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Mit Bakterien oder Viren: So erkennen sie kontaminiertes Trinkwasser


Bakterien, Viren und Keime im Leitungswasser
Warum das deutsche Leitungswasser nicht keimfrei ist

Obwohl Trinkwasser streng kontrolliert wird, kann es gelegentlich zu einer Verunreinigung mit Bakterien oder Schadstoffen kommen. Was die Anzeichen sind und wie Sie sich schützen.

Aktualisiert am 16.09.2024|Lesedauer: 4 Min.

Ist Wasser mit Mikroorganismen, biologischen Giften oder radioaktiven bzw. chemischen Stoffen in Kontakt gekommen, wird es als kontaminiert bezeichnet. In diesem Fall ist es verunreinigt und kann zu einer Gefahr für die Gesundheit werden.

Warnung: In der südniedersächsischen Ortschaft Sudershausen ist das Leitungswasser mit Arsen belastet.Vergrößern des Bildes
Gesundheitsgefahr: Trinken Sie verunreinigtes Leitungswasser nicht. (Quelle: IMAGO / agefotostock, Getty Images / Ondrej Pros / Collage von t-online/imago-images-bilder)

Obwohl die Kontrollen für das Trinkwasser in Deutschland streng sind und regelmäßig stattfinden, kann es immer wieder vorkommen, dass sich Bakterien, Viren, Keime oder Schadstoffe im Wasser befinden. Selten liegt die Ursache beim Wasserversorger. Die unerwünschten Bestandteile gelangen oft über die Leitungen in das Trinkwasser.

Recht auf keimfreies Wasser?

In Deutschland gibt es kein Recht auf keimfreies Wasser aus der Leitung. Das ist auch gar nicht möglich. Allerdings gibt es Grenzwerte, die das Infektionsschutzgesetz (IfSG) und die Trinkwasserverordnung (TrinkwV) festlegen. Die Belastung muss so gering sein, dass die Krankheitserreger die menschliche Gesundheit nicht gefährden, heißt es in den Regelwerken.

Wie erkenne ich verunreinigtes Leitungswasser?

Mit bloßem Auge können Sie nicht immer erkennen, ob das Trinkwasser mit Bakterien, Viren oder Schadstoffen kontaminiert ist. Dennoch kann es Anzeichen für eine Kontamination geben. Dazu gehören

  • ein ungewöhnlicher, auffälliger Geruch
  • ein unüblicher Geschmack oder/und
  • eine leichte Trübung des Wassers.

Treten ein oder mehrere der genannten Anzeichen selbst dann noch auf, wenn Sie das Wasser haben etwas laufen lassen, trinken Sie das Wasser besser nicht.

Aber nicht immer sind Schadstoffe oder Krankheitserreger im Wasser leicht erkennbar. Viele schädliche Substanzen und Keime sind farb-, geruch- und geschmacklos, was die Erkennung erheblich erschwert. Gewissheit erhalten Sie beispielsweise, wenn eine Wasseranalyse durchgeführt wird. Die nimmt jedoch meist etwas Zeit in Anspruch. Das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) bietet einen Wassercheck für Privathaushalte an. Alternativ finden Sie auch andere unabhängige Prüflabore im Internet. Die Tests kosten bis zu 200 Euro.

Warum Sie allgemein das Wasser etwas aus dem Hahn laufen lassen sollten, bevor Sie es trinken oder zum Kochen verwenden, erfahren Sie in diesem Artikel hier.

Keime im Trinkwasser: Was kann ich tun?

Das Wichtigste: Lassen Sie bei Verdacht auf eine Verunreinigung das Wasser einige Minuten laufen. Damit durchspülen Sie die Leitungen und Keime, die sich gerne in Stagnationswasser ansammeln, werden entfernt. Bleiben die Anzeichen weiterhin bestehen, müssen Sie sofort handeln. Trinken Sie das Wasser nicht. Kochen Sie es ab, bevor Sie es verwenden. Dadurch werden die meisten Bakterien, Viren und Parasiten abgetötet. Lassen Sie das Wasser dafür mindestens fünf Minuten sprudelnd kochen. Trinken Sie im Zweifel nur noch gekauftes, abgefülltes Wasser.

Erkundigen Sie sich auch bei dem für Sie zuständigen Wasserwerk (auf der Internetseite), ob eine Verunreinigung bekannt ist. Mieter sollten zusätzlich bei ihrem Vermieter nachfragen. Insbesondere dann, wenn die Anzeichen nicht kurzweilig sind, sondern etwas anhalten, ist Handeln geboten.

Was sind die häufigsten Ursachen für verunreinigtes Wasser?

Von kontaminiertem Trinkwasser wird oft gesprochen, wenn sich in ihm Legionellen, Pseudomonaden, coliforme Keime oder Enterokokken befinden.

