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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wie Sie es herausfinden Bedenkliche Chemikalien im Trinkwasser: Unsichtbare Gefahr
Das Trinkwasser in Deutschland zeigt eine bedenkliche Belastung mit der sogenannten "Ewigkeits-Chemikalie". Eine Studie offenbart die Ausmaße.
Giftige Chemikalien im Trinkwasser: Eine aktuelle Studie zeigt, dass das Trinkwasser in Europa, einschließlich Deutschlands, zunehmend mit der "Ewigkeits-Chemikalie" belastet ist, bekannt auch als per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS).
Besonders häufig verbreitet ist das Abbauprodukt vieler PFAS, das Trifluoracetat (TFA). Das Problem mit der Substanz: Sie ist schwer abbaubar und kann sowohl der Gesundheit als auch der Umwelt schaden. Die giftige Chemikalie gelangt über Pestizide, Kühlwasser oder/und Industrieabfälle ins Grundwasser.
Stark belastet ist laut der neusten Untersuchung insbesondere das Trinkwasser in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Allerdings liegen die gemessenen TFA-Werte noch unter den von der EU veranschlagten maximalen Grenzwerten, heißt es.
Die erwähnten Grenzwerte gelten allerdings erst ab dem 12. Januar 2026. Ab dann dürfen maximal 0,1 Mikrogramm pro Liter (µg/L) als Summengrenzwert für eine Gruppe von 20 trinkwasserrelevanten PFAS-Substanzen im Wasser enthalten sein, erklärt das Umweltbundesamt. Ab 2028 gilt dann ein zusätzlicher Grenzwert für PFHxS, PFOS, PFOA und PFNA von 0,02 µg/L für die Summe aus diesen Verbindungen.
Wird Trinkwasser auf PFAS untersucht?
Laut Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) testen bereits zahlreiche Wasserwerke ihr Wasser auf eine mögliche PFAS-Belastung. Allerdings noch nicht alle.
Die Ergebnisse der Wasserwerke, die die Tests bereits durchführen, fielen bis dato positiv für die Verbraucher aus – der PFAS-Gehalt lag unter den ab 2026 geltenden Grenzwerten.
Viele Wasserwerke, die bereits entsprechende Tests durchführen, gewährleisten ihren Kunden, dass die zukünftig EU-weit geltenden Grenzwerte schon jetzt eingehalten beziehungsweise unterschritten werden.
Wie erkenne ich, wo PFAS enthalten sind?
Das Problem: PFAS können Sie weder sehen noch riechen oder schmecken. Und auch eine Kennzeichnungspflicht gibt es bisher nicht. Bisher können die Chemikalien nur mit aufwendigen Analysen nachgewiesen werden.
Es ist jedoch bekannt, dass bestimmte Produkte mit der Chemikalie behandelt sind. Dazu zählen beispielsweise teflonbeschichtete Pfannen, regenabweisende Textilien, Backpapier und zahlreiche andere, wasser-, fett- und/oder schmutzabweisende Produkte. Allerdings sind laut Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) auch tierische Lebensmittel belastet.
Tipp: Achten Sie beim Kauf auf Produkte, die mit "Frei von PFAS", "frei von PFC" oder "fluorfrei" gekennzeichnet sind. Wirbt der Hersteller jedoch mit "PFOA/PFOS-frei" oder "GenX-frei", können andere Chemikalien aus der PFAS-Gruppe enthalten sein, warnt die Verbraucherzenrtale Nordrhein-Westfalen.
Wie gelangen PFAS ins Trinkwasser?
Auf verschiedenen Wegen. Beispielsweise durch die Aufbringung von Klärschlamm oder Kompost auf Äcker, durch Unfälle oder den unsachgemäßen Umgang mit bestimmten Flüssigkeiten sowie über Pestizide, Kühlwasser oder/und Industrieabfälle. Die Substanzen sickern ins Grundwasser und gelangen über Umwege ins Trinkwasser.
Wie hoch ist die aktuelle Belastung?
Laut dem BMUV hat die Belastung junger Erwachsener mit bestimmten PFAS in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen. Allerdings wurde bei der Deutschen Umweltstudie zur Gesundheit (GerES) und von der Forschungsinitiative HBM4EU nachgewiesen, dass bei jedem fünften Jugendlichen (20 Prozent) das Blut stark mit den "Ewigkeits-Chemikalien" belastet ist.
Welche Auswirkung die hohe Konzentration an PFAS im Blut auf die Gesundheit der Betroffenen hat, ist aktuell bislang nicht bekannt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass sie das Immunsystem schwächen und die Fruchtbarkeit sowie die Gehirnentwicklung von Ungeborenen beeinflussen können. Es sei zudem nicht auszuschließen, dass sie das Wachstum von bösartigen Krebszellen begünstigen oder fördern.
Wie finde ich heraus, ob mein Trinkwasser mit PFAS belastet ist?
Aktuell haben Sie nur die Möglichkeit, Wasserproben von einem unabhängigen Labor auf PFAS untersuchen zu lassen, erklärt Janna Kuhlmann, Expertin für Chemie beim BUND in einem Interview mit dem ZDF. Das ist laut der Expertin allerdings teuer. Die Kosten liegen hier je nach Anbieter zwischen 180 und 300 Euro. Besser (und günstiger) sei es, erst bei den Wasserwerken nachzufragen – möglicherweise testet Ihr Wasserwerk bereits (siehe weiter oben). Die Ergebnisse waren bis dato positiv – der PFAS-Gehalt lag unter den ab 2026 geltenden Grenzwerten.
Der NDR, WDR und die "Süddeutsche Zeitung" haben eine interaktive Karte entwickelt, mit der Sie herausfinden können, wie hoch die PFAS-Belastung bei Ihnen ist. Dabei wird jedoch die gesamte Belastung der Umwelt und nicht nur des Trinkwassers angezeigt.
Kann ich selbst PFAS aus meinem Trinkwasser filtern? Die Antwort erhalten Sie in diesem Artikel hier.
- global2000.at "TFA Die ewige Chemikalie im Wasser, das wir trinken"
- verbraucherzentrale.de "Ewigkeits-Chemikalien PFAS: Wo sie stecken, warum sie problematisch sind"
- bmuv.de "Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS)"
- zdf.de "Volle Kanne vom 16. Juli 2024 "
- tagesschau.de "Wo PFAS überall Deutschland verschmutzen"
- ndr.de "PFAS: Wo sind die Chemikalien enthalten?"
- bund.net "Deutschlandweiter ToxFox-Trinkwassertest zu PFAS"
- umweltbundesamt.de "SumPFAS – besorgniserregenden Per- und Polyfluorierten Stoffen auf der Spur"
- umweltbundesamt.de "Neue Trinkwasserverordnung sichert hohe Qualität unseres Trinkwassers"
- bund.net "PFAS im Trinkwasser: BUND entdeckt Ewigkeits-Chemikalien in Leitungs- und Mineralwasser"
- lanuv.nrw.de "PFAS im Wasser"
- tagesschau.de "Trinkwasser soll besser geschützt werden"
- chemtrust.org "PFAS im Trinkwasser: Immer mehr Skandale in ganz Europa"
- vsr-gewaesserschutz.de "Analyse von PFAS im Brunnenwasser"
- laborpraxis.vogel.de "Wie steht es um PFAS in deutschen Trinkwässern?"
- fr.de "Studie enthüllt: Trinkwasser in Deutschland zunehmend belastet"