Frisst aber wie ihre Schwester neben Aas ebenso frische Pflanzen. - Tigerschnegel (Limax maximus)
Der Tigerschnegel zählt zu den nützlichen Schnecken ohne Schneckenhaus. Er vertreibt Nacktschnecken und verspeist sogar schädliche Schnecken sowie ihre Schneckeneier. - Weinbergschnecke (Helix pomatia)
Die ohnehin streng geschützte Weinbergschnecke macht sich gleich über die Wurzel allen Übels her: die Eier der Spanischen Wegschnecke. - Pilzschnegel (Malacolimax tenellus)
Er lebt bevorzugt in Nadel- und Laubwäldern und nicht im Garten. Die einheimische Nacktschneckenart frisst im Herbst – wie ihr Name schon vermuten lässt – gern Hutpilze. - Bierschnegel (Limacus flavus)
Er erhielt seinen Namen, weil er früher vermehrt in kühlen Bierkellern zu finden war. Heute lebt er versteckt in feuchten Kellern, Schuppen, Mauerritzen und Schächten und ist sehr selten geworden.
Mehr über die Schneckenarten und welche von ihnen nützlich und welche schädlich sind, erfahren Sie in diesem Artikel.
Eier im Frühjahr beseitigen
Um Nacktschnecken und andere Wegschnecken zu bekämpfen, ist es am besten, die Eier frühzeitig zu entwerfen. Das geht am besten, indem diese vom Boden aufgesammelt oder beziehungsweise und von Blättern, Pflanzenteilen und Steinen abgesammelt werden. Hobbygärtner sollten dazu am besten schon im Frühjahr anfangen, bevor die Schneckenplage richtig ausbrechen kann. Es kann also sinnvoll sein, im Frühling die ganzen Steine zu wenden, kleine Blätterhaufen zu entfernen und auch andere Verstecke wie Blumentöpfe, Blumenuntertöpfe oder Gartenfiguren nach dem Gelege zu kontrollieren. Auch unter Holzbrettern verbergen sich die Klumpen aus kleinen, weichen Kügelchen häufig. Sie können anschließend in der Sonne ausgetrocknet oder im Hausmüll entsorgt werden.
Schneckenbekämpfung mit Schneckenzaun und Salatring
Sind die Schädlinge schon am Fressen, können Schneckenzaun, Beeteinfassung, Kupferdraht oder ein Hochbeet gute Dienste leisten. Schneckenzäune werden im Handel zum Beispiel aus witterungsbeständigem PET angeboten. Diese Barriere schützt Gemüsepflanzen vor Schneckenfraß und kann individuell an das Gemüsebeet angepasst werden.
Auch Salatringe haben sich bewährt. Letztere sind auch als Schneckenkragen, Schneckenschutzring oder Schneckenring bekannt und im Handel erhältlich. Dabei wird der Salatring um die Pflanze gelegt und bildet so eine natürliche Barriere vor Schneckenfraß.
Giftiges Schneckenkorn
Von Schneckenkorn raten Experten ab. Zwar töten und vertreiben sie die schädlichen Schnecken. Aber auch die nützlichen, wie die Weinbergschnecke oder den Tigerschnegel. Zudem ist Schneckenkorn eine Gefahr für andere Tiere und sogar Kinder. Kinder können die blauen Körner für Süßigkeiten halten und sie essen. Haustiere können sich ebenfalls über das Gift hermachen und nach dem Verzehr sogar sterben.
Vögel, Igel und andere Tiere, die die Schnecken fressen, welche zuvor Schneckenkorn verzehrt haben, vergiften sich sodann ebenfalls und sterben. Der Tipp von Experten ist es, lieber auf Schneckenkorn zu verzichten.
Einsammeln in Salatfalle – und was dann?