  • Legionellen
    Legionellen sind Bakterien, die vor allem in stehenden (Stagnationswasser) oder erwärmten Wasseransammlungen gedeihen. Daher kommen sie häufig in Warmwassersystemen von Gebäuden vor, etwa in Duschen, Klimaanlagen oder Whirlpools. Besonders problematisch sind sie, weil sie schwere Erkrankungen wie die Legionärskrankheit auslösen können. Die Legionärskrankheit beginnt oft mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Husten und Muskelschmerzen.
    Eine Infektion erfolgt in der Regel über das Einatmen von winzigen, mit Legionellen verunreinigten Wassertröpfchen, erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Die belasteten Aerosole entstehen beim Duschen, in Klimaanlagen oder in Sprudelbädern.
    Ein wirksamer Schutz ist, die Vermehrung von Legionellen in Wasserleitungssystemen zu verhindern. Experten empfehlen, dafür eine Warmwassertemperatur von mindestens 60 Grad Celsius einzuhalten und Wasserleitungen regelmäßig zu spülen. Besonders in länger ungenutzten Gebäuden – beispielsweise nach einer langen Urlaubsreise oder in Ferienwohnungen – sollten Wasserhähne und Duschen vor der Benutzung gründlich durchgespült werden.
  • Pseudomonaden
    Pseudomonaden zählen zu den sogenannten Nasskeimen. Sie kommen überall dort vor, wo es nass oder feucht ist. Somit auch in Wasserleitungen oder Gartenschläuchen.
    Die Sorte Pseudomonas aeruginosa tritt häufig in Krankenhäusern auf (Krankenhauskeim).
    Symptome einer Infektion sind unter anderem Harnwegsinfektionen, Darmerkrankungen, eine Lungenentzündung oder gar eine Hirnhautentzündung.
    Die Konzentration an Pseudomonaden ist primär in stehendem Wasser hoch, da sich hier bereits ein sogenannter Biofilm (Schleimschichten von Mikroorganismen) gebildet hat, der den Bakterien optimale Lebensbedingungen bietet.
  • coliforme Keime
    Die bekanntesten coliformen Bakterien sind die der Sorte E. coli (Escherichia coli). Sie gelangen teilweise durch Fäkalien ins Wasser. Symptom einer Infektion ist vor allem Durchfall. Meist hat der Betroffene vorab eine größere Menge des kontaminierten Wassers getrunken. Ein Schluck führt selten zu einer Erkrankung.
    Da die Bakterien nur wenige Tage im Wasser überleben, ist ihr Nachweis schwer.
  • Enterokokken
    Die Milchsäurebakterien kommen sowohl im menschlichen als auch im tierischen Darm vor. Im Trinkwasser können sie aber problematisch werden. Denn wer zu viele der Bakterien aufnimmt, kann beispielsweise an Harnwegsinfektionen, Wundinfektionen, Unterleibsabszesse oder Entzündung des Herzens (Endokarditis) erkranken.
    Enterokokken können mehrere Wochen außerhalb des Darms überleben. Es gibt mehrere Untergruppen des Bakteriums. Zu den häufigsten zählen Enterococcus faecalis und Enterococcus faecium.

Zudem erhöhen veraltete oder schlecht gewartete Wasserleitungen das Risiko einer bakteriellen Verunreinigung. Trotz regelmäßiger Kontrollen kann es zu einer Verschmutzung des Wassers kommen.

Was passiert, wenn ich mit Bakterien verunreinigtes Wasser trinke?

Wenn Sie von bakteriell verunreinigtem Wasser getrunken haben, kommt es häufig zu gesundheitlichen Beschwerden, insbesondere im Magen-Darm-Trakt. Mögliche Symptome sind Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. In schweren Fällen leiden die Betroffenen auch unter Fieber oder einer Infektion der Atemwege. Besonders gefährlich wird es, wenn das Wasser mit Legionellen belastet ist. Diese Bakterien sind hoch ansteckend.

Welche Schadstoffe gibt es noch im Leitungswasser?

Neben Mikroorganismen kommen Schwermetalle, landwirtschaftliche Hilfsstoffe wie Pestizide, Mineraldünger oder Herbizide oder auch Schwebstoffe im Leitungswasser vor.

Schwermetalle können unter anderem durch Destillation entfernt werden. Allerdings ist destilliertes Wasser nicht trinkbar – mehr dazu hier. Abkochen kann teilweise helfen.

Ein Aktivkohlefilter kann Pestizide, Mineraldünger und Co. aus dem Wasser entfernen. Auch hier kann Abkochen helfen.

Schwebstoffe, die überwiegend als für die Gesundheit unbedenklich eingestuft werden, trüben das Wasser. Durch das Abkochen kann ihre Konzentration reduziert werden.

Verwendete Quellen
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