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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Staatliche Förderung für Investitionen Vor-Ort-Beratung der Polizei hilft bei der Einbruchprävention
Im Schnitt wird alle zwei Minuten irgendwo in Deutschland eingebrochen – Tendenz seit Jahren steigend.
Karfreitag, irgendwann zwischen Nachmittag und frühem Abend: Ein Einbrecher macht sich an der massiven Holztür am Eingang zur Wohnung einer 48-jährigen Frau zu schaffen. Die Tür splittert, doch der Einbrecher gelangt nicht in die Altbauwohnung in Frankfurt am Main.
Zu viel Gedankenlosigkeit bei der Einbruchprävention
Eine Woche später steht die Frau sichtlich aufgewühlt in der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in der Frankfurter Innenstadt und will wissen, wie sie ihr Heim schützen kann. Das Beispiel ist typisch: Die meisten Menschen machen sich erst dann Gedanken über wirksamen Einbruchschutz, wenn es sie selbst oder Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld einmal erwischt hat. Nach einer jüngst veröffentlichten Studie des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen (KFN) nutzen über 70 Prozent der Befragten keine zusätzliche Sicherheitstechnik zum Schutz gegen Einbruch.
Fenster und Türen einbruchsicher machen
"18 Jahre habe ich mich sicher gefühlt", sagt auch die 48-jährige Frankfurterin, die ihren Namen nicht nennen möchte. "Jetzt fühle ich mich nicht mehr sicher." Mit den Jahren sei sie unvorsichtig geworden, habe die Balkontüre im Hochparterre nicht mehr abgeschlossen. Inzwischen verriegele sie alles, sie wolle sich zudem ein weiteres Schloss in die Haustüre einbauen lassen. Oberkommissarin Manuela Lang erklärt, wie sie am besten einen zusätzlichen Riegel an der Altbautür anbringen kann.
Mechanische Sicherungen haben gegenüber Alarmanlagen klare Vorzüge. "Sie sind die wesentliche Voraussetzung für einen wirksamen Einbruchschutz", heißt es in einer Ratgeber-Broschüre der Polizeilichen Kriminalprävention des Bundes und der Länder. "Einbruchmeldeanlagen verhindern keinen Einbruch, sondern melden ihn nur." In vielen Fällen ist der mechanische Einbruchschutz außerdem günstiger. Denn es müssen nicht gleich alle alten Fenster und Türen ausgewechselt und gegen einbruchhemmende ersetzt werden. Fast immer lassen sich bestehende Bauteile mit zusätzlichen Schlössern, Querriegeln und verstärkten Beschlägen nachrüsten und sich der Einbruchschutz dadurch deutlich verbessern.
Kostenlose Vor-Ort-Beratung der Polizei hilft bei der Einbruchprävention
Welche konkreten Maßnahmen im individuellen Einzelfall sinnvoll sind, darüber kann man sich gratis von der Polizei beraten lassen. Allein in Frankfurt rücken die Kommissare der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle etwa 700 Mal pro Jahr aus und beraten die Menschen vor Ort in ihrem Zuhause. "Wir schauen uns sämtliche Öffnungen des Objekts an", erklärt Oberkommissar Stefan Hantschmann. Bei Einfamilienhäusern seien das etwa Fenster, Türen oder Kellerschächte. Bei Wohnungen meistens die Eingangstüren. Was zu Einbrüchen einlädt, ist den Beamten ein Dorn im Auge. "Wir stellen den Leuten dann verschiedene Varianten zur Sicherung dar, die auch preisgünstig sind", so Hantschmann.
Rund 260 solcher Beratungsstellen gibt es in Deutschland. "Jedes Polizeipräsidium hat eine", erklärt Hantschmann. "Wir beraten vorwiegend Einbruchsopfer." Leute, in deren Nachbarschaft eingestiegen wurde, kämen aber genauso wie Bauherren, die etwa einbruchhemmende Fenster oder Türen verbauen wollen. Die Beratung ist bundesweit in der Regel kostenlos.
Einbruchschutz durch Sicherheitstechnik wirkt
Dass Maßnahmen zur Einbruchbruchprävention wirken, darüber sind sich alle Experten einig. Wie einfach es ist, mit einem handelsüblichen Schraubenzieher ein geschlossenes Fenster ohne Einbruchsicherung aufzuhebeln, beweist Hantschmann in der Frankfurter Beratungsstelle. Innerhalb weniger Sekunden öffnet er ein zu Demonstrationszwecken aufgestelltes Fenster.
