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Kräftige Preisanstiege: Der Baubranche geht der Sand aus


Kräftige Preisanstiege
Der Baubranche geht der Sand aus

Die Bundesrepublik hat von Natur aus viel Sand, doch Anwohner und Umweltschützer wehren sich gegen neue Abbaugruben. Nun warnt die Bauwirtschaft vor Engpässen in Städten. Denn im Immobilienboom geht mancherorts der Sand für Beton aus.

13.02.2019|Lesedauer: 3 Min.
dpa, Alexander Sturm
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Er lagert in Auen am Rhein, in Nord- und Ostdeutschland und im bayerischen Alpenvorland: Das ansonsten rohstoffarme Deutschland hat gewaltige Sandvorkommen; und unbemerkt bestimmen die winzigen Körner zwischen 0,063 und 2 Millimetern Größe den Alltag der Verbraucher. Sand steckt in Glas, Autoscheinwerfern, Smartphone-Displays, Kosmetik und sogar Zahnpasta. Er wird genutzt, um Wasser zu filtern, Fassaden abzustrahlen und Züge besser zu bremsen.

Spaten stecken in einem Sandhaufen: In Deutschland wird der Sand knapp.Vergrößern des Bildes
Spaten stecken in einem Sandhaufen: In Deutschland wird der Sand knapp. (Quelle: Bernd Settnik/dpa)

Sandmangel im Immobilienboom

"Rechnerisch verbraucht jeder Deutsche ein Kilo Gestein pro Stunde", sagt Bert Vulpius, Geschäftsführer des Unternehmerverbands Mineralische Baustoffe. Pro Jahr seien das fast neun Tonnen.

Doch Sand und der gröbere Kies sind knapp; vor allem am Bau, wo sie für Beton, Ziegel, Asphalt und Mörtel gebraucht werden. Im Immobilienboom, der nun schon seit fast zehn Jahren anhält, ist die Nachfrage nach dem Rohstoff rasant gestiegen. Schon warnt die Bau- und Ingenieurbranche vor Sandmangel. Er verteure Beton und treibe die Baupreise hoch – und damit die Mieten in den Städten.

Kräftige Preisanstiege

Bei bestimmten Sorten für die Beton-Produktion gebe es "akute Probleme" bei der Lieferung, erklärt der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB). Die Folge seien kräftige Preisanstiege: Beton habe sich etwa in Berlin und Brandenburg in den vergangenen neun Monaten um rund zehn Prozent verteuert. Auch in Hamburg, Köln und Düsseldorf gebe es immer wieder zeitlich begrenzte Engpässe.

Bei frisch gemischtem Beton beispielsweise wird es eng. Bei diesem Transportbeton gebe es Probleme in der Versorgung mit Zuschlagstoffen wie Sand oder Kies, sagt Vulpius, vor allem in Ballungsräumen, wo Lagerstätten fehlten. Gerade im dicht besiedelten Süddeutschland werde es immer schwerer, Flächen für den Rohstoffabbau zu bekommen.

Zahl der Abbauflächen sinkt

Zwar hat Deutschland reiche natürliche Vorkommen an Sand, erklärt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). Die rund 2.000 Sand- und Kiesgruben hierzulande gewinnen rund 240 Millionen Tonnen Bausand und Kies pro Jahr. Ein Großteil der Vorkommen liege aber in Naturschutzgebieten, unter Wohn- und Gewerbeflächen, Straßen und Schienen und sei damit nicht abbaubar, so die Behörde. Und Bauern wollen in Zeiten steigender Grundpreise keine Äcker verkaufen.

Zugleich ist die Genehmigung neuer Abbauflächen langwierig. Vom Antrag einzelner Firmen bis zum Baubeginn von Gruben vergingen oft zehn Jahre oder mehr, sagt Sylvia Reyer-Rohde, Vorstandsmitglied der Bundesingenieurkammer. In Planfeststellungsverfahren könnten alle Betroffenen wie Anwohner, Umweltschützer und Landwirte Bedenken vortragen. Und Rohstoffabbau sei in Deutschland unbeliebt. "Kein Landrat sieht in seinem Kreis gern eine Sandgrube."

In Ostdeutschland etwa wurden im Bauboom nach der Wiedervereinigung reihenweise Gruben eröffnet. Doch nach 30 Jahren sind viele erschöpft. "Gewinnungsstätten zu erschließen ist schwierig und Genehmigungen dauern wegen schärferer Umweltgesetze immer länger", kritisiert Vulpius. Die Zahl der Abbaustätten in Deutschland sinkt so seit zwanzig Jahren stetig.

Folge der Sandknappheit

Die Folge der Sandknappheit seien Verzögerungen am Bau und im Extremfall Stillstand, warnt die Bundesingenieurkammer. "In Berlin etwa warten sie 14 Tage lang auf bestimmte feine Betonmischungen." Sand und Kies hätten sich 2018 um rund fünf Prozent verteuert.

Auch der Branchenriese Heidelberg Cement spürt den Sandmangel. Vor allem feinere Körnungen für hochwertigen Beton seien teils ausverkauft, erklärt das Unternehmen. Im Raum Mannheim/Karlsruhe habe man eigene Lagerstätten, doch im Ruhrgebiet und in Berlin sei Sand für den Konzern knapp. Höhere Preise müsse man an Kunden weitergeben.

Auch Importe seien kaum eine Lösung der Knappheit, sagt Vulpius. Denn die tonnenschwere Last des Sandes macht Transporte per Lkw teuer. "Ab einer Entfernung von über 50 Kilometern ist das unwirtschaftlich."

Weltweites Problem

Mit dem Sandmangel steht Deutschland nicht alleine da. Weltweit schwinden die Vorkommen, etwa in den boomenden Schwellenländern Asiens. "Sand und Kies sind die am meisten abgebauten Ressourcen der Welt", schreibt Aurora Torres, Wissenschaftlerin am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig. In Asien etwa werde Sand oft illegal an Stränden oder Flüssen abgebaut. Das zerstöre Ökosysteme mit schlimmen Folgen – etwa weil Küsten wegen Erosion der Böden nicht mehr vor Stürmen und Tsunamis schützten.

Mit den weltweit wachsenden Städten sei die Nachfrage nach Sand und Kies weit größer als nach jedem anderen Baumaterial, erklärt die Beratungsfirma A.T. Kearney. "Die Sandindustrie wird noch lange Zeit unter Druck stehen." In Indien und Malaysia zeigten sich schon extreme Folgen: Dort führe die Sandknappheit zum Aus für Bauprojekte.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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