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Toxoplasmose-Infektion bleibt bei Neugeborenen oft unentdeckt


Studie: Mehr Fälle als gedacht
Toxoplasmose bleibt bei Neugeborenen oft unentdeckt

Von dpa
Aktualisiert am 04.03.2016Lesedauer: 2 Min.
Ein sieben Wochen alter Fötus in einer Fruchtblase.Vergrößern des Bildes
Ein sieben Wochen alter Fötus in einer Fruchtblase. (Quelle: dpa-bilder)

Der Parasit Toxoplasma gondii ist weit verbreitet. Er löst Infektionen aus und gefährdet dadurch in erster Linie Ungeborene. Nun zeigt eine Studie: Toxoplasmose ist möglicherweise für mehr Schädigungen bei Babys in Deutschland verantwortlich als bisher angenommen.

Berechnungen zufolge müsste es jährlich 345 Neugeborene mit Nervenschäden oder Augenbeschwerden durch den Parasiten geben. Gemeldet werden aber nur 8 bis 23 Fälle jährlich, wie das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin mitteilte.

Zwar würden auch leichte Symptome nach der Geburt wohl erkannt, sagte der RKI-Infektionsepidemiologe Hendrik Wilking. Sie würden jedoch meist nicht auf den Erreger Toxoplasma gondii zurückgeführt.

Fehlgeburten und schwere Nervenschäden möglich

Toxoplasmose kann Ungeborenen nur dann gefährlich werden, wenn sich die Mutter während der Schwangerschaft erstmals mit dem Erreger infiziert und ihn auch auf das Kind überträgt. Je nachdem, wie früh eine Schwangere erkrankt, kann es zu Fehlgeburten oder bleibenden schweren Nervenschäden kommen. Allerdings geschieht dies nur in einem Bruchteil der Fälle.

Rohes Fleisch meiden und Bogen um das Katzenklo machen

Um Toxoplasmose vorzubeugen, sollten Frauen in der Schwangerschaft jeden Kontakt mit rohem Fleisch vermeiden. Das rät Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Die Erkrankung kann auch durch Katzen übertragen werden, vor allem durch den Kontakt mit Katzenkot. Die Reinigung des Katzenklos überlassen Frauen also am besten jemand anderem. Ist das nicht möglich, sollten Schwangere Einmalhandschuhe tragen und sich danach gründlich die Hände waschen.

Bei Gesunden ist die Infektion meist harmlos, sie haben laut RKI häufig keine Symptome. Nach Schätzungen tragen 30 Prozent der Weltbevölkerung den Parasiten in sich. Hat man die Erkrankung einmal gehabt, ist man sein Leben lang immun. "Hat eine Frau bereits vor Beginn einer Schwangerschaft ausreichend Antikörper gegen den Erreger, so ist dadurch bei einer Infektion nicht nur sie selbst geschützt, sondern auch das ungeborene Baby", erklärt Albring. Ob man immun ist, kann man mit einem Antikörpertest prüfen lassen.

Jeder zweite trägt Antikörper in sich

Zur Gewinnung der aktuellen Daten wurden Blutproben von mehr als 6600 Erwachsenen auf Antikörper untersucht. Etwas mehr als die Hälfte der getesteten Proben waren positiv. Ältere waren häufiger infiziert als Junge, Menschen im Osten Deutschlands öfter als im Westen. Die Unterschiede werden vorrangig mit Katzenhaltung und Essgewohnheiten in Verbindung gebracht.

Die Chancen dieser Erkenntnisse lägen vor allem in der Prävention, so Wilking. Ob Screenings bei Schwangeren wie in Frankreich sinnvoll seien, müssten Experten verschiedener Disziplinen diskutieren.

Toxoplasmose-Test muss jeder selbst zahlen

Zumindest eine Neugeborenenstudie in Mecklenburg-Vorpommern ergab, dass die Mehrheit der Schwangeren auf die Vorsorgeuntersuchung zu Toxoplasmose verzichtet. Diese ist umstritten und muss zum Preis von 14 bis 16 Euro selbst bezahlt werden, wenn kein begründeter Verdacht auf eine aktuelle Infektion vorliegt.

Gibt es Hinweise auf eine frische Ansteckung mit dem Erreger, erhält die Schwangere Antibiotika. Ob das Kind dadurch vor Toxoplasmose-Schäden geschützt ist, ist laut Techniker Krankenkasse (TK) nicht nachgewiesen. Auch Nebenwirkungen der Therapie werden befürchtet. Schwangere sollten vor allem auf einen hygienischen Umgang mit Katzen achten, so die TK.

Vor der aktuellen Untersuchung gab es laut RKI keine belastbaren Daten zum Vorkommen des Erregers in Deutschland. Weitere seien nötig.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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