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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schimmel in der Wohnung Mit Schäferhündin Sally auf Schimmeljagd
Schimmel in der Wohnung ist vor allem für Allergiker und Kinder eine echte Plage. Sie reagieren auf die gesundheitsschädlichen Sporen nicht erst dann, wenn an der Wand schon Schimmelflecken sichtbar werden. Der größte Teil der Schimmelsporen versteckt sich hinter Tapeten, Möbeln oder sogar unter dem Estrich des Fußbodens. Immer häufiger werden zur Ortung Schimmelspürhunde eingesetzt. Ihre Nasen sind sogar moderner Messtechnik oft überlegen. Die Foto-Show zeigt, wie Spürhündin Sally auf versteckten Schimmel Jagd macht.
"Zunehmend werden speziell ausgebildete Schimmelspürhunde eingesetzt, um verborgene Schimmelpilzkontaminationen zu erkennen oder besser zu erschnüffeln", informiert das Umweltbundesamt schimmelgeplagte Mieter und Hauseigentümer. Die Ausbildung der Tiere verläuft ähnlich wie bei Drogen- oder Sprengstoffspürhunden: Die Tiere werden auf den besonderen Geruch abgerichtet, den Schimmelsporen absondern, und schlagen an, sobald ihre sensiblen Nasen Schimmel wittern.
Versteckter Schimmel in der Wohnung
Eine dieser Schimmelspürnasen ist die dreijährige belgische Schäferhündin Sally. "Sie sucht und findet zu fast 100 Prozent den versteckten Schimmel", wirbt Besitzer Johannes May. Der Diplom-Ingenieur betreibt als gelernter Architekt und Baubiologe seine eigene Firma im bayrischen Bad Wörishofen. Zusammen mit Sally rückt er aus, wenn jemand Schimmel in seiner Wohnung vermutet.
"Meistens ist schon Schimmel vorhanden, ohne dass er zu erkennen ist und es wird erst nach ihm gesucht, wenn bereits gesundheitliche Probleme aufgetreten sind", berichtet May. Rund 85 Prozent der schädlichen Sporen seien unsichtbar. May ist erfahrener Passivhausplaner und Referent im Bereich der energetischen Altbausanierung. 2005 erhielt er in diesem Zusammenhang sogar die Bayrische Staatsmedaille für Verdienste um Umwelt und Gesundheit.
Die Ausbildung der Schimmelspürhunde
Schimmelspürhunde wie Sally werden so ausgebildet, dass sie auch den versteckten Schimmel entdecken. "Die Ausbildung beginnt mit sechs Monaten und dauert circa ein Jahr", erklärt May. Ziel der Ausbildung sei eine Erkennungsquote von mindestens 90 Prozent. Dass die Hunde diesem Anspruch auch genügen, werde immer wieder durch penibel geführte Suchprotokolle nachgewiesen. Unabhängige Institutionen wie das Umweltbundesamt und Gesundheitsämter erkennen den Schimmelspürhund inzwischen als zulässige Methode zur Schimmelortung an.
2011 wurde im Baden-Württembergischen Hambrücken das bislang einzige Ausbildungs- und Prüfzentrum für Schimmelspürhunde eröffnet. Im Rahmen einer mindestens einjährigen Ausbildung werden dort neue Schimmelspürhunde trainiert und auf ihre zukünftigen Aufgaben vorbereitet.
Krankheitssymptome können auf versteckten Schimmel hindeuten
Doch wie kommen die Menschen überhaupt darauf, dass ihre Wohnung von Schimmel befallen sein könnte, wenn dieser gar nicht sichtbar ist? "Sporen und Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen können, über die Luft eingeatmet, allergische und reizende Reaktionen beim Menschen auslösen", informiert das Umweltbundesamt.
Klassische, wenn auch recht unspezifische Symptome, die auf einen Schimmelbefall im Wohnraum hindeuten, seien Schnupfen, Bronchitis, gerötete Augenschleimhäute, Müdigkeit oder Kopfschmerzen. "Laut Deutschem Allergie- und Asthmabund leiden etwa sechs Prozent der Deutschen an Schimmelpilzallergien", berichtet May. Vor allem Kinder können chronisches Asthma und andere Atemwegserkrankungen ausbilden, wenn sie längere Zeit einer hohen Konzentration an Schimmelsporen ausgesetzt sind.
Alternativen zum Schimmelspürhund
Treten Krankheitssymptome bei einem oder mehreren Bewohnern auf, ohne dass eine andere Ursache erkennbar wird, sollte die Wohnung auf versteckten Schimmel untersucht werden. Möglich, wenn auch meistens teurer, ist dies auch ohne Schimmelspürhund.
"Schimmel kann durch Raumluftanalysen und Materialproben nachgewiesen werden", erwähnt May eine Alternative zum Vierbeiner. Die Proben müssten dann zur Analyse ins Labor geschickt werden. Bis das Ergebnis da ist, vergehen nach Mays Erfahrungen meist um die zwei Wochen. "Die Spürnase ist selbst der modernsten Messtechnik an Geschwindigkeit und punktgenauer Anzeige überlegen", ist May von den Qualitäten seiner Hündin überzeugt.
Traumimmobilie oder verseuchte "Schimmelbude"?
Ein Schimmelspürhund liefert das Ergebnis sofort. Häufig werden May und seine Hündin Sally deshalb auch von Miet- oder Kaufinteressenten einer Immobilie beauftragt. Die Auftraggeber wollen sicher gehen, dass die neue Wohnung unbelastet ist. "Durch den Hund kann schnell überprüft werden, ob Schimmel vorhanden ist oder nicht und eine Entscheidung getroffen werden", resümiert May.