Bleibt also in erster Linie das Absammeln. Oder das Einsammeln von Schnecken, zum Beispiel in einer Salatfalle. Dafür legen Sie im Garten – am besten abends – ein paar Salatblätter unter einen Leinen-, Baumwoll- oder Jutesack. Allerdings sollte der Sack feucht sein. Dann zieht die Salatfalle die Schnecken magisch an.
Allerdings stellt sich dann die Gewissensfrage: Was tun mit den Schnecken? Die einen setzen die Tiere einfach fernab des Beetes wieder aus – ihr Geruchssinn reicht nur etwa 40 Meter weit. Die anderen zücken das Messer und schneiden ihnen den Kopf ab. Andere Methoden wie Salzen halten Fachleute für Quälerei.
Hilft eine Bierfalle gegen Schnecken?
Viele schwören im Kampf gegen diese Schneckenarten auch auf die ebenfalls beliebten Bierfallen. Hierbei wird ein Gefäß mit Bier gefüllt, das die Tiere anlocken und ertränken soll. Diese Methode ist jedoch nicht sonderlich effektiv, manchmal sogar kontraproduktiv.
Der Alkohol, der die Schnecken anzieht, verfliegt im Freien sehr schnell. Zudem gelingt es manchen Tieren doch, aus dem Biergefäß zu entkommen. Und am unangenehmsten: Der verlockende Duft des Bieres zieht die Nacktschnecken der Nachbargärten überhaupt erst an.
Schnecken mit Fadenwürmern bekämpfen
Diese Schneckenarten lassen sich auch mit sogenannten Nematoden (gibt's im Fachhandel) bekämpfen. Das sind winzige Fadenwürmer der Gattung Phasmarhabditis hermaphrodita. Sie dringen in die Schädlinge ein, sondern ein giftiges Bakterium ab und "fressen" die Tiere von innen auf. Die Schnecken verenden dann nach wenigen Tagen. Ob die Fadenwürmer auch bei der Spanischen Wegschnecke wirken, ist bislang umstritten.
Wenn Sie diese Methode ausprobieren möchten, lesen Sie aufmerksam den Beipackzettel beziehungsweise die Gebrauchsanleitung. Die Fadenwürmer sollten nicht in der Nähe von Gewässern wie Gartenteichen ausgesetzt werden, da sie zum Beispiel die nützlichen Wasserschnecken töten. Zudem sollten keine Fadenwürmer auf Gemüsepflanzen gelangen.
Mit welchen Mitteln Sie Nacktschnecken effektiv bekämpfen und vertreiben können, erfahren Sie in diesem Artikel. Hier wird auch beschrieben, inwiefern Sägemehl helfen kann. Tipps, wie man Nacktschnecken mit Kaffee und Kaffeesatz vertreibt, gibt es hier.
Welche Fressfeinde gibt es noch?
Wer nicht selbst auf Schneckenjagd gehen möchte, kann diese Aufgabe auch anderen Tieren überlassen. Zum Beispiel der Indischen Laufente. Das Tier frisst am Tag bis zu 50 der dicken braunen Schnecken. Deshalb legen sich manche geplagten Gartenbesitzer sogar eigens diese Enten zu – oder mieten sie für ein paar Wochen bei speziellen Laufenten-Verleihstationen. Weitere Feinde der Schnecken sind teilweise Igel und Vögel. Aber auch nur bedingt. Denn nicht jede Wegschnecke mundet den kleinen Räubern.
Beete mit Rasenschnitt mulchen
Viele Experten haben für Hobbygärtner und alle, die Nacktschnecken aus ihrem Garten vertreiben möchten, folgenden Tipp: Das Blumenbeet, Staudenbeet und Gemüsebeet sollte gemulcht werden. Idealerweise mit vertrocknetem Rasenschnitt, Sägespänen beziehungsweise Sägemehl oder Gehäckseltem. Die unebene, kratzige Oberfläche wirke auf die empfindlichen Schneckenbäuche höchst abschreckend.
- Nachrichtenagentur dpa
- Naturschutzbund Deutschland (Nabu): "Schnecken – Kleine Bildergalerie"