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"37 Grad": Als Erzeuger missbraucht? - "Väter wider Willen"


ZDF-Reportage
Als Erzeuger missbraucht? - "Väter wider Willen"

t-online, rev; ZDF

30.03.2010Lesedauer: 4 Min.
Steve wollte eigentlich nie Vater werden. (Bild: ZDF)Vergrößern des Bildes
Steve wollte eigentlich nie Vater werden. (Bild: ZDF)
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Geborgenheit, Orientierung, Stärke: Das will jeder gute Vater seinem Kind mit auf den Weg ins Leben geben. Eine erfüllte Ehe mit der Kindesmutter ist dafür heutzutage schon längst keine Voraussetzung mehr, ganz im Gegenteil: Besuchszeitenregelung und Sorgerechtdiskussionen - so sieht der Alltag vieler Väter aus. Besonders hart trifft es dabei jene Männer, die wie aus heiterem Himmel mit einer Schwangerschaft konfrontiert werden. "37 Grad" begleitete für die neueste Folge "Väter wider Willen" drei solcher Väter in ihrem Alltag. Sie erzählen vom ersten Schock, aber auch von der gleichzeitig aufkommenden Freude über ihre Vaterschaft. Und darüber, wie sie sich in ihre neue Rolle als Vater eingefunden haben und wie sie versuchen, ihre Zukunft ohne Gewissensbisse, Zweifel und Ängste zu gestalten.

Angst vor der Herausforderung der Vaterschaft

Als Kind war Steve vom eigenen Vater misshandelt worden und als Erwachsener stets darauf bedacht, nie ein Kind zu zeugen. Zu groß war die Angst, den eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Seine Ex-Freundin kannte er zu diesem Zeitpunkt zwar noch kaum, doch sie wusste von seinem Standpunkt und versicherte ihm zu verhüten. Zwei Monate später erfuhr er, dass er Vater werden würde.

Nur aus Pflichtgefühl

Für Steve brach eine Welt zusammen, monatelang quälten ihn Suizidgedanken. Doch sein Verantwortungsgefühl überwog. Der gebürtige Berliner kündigte seinen neuen, vielversprechenden Job in Großbritannien und zog in die Stadt der Kindesmutter, nach Köln. Diese merkte schnell, dass er keine Beziehung mit ihr, sondern nur seinen Vaterpflichten nachkommen wollte, und brach daraufhin den Kontakt ab. Das Kind gehöre nur ihr ganz allein, von Steve wolle sie nichts, kein Geld, keine Unterstützung.

Die Rolle des "Erzeugers"

Auch Phillip spielt lediglich die Rolle des Erzeugers. Vier Jahre lang hatte er die Frau schon nicht mehr gesehen, dann entdeckte er sie zufällig wieder im Internet. In der ersten gemeinsamen Nacht wurde die Tochter gezeugt. Philipp macht gerade eine Ausbildung, sein Geld reicht kaum, um den Unterhaltspflichten nachkommen zu können. Aber viel schwerer wiegt für ihn, dass die Kindesmutter ihm sein Kind vorenthalten möchte. Für Philipp kommt das einem persönlichen Versagen gleich.

Vaterliebe ohne Beziehung zur Mutter möglich

Philipp besucht den Gesprächskreis einer Selbsthilfegruppe für Väter. Er ist sich mit den anderen Vätern einig: Wenn die Kinder da sind, lieben Väter sie genauso wie die Mütter. Dass die Mütter ihnen die Kinder vorenthalten und den Kontakt nicht wünschen, macht den Vätern des Gesprächskreises schwer zu schaffen. Nicht alle, aber viele "Väter wider Willen" wünschen sich, die Vaterschaft aktiv zu erleben und die Verantwortung für eigene Kinder zu übernehmen. Auch dann, wenn die Beziehung zur Mutter des Kindes gestört ist oder gar nicht mehr besteht.

Nach dem ersten Schock

Zwei Wochenenden im Monat darf hingegen Marc Zeit mit seinen beiden Kindern verbringen. Er hängt sehr an ihnen, auch wenn die Umstände ihrer Geburt tiefe Narben hinterlassen haben. Er hatte von diesen seltenen Fällen gehört, wo eine Frau trotz Pille schwanger werden kann. So konnte er beim ersten Kind den Schock überwinden, die Liebe zu seiner Freundin überwog, und schließlich wollte er als angehender Lehrer ja Kinder haben - es war nur schlichtweg zu früh.

"Das ist der schlimmste Betrug in einer Beziehung!"

Eine ungewollte Vaterschaft ist ein tiefer Einschnitt im Leben eines Mannes. Er muss sich nicht nur der Verantwortung dem Kind gegenüber stellen, sondern sich auch mit dem Vertrauensbruch auseinandersetzen: Dem Gefühl, hereingelegt worden zu sein. Öffentlich darüber zu sprechen, erscheint als Makel, als Kapitulation vor dem eigenen Lebensentwurf. Besonders schwer wiegt dabei der fehlende Kontakt zum eigenen Kind. Er löst in den Männern Konflikte aus, für die sie nur mühsam eine Lösung finden. Die Mutter von Marc sagt im Film: "Man darf nicht alleine entscheiden, ein Kind zu bekommen. Das ist der schlimmste Betrug in einer Beziehung!" Zumindest ist es ein Vertrauensbruch, den eine Liebesbeziehung nicht überstehen kann, so der Eindruck, den die Reportage vermittelt.

Die Mütter schweigen

Wie die Regisseurin Chiara Sambuchi auf der ZDF-Internetseite berichtet, hat sie im Laufe der Recherche versucht, auch mit den Frauen Kontakt aufzunehmen, die alleine, häufig absichtlich gegen den Willen ihres Partners, entschieden haben, Mütter zu werden. In Internet-Foren fanden sich zwar viele Berichte von Frauen, die den Wunsch äußern und um Ratschläge bitten, wie man eigenmächtig schwanger wird, oder erzählen, wie sie es geschafft haben, auf diese Art ein Kind zu bekommen. Doch keine von ihnen zeigte sich gesprächsbereit, auch nicht am Telefon.

Purer Egoismus oder naive Leichtsinnigkeit?

Was bringt eine Frau dazu, sich alleine oder sogar gegen den Willen ihres Partners für ein Kind zu entscheiden? Führt die heutige Unverbindlichkeit vieler Beziehungen und ihre kurze Dauer dazu, sich gierig und schnell all das zu nehmen, was man will und braucht, ohne an die Bedürfnisse und Lebensvorstellungen des Partners zu denken? Und doch: Ist der Kinderwunsch vieler Frauen tatsächlich ein egoistisches Bedürfnis und nicht einfach die natürliche Entwicklung einer Beziehung zwischen zwei Erwachsenen? Die Grenzen zwischen Betrug und Leichtsinnigkeit der beiden Partner bei der Verhütung sind verschwommen. Die Fragen bleiben offen und können und wollen im Film nicht beantwortet werden, so Sambuchi. Was laut der Regisseurin bleibe, sei die bittere Erkenntnis einer verbreiteten Unfähigkeit der Menschen, "mit dem eigenen Partner über solche existenziellen Themen zu sprechen, um gemeinsame Entscheidungen zu treffen."

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