Fruchtbarkeit Die biologische Uhr tickt auch für Männer
Wenn von der berühmten biologischen Uhr die Rede ist, denken die meisten natürlich an Frauen. Doch sie tickt auch für Männer. Mehrere Studien haben inzwischen belegt, dass es für ältere Männer deutlich schwieriger ist, Vater zu werden und dass deren Kinder ein erhöhtes Risiko für Krankheiten haben.
Immer mehr alte Väter
Der Inder Nanu Ram Jog gilt als der älteste Vater der Welt. Mit 90 Jahren wurde er noch einmal Vater. Ohne Zweifel ein Extrem - doch die Tendenz spät Vater zu werden, zeichnet sich auch in Deutschland ab. Jedes zwanzigste Kind, das hier geboren wird, hat einen über 50-jährigen Vater und bei fast 40 Prozent der geborenen Kinder sind die Väter immerhin schon über 35 Jahre alt. Doch dieser Trend täuscht darüber hinweg, dass auch für Männer die biologische Uhr tickt: Nicht nur das Alter der Frauen kann Ursache für den unerfüllten Kinderwunsch sein. Auch die Potenz und Spermienqualität von Männern lässt mit steigendem Alter nach. Das belegte zuletzt eine Studie aus Frankreich.
Spermienqualität sinkt mit steigendem Alter
In einem Kinderwunschzentrum untersuchte Studienleiterin Stephanie Belloc und ihr Team 21.239 Paare. Alle diese Paare hatten eine Insemination, das heißt eine Infertilitätsbehandlung, bei der das Sperma aufbereitet wird und ausgewählte Samenzellen in die Gebärmutter eingeführt werden. Dabei erhöht eine bessere Spermienqualität die Chancen für die Befruchtung. Es zeigte sich, dass dies stark mit dem Alter der Eltern zusammenhängt und nicht nur mit dem der Frau: Schon bei Männern über 35 Jahren war die Erfolgsquote deutlich geringer und bei über 40-jährigen führte nur jede zehnte Behandlung zur erwünschten Schwangerschaft.
Auch das Krankheitsrisiko ist größer
Doch es stellte sich noch etwas anderes heraus: Auch die Rate der Fehlgeburten war höher, wenn die Väter über 35 Jahre alt waren. Dieses Risiko und die erhöhte Gefahr für Krankheiten beim Kind bestätigten in der Vergangenheit auch andere Studien. So fand beispielsweise eine Untersuchung der Universität Aarhus in Dänemark heraus, dass Kinder von Vätern, die älter als 45 Jahre sind, ein fast doppelt so hohes Risiko haben, in der Kindheit zu sterben oder schwer zu erkranken. Fehlbildungen, Autismus, Epilepsie und Herzerkrankungen seien für diese Fälle typisch. Doch auch psychische Erkrankungen wie Schizophrenie und Depressionen sowie eine geringere Intelligenz wurden bereits mit dem Alter der Väter in Verbindung gesetzt.
Ursachen noch nicht geklärt
Die genauen Ursachen für diese Risiken, die offenbar mit dem Alter des Vaters zusammenhängen, können Wissenschaftler bisher nicht erklären. Sie gehen aber davon aus, dass es an der DNA in den Spermien liegen könnte. Diese ist mit zunehmendem Alter von einem stärkeren Zerfall betroffen. Das bestätigten viele Samenproben von Männern über 40 Jahren, die Defekte aufwiesen. Auf jeden Fall wird deutlich, dass die biologische Uhr auch für Männer tickt und dass auch Männer ihre Familienplanung nicht ganz unabhängig vom Alter machen sollten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.