Tatsächlich ist gerade der Kauf einer Immobilie für die meisten Menschen die größte Investition ihres Lebens. Und eine hohe Schimmelbelastung ist häufig die Folge von baulichen Mängeln, die nur unter erheblichen Kosten beseitigt werden können. Insofern kann man hier mit dem vorsorglichen Einsatz eines Schimmelspürhundes schnell auf Nummer sicher gehen.
Kosten für den Einsatz eines Schimmelspürhunds
Denn die Kosten für eine Schimmelortung mit Spürhund bewegen sich im verträglichen Rahmen. Die meisten Angebote liegen zwischen fünf und sieben Euro pro Quadratmeter untersuchter Wohnfläche. "Die Kosten bewegen sich bei Wohnungen und Einfamilienhäusern meist zwischen 300 und 500 Euro", so May. Da es aktuell noch nicht in jeder Region einen Schimmelspürhund gibt, kommen häufig noch Anfahrtskosten hinzu. May beispielsweise berechnet für längere Anfahrten 50 Cent pro Kilometer.
Schimmelspürhunde in Deutschland noch selten
Verglichen mit anderen Nationen hat Deutschland Nachholbedarf. In Schweden etwa werden seit über 20 Jahren erfolgreich Spürhunde zur Ortung versteckten Schimmels eingesetzt. In Deutschland ist der Service noch wenig verbreitet. Seit ungefähr zehn Jahren gehen auch hierzulande Spürhunde auf Schimmelsuche. Die Nachfrage nach den kaltschnäuzigen Schimmeljägern steigt kontinuierlich. Es gibt bundesweit aber bislang nur ein gutes Dutzend Schimmelspürhunde.
Bisweilen müssen sich Schimmelgeplagte aber mit dem bestehenden Angebot begnügen. In den meisten Regionen gibt es im Umkreis von etwa hundert Kilometern mindestens einen Schimmelspürhund. Interessierte Verbraucher können sich an an den Bundesverband Schimmelpilzsanierung (BSS) wenden, um zu erfahren wo sich der nächste Schimmelspürhund der Region befindet und Kontakt zum Hundeführer herzustellen.
Schimmelspürhunde nicht ablenken
Die Räume, in denen Sally auf Schimmeljagd geht, werden zuvor vorbereitet. Dabei werden alle Geruchsquellen entfernt, welche die Hündin bei ihrer Suche irritieren könnten. "Die Mülleimer sollten geleert und Behälter für Kompostabfälle gereinigt sein. In diesen befinden sich meistens Schimmelsporen, welche den Hund unnötig ablenken", informiert Johannes May seine Kunden auf einem Informationsblatt zur Vorbereitung des Hausbesuchs.
Auch andere Ablenkungen sollten vermieden werden. Haustiere, herum liegendes Spielzeug oder der Duft aromatischer Lebensmittel können einen Schimmelspürhund ablenken und sollten wahrend der Suche nicht im Haus oder aber gut verstaut sein.
"Hausschuhe" für den Schimmelspürhund verhindern Kratzer und Schäden
Schäden durch einen Schimmelspürhund müssen die Auftraggeber nicht fürchten. Zwar scharrt Sally mit den Vorderpfoten, wenn sie anschlägt, jedoch trägt die Hündin bei jeder Ortsbegehung spezielle Überziehschuhe an den Vorderläufen. Durch diese "Hausschuhe" sind Wände, Möbel und Fußböden vor Kratzern durch Sallys Krallen geschützt. Außerdem geht der Hundeführer vor dem Einsatz des Vierbeiners noch einmal alle zu untersuchenden Räume ab und vergewissert sich, dass nichts Zerbrechliches mehr im Weg ist.
Schimmelspürhunde brauchen nach 30 Minuten eine Pause
Die Jagd auf Schimmelsporen ist für den Hund eine anstrengende Arbeit, die hohe Konzentration erfordert. Wie bei Drogensuchhunden auch setzen nach rund 30 Minuten Ermüdungserscheinungen ein. Danach brauchen Schimmelspürhunde mindestens eine Stunde Pause, bevor es mit der Jagd auf die ungesunden Pilzsporen weitergehen kann. Die Hundeführer haben eine enge Bindung zu ihrem Vierbeiner und erkennen sehr gut, wann genau die Tiere verschnaufen müssen und wann sie sich wieder an die Arbeit machen können.
Hunde können Schimmel orten, nicht beseitigen
Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass auch Spürnasen wie Sally irgendwann an ihre Grenzen kommen: "Beim Einsatz von Schimmelpilzspürhunden ist zu bedenken, dass der Hund zwar einen verdeckten Schimmelbefall markiert, dies aber noch keinerlei Aussage über das tatsächliche Ausmaß der Schimmelpilzbelastung und über eine eventuelle gesundheitliche Gefährdung für die Bewohner zulässt." Es geht eben nur um die Ortung verdeckten Schimmels, nicht um die Gefährdung, die von ihm ausgeht oder um das Ausmaß des Schimmelbefalls.
Wenn Sally oder ihre kaltschnäuzigen Kollegen Schimmel aufspüren, muss hinterher also die Ursache für den Befall ermittelt und beseitigt werden. Danach kann dann die betroffenen Stellen saniert werden. "Das setzt einen hohen Sachverstand voraus und sollte durch eine dafür ausgewiesene Fachkraft durchgeführt werden", so die Empfehlung des Umweltbundesamts. Beraten können die lokalen Gesundheitsämter und die Verbraucherzentralen. Über Vorbeugung und das richtige Verhalten bei Schimmelbefall informieren auch unsere zwölf Tipps gegen Schimmel.