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Stromkosten könnten 2025 deutlich sinken – aber nicht in ganz Deutschland


Analysten haben Bedenken
Hier wird der Strom bald billiger

Von dpa, jb

Aktualisiert am 09.10.2024Lesedauer: 3 Min.
Stromkosten - StromzählerVergrößern des Bildes
Ein Stromzähler zeigt in einem Mietshaus die verbrauchten Kilowattstunden an. (Quelle: Sina Schuldt/dpa/dpa-bilder)

Viele Stromkunden in ländlichen Gebieten Deutschlands dürfen sich im nächsten Jahr über niedrigere Rechnungen freuen. Es könnte jedoch auch teurer werden.

Wegen einer neuen Kostenverteilung des Stromnetz-Ausbaus können nächstes Jahr schätzungsweise zehn Millionen Haushalte in vielen ländlichen Regionen Deutschlands mit niedrigeren Energiepreisen rechnen. Bei der Reduzierung der Netzentgelte, die etwa ein Viertel des Strompreises ausmachen, geht es um den Norden und Osten Deutschlands sowie um Bayern – und dort um das Land und eher nicht um die Großstädte. Anderswo wird es dagegen etwas teurer.

Netzentgelte werden von Gas- und Stromlieferanten als eine Art Gebühr an die Netzbetreiber gezahlt und an die Verbraucher weitergeleitet. Auch die Kosten für den Stromnetzausbau werden auf die Netzentgelte umgelegt.

In diesen Regionen wird es billiger

Der Energiekonzern Eon teilte auf Anfrage mit, dass seine Verteilnetz-Töchter die Netzentgelte teilweise deutlich absenken. Diese Firmen decken etwa 700.000 Kilometer Stromleitungen ab und damit etwa ein Drittel des gesamten deutschen Verteilnetzes. Folgende Regionen dürften von Kostensenkungen profitieren.

  • Bei Schleswig-Holstein Netz sinken die Netzentgelte im kommenden Jahr um 27 Prozent – sie ist für große Teile des nördlichsten deutschen Bundeslandes zuständig, allerdings nicht für die Großstädte Kiel und Lübeck.
  • Die in Brandenburg tätige E.DIS Netz GmbH reduziert die Entgelte um 20 Prozent.
  • Bei der ebenfalls in Ostdeutschland aktiven Mitnetz mbH aus Cottbus wird es 10 Prozent günstiger.
  • In Bayern geht es beim Bayernwerk Netz GmbH um 11 Prozent runter und bei den Lechwerken um 27 Prozent.
  • Bei anderen Firmen sinken die Entgelte ebenfalls zweistellig, etwa beim kommunalen Netzbetreiber Wemag aus Mecklenburg-Vorpommern.

Das hessische Unternehmen Syna hebt die Entgelte hingegen um fünf Prozent an und Westnetz aus NRW um ein Prozent, beide Firmen gehören zu Eon: Energiekunden, die in deren Netzgebieten wohnen, müssen sich also auf eine leichte Preiserhöhung einstellen. Insgesamt gibt es rund 800 Stromnetzbetreiber in Deutschland.

Das steckt hinter der Kostensenkung

Für den Ausbau der Netze musste dünn besiedelte Regionen mit vielen Windrädern und Photovoltaik-Anlagen bislang mehr zahlen als Regionen mit relativ wenigen Windrädern und wenig Solaranlagen, etwa Großstädte – obwohl gerade diese von dem Stromzufluss profitierten. Das soll sich nun ändern. Die Bundesnetzagentur hat eine entsprechende Vorschrift geändert. "Wir wollen faire Netzentgelte für die Menschen und Unternehmen, die in Regionen mit einem starken Ausbau der Erneuerbaren leben beziehungsweise wirtschaften", begründet Netzagentur-Chef Klaus Müller das neue Regelwerk, das nun erstmals Anwendung findet.

Entlastungsvolumen von zwei Milliarden Euro

Nach den ersten Meldungen von Netzbetreibern geht die Behörde davon aus, dass das Entlastungsvolumen bei mehr als zwei Milliarden Euro liegen wird. "Die Entlastung führt auf der anderen Seite zu überschaubaren zusätzlichen Kosten für alle Stromverbraucher in Deutschland", sagt der Behördenpräsident und fordert die Stromlieferanten auf, diese Vorteile zügig an den Endkunden weiterzugeben. "Kundinnen und Kunden sollten darauf achten, dass die Vergünstigungen bei ihnen ankommen oder ihren Lieferanten wechseln."

Energiefirmen müssen die Netzentgelt-Senkung zwar nicht unbedingt als niedrigeren Preis an den Endkunden weiterreichen, aufgrund des Wettbewerbs am Markt wird die Entlastung aber über kurz oder lang beim Stromkunden ankommen. Würden die Energiefirmen den Preis nicht entsprechend senken, würden sie wohl Kunden verlieren.

Der Energieanbieter Wemag, der sowohl als Netzbetreiber als auch als Lieferant tätig ist, hat bereits angekündigt, die Entgeltsenkung seiner Netzbetreiber-Sparte in Mecklenburg-Vorpommern an die Kunden weiterzureichen. Die Firma veröffentlicht eine Beispielrechnung: Ein durchschnittlicher Haushalt zahle bei einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden im kommenden Jahr 9,47 Cent pro Kilowattstunde statt zuvor 15,5 Cent –das wäre eine jährliche Reduzierung um rund 40 Prozent oder 211 Euro. Andere Unternehmen wollen folgen.

Es könnte jedoch auch teurer werden

Analysten blicken jedoch etwas kritischer in die Zukunft. Grund ist die Entwicklung auf dem Ölmarkt. Steigt der Rohölpreis sehr stark, so zieht das auch den Gaspreis in die Höhe. Und noch immer wird in Deutschland ein Großteil des Stroms mithilfe von Gaskraftwerken gewonnen. Die Folge: Die Strompreise könnten auch steigen.

Verwendete Quellen
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