Menschen, die er berät, lässt er auch selbst ran – für das Aha-Erlebnis, wie er sagt. "Mehr als drei Handgriffe braucht niemand, um es aufzubrechen", sagt Hantschmann. Am Fenster direkt daneben würden sich wohl auch erfahrene Einbrecher die Zähne ausbeißen. "Nicht mal ich schaffe das", scherzt Hantschmann, der zu Übungszwecken schon viele Fenster und Türen aufgehebelt hat. Das Fenster hat eine spezielle Einbruchssicherung. Der Rahmen zeigt viele Spuren vom Schraubenzieher, doch aufbrechen konnte es noch niemand.
Auch die Statistik bestätigt die Wirkung geeigneter Einbruchschutzmaßnahmen. Im Schnitt benötigen Einbrecher für ihre Tat nur zehn Minuten. Durch gut gesicherte Fenster und Türen können sie so schnell nicht einsteigen. Das Risiko, auf frischer Tat entdeckt zu werden, steigt und viele Täter ziehen unverrichteter Dinge wieder ab. "Rund 40 Prozent aller Einbrüche bleiben im Versuchsstadium stecken, nicht zuletzt wegen Verbesserungen der Sicherungsmaßnahmen", heißt es in einer gemeinsamen Bund-Länder-Mitteilung zu den aktuellen Einbruchzahlen.
Zahl der Einbrüche in Deutschland steigt seit Jahren
Neben wenigen Bundesländern mit Rückgängen melden mehrere andere Länder für das Jahr 2014 wieder deutliche Anstiege – etwa Bayern um fast 30 Prozent oder Baden-Württemberg um fast 20 Prozent. Die offizielle bundesweite Zahl liegt noch nicht vor, doch nach Berechnungen der Deutschen Presse-Agentur erfasste die Polizei insgesamt mehr als 152.000 Fälle. Das ist der höchste Wert seit 16 Jahren und gegenüber dem Vorjahr ein Plus von etwa zwei Prozent. Seit 2008 verzeichnen die Polizeibehörden von Jahr zu Jahr mehr Einbrüche. Seitdem sind die Fallzahlen um gut 40 Prozent gestiegen. Die Aufklärungsquote hingegen blieb zuletzt weitgehend konstant bei etwa 15 Prozent.
Staatliche Förderung für Investitionen in den Einbruchschutz
Umso wichtiger ist es, selbst vorzubeugen. In manchen Fällen werden Investitionen in Einbruchschutzmaßnahmen wie der Einbau einbruchhemmender Fenster und Türen, die Nachrüstung einbruchhemmender Produkte wie Zusatzschlössern oder der nachträgliche Einbau von Rollläden auch staatlich gefördert. Förderung gibt es allerdings nur, wenn die Investition in mehr Einbruchschutz mit Maßnahmen zur energetischen Sanierung oder einem altersgerechten Umbau kombiniert werden. Obwohl bereits mehrfach von unterschiedlicher Seite gefordert, gibt es noch keine bundesweiten Fördertöpfe allein für den Einbruchschutz.
Einbruchopfer leiden oft noch jahrelang
2013 betrug der durchschnittliche materielle Schaden pro Einbruch etwa 4500 Euro. "Der psychische Schaden ist meist höher als der materielle", berichtet Hantschmann. Die Bundesgeschäftsführerin der Opferschutz-Vereinigung Weisser Ring, Bianca Biwer, sagt: "Jeder Achte fühlt sich nach einem Einbruch in seinem Heim nicht mehr sicher und zieht um. Jeder Fünfte bis Sechste leidet langfristig unter Ängsten und psychosomatischen Belastungen."
Die 48 Jahre alte Frau aus Frankfurt hatte vor allem Angst, dass ein Krimineller nachts in die Wohnung einsteigen könnte. Die Frau freut sich über die Tipps von Polizistin Lang. Die Beamtin beruhigt sie und nimmt ihr die Sorge vor ungebetenen Gästen in der Nacht: "Einbrecher sind feige. Die wollen keinen Kontakt und nicht gesehen werden. Meist klingeln oder klopfen die, bevor sie sich Zugang verschaffen."