Leere Regale und Preisanstieg Hohe Nachfrage: Sind Teelichter das "neue" Klopapier?
Klopapier, Nudeln, Öl – all diese Produkte wurden in den vergangenen Monaten gehamstert. Nun gibt es einen neuen Run auf eine ganz andere Ware.
Nahezu jeder kennt das: Nach dem Bummel durchs Möbelgeschäft liegt mindestens eine Packung Teelichter im Einkaufskorb. Doch aktuell sieht es mit den wachsgefüllten Aluschälchen schlecht aus. In vielen Geschäften sind sie knapp oder gar ausverkauft. Sowohl im Supermarkt als auch im Drogeriemarkt oder eben im Möbelfachgeschäft. Letzteres ist beispielsweise bei Ikea in Duisburg, Koblenz, Mannheim und München-Echingen der Fall. Und auch in einigen dm-, Rossmann-, Rewe- und Netto-Filialen sind Teelichter und andere Kerzenarten zu einem gefragten Gut geworden, wie die Filialmitarbeiter auf Nachfrage von t-online mitteilten.
Wer im Internet sein Glück versucht, kann ebenfalls enttäuscht werden. So teilt die Drogeriemarktkette dm auf ihrer Homepage mit, dass Teelichter der Eigenmarke (100er-Packung) online aktuell nicht verfügbar sind.
Teilweise hoher Preisanstieg
Wer dennoch Glück hat und ein paar Teelichter oder Stumpenkerzen ergattern kann, muss dafür teilweise tief in die Tasche greifen. So bietet die Drogeriemarktkette Budni die 125er-Packung der Eigenmarke für 7,99 Euro an, bei Edeka gibt es den 24er-Pack für 3,29 Euro – allerdings mit einer Brenndauer von sechs Stunden anstatt der gängigen vier. Die Konkurrenz bietet den 100er- oder 90er-Pack für etwa 5,49 Euro an.
Preiserhöhung
Viele Hersteller erhöhten bereits vor einigen Monate die Preise für Teelichter. Sie sind vorwiegend durch die steigenden Energie-, Material- und Lieferkosten bedingt.
Gründe für den Run auf die Teelichter und Kerzen können die steigenden Energiekosten oder Angst vor einem Blackout sein. Viele Verbraucher decken sich mit den autarken Lichtern ein, um Licht beziehungsweise Strom zu sparen und unter Umständen auch, um sich einen Teelichtofen zu bauen, also mit den wachsgefüllten Aluschälchen zu heizen. Teilweise können die Lücken in den Regalen aber auch durch Lieferprobleme hervorgerufen werden. Die befragten Mitarbeiter in den Filialen teilten mit, Verbraucher müssten keine Sorge vor einem Lieferengpass haben. Die Versorgung mit Kerzen und Co. sei gesichert.
Teure Lichtquelle
Teelichter als alternative Lichtquelle zu nutzen, ist sowieso keine gute Idee. Sie sind konzipiert, um unter ein Stövchen gestellt zu werden und so den Tee(kessel) warmzuhalten. Ihre Lichtwirkung ist im Vergleich zu einer Lampe relativ gering. Um eine ausreichende Helligkeit im Wohnzimmer zu erzielen, benötigen Sie mindestens vier bis fünf Kerzen. Das können, je nach Stückpreis, zwischen 24 und 30 Cent für vier Stunden Licht sein.
Eine 30-Watt-LED-Deckenleuchte verbraucht im selben Zeitraum 120 Watt und schlägt somit mit knapp 6 Cent zu Buche (Strompreis: 53 Cent/kWh, Stand: Oktober 2022)
Darüber hinaus haben Teelichter eine schlechte Ökobilanz. Die Herstellung der Aluschalen kostet viel Energie und Ressourcen. Und das für die Schälchen benötigte Aluminium wird teilweise aus Bauxit-Tagesbauten in Brasilien gewonnen – um hier ranzukommen, müssen große Flächen des Regenwaldes abgeholzt werden.
Auch beim Einsatz als Heizalternative sollten Sie bedenken, dass es sich hier um eine punktuelle Wärmequelle handelt, diese stets beaufsichtigt werden muss und ein Teelichtofen keine Alternative für einen richtigen Heizkörper ist. Besser ist es also, in eine gute Dämmung zu investieren, die Wärme in einem Raum zu halten und richtig zu heizen.
- rossmann.de
- rewe.de
- aldi.de
- verivox.de "Strompreis"
- Eigene Recherche in diversen Berliner Märkten von Aldi, Edeka, Kaufland, Netto, Rewe, Budni, dm, Rossmann; inklusive Nachfrage bei den Mitarbeitern. 14.10.2022
- ruhr24.de "Ikea-Kerzen ausverkauft"