Das sollten Sie wissen Hormonersatztherapien in den Wechseljahren
Die Hormonersatztherapie ist eine Behandlungsmethode für Frauen in den Wechseljahren. Sie kann, sofern richtig angewendet, Beschwerden lindern und den Alltag erleichtern.
Viele Frauen sind jedoch aufgrund starker Kritik an der Behandlung verunsichert. US-Forscher haben eine ältere Studie über Hormonersatztherapien neu ausgewertet – und sind zu anderen Ergebnissen gekommen.
Typische Wechseljahrbeschwerden
Hitzewallungen, Schweißausbrüche oder Schlafstörungen – das sind nur drei von vielen möglichen Wechseljahresbeschwerden, die bei Frauen in den mittleren Lebensjahren auftreten können. Ob und wie stark sie sich bemerkbar machen, ist individuell sehr verschieden. Zusätzliche Hormonpräparate, sogenannte Hormonersatztherapien, die verabreicht werden, können die Beschwerden lindern.
Geschichte der Hormonersatztherapie
Bei der Hormonersatztherapie werden Frauen in der Zeit der Wechseljahre Hormone verabreicht, die die Beschwerden lindern sollen. Während sie in den achtziger und neunziger Jahren als Standardbehandlung von Wechseljahresbeschwerden galt, erlebte sie mit den Ergebnissen einer im Jahre 2002 veröffentlichten Studie der Women's Health Initiative einen Einbruch.
US-Studie von 2002 wird neu bewertet
Die wissenschaftliche Untersuchung deutete darauf hin, dass diese Behandlung das Risiko erhöht, einen Herzinfarkt, Schlaganfall und Thrombosen zu erleiden oder an Brustkrebs zu erkranken. US-Forscher um JoAnn Manson vom Brigham and Women’s Hospital der Harvard Medical School in Boston haben herausgefunden, dass nicht nur die Ergebnisse falsch interpretiert worden seien, sondern auch die Vorgehensweise Mängel aufwies, so das Journal "Jama". So kritisierten die US-Mediziner um Manson das Alter und die bisherigen Erkrankungen der etwa 27.000 Studienteilnehmerinnen.
Sterblichkeit bei Frauen mit oder ohne Hormonersatztherapie
Zudem sei die Sterblichkeit der behandelten Frauen nur unter bestimmten Umständen erhöht gewesen. Und: Bei einigen Patientinnen mit einer Hormontherapie war das Sterblichkeitsrisiko sogar geringer als bei unbehandelten Frauen.
Das Forscherteam überprüfte, ob bis Ende 2014 mehr Frauen nach einer Hormonbehandlung starben als Patientinnen der Kontrollgruppe und welche Krankheiten dafür verantwortlich waren. Das überraschende Ergebnis: Alle Todesursachen zusammengenommen waren zu diesem Zeitpunkt 27,1 Prozent der mit Hormonen behandelten Frauen gestorben, bei den unbehandelten Frauen waren es 27,6 Prozent.
Nutzen und Risiko genau abwägen
Eine Hormonersatztherapie wird dennoch heute deutlich seltener verordnet als noch vor einigen Jahrzehnten, und auch die Dosierungen fallen geringer aus.
Der Berufsverband der Frauenärzte erklärt auf seinem Internetportal "Frauenärzte im Netz": "Bevor eine Hormonersatztherapie durch den Frauenarzt empfohlen wird, ist eine umfassende gynäkologische Untersuchung, eingehende Befragung und Beratung der Patientin sowie eventuell eine Bestimmung des Hormonspiegels mittels Blutuntersuchung unerlässlich. Arzt und Patientin werden gemeinsam Nutzen und Risiko abwägen." Zudem gebe es zwei Grundsätze: Zum einen sollten die Medikamente mit der "niedrigsten effektiven Dosis" verabreicht werden. Außerdem müsse die Behandlungsdauer individuell beobachtet und die Einnahme jährlich überprüft werden, heißt es weiter.
Für wen eine Behandlung infrage kommt
Ein Arzt überprüft etwa bisherige Krankheitsbilder und berücksichtigt das Risiko einer Brustkrebs- oder Thromboseerkrankung. Ob sich eine Frau für eine Hormonersatztherapie entscheiden sollte, hängt von dem Schweregrad der Symptome und ihrem Leidensdruck ab. So könnte sie zum Einsatz kommen, wenn die Beschwerden die tägliche Lebensqualität massiv beeinflussen. Bei Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Schweißausbrüchen kann sie durchaus helfen.
Dosis, Hormon-Kombination und Nebenwirkungen
Dass die Dosis so gering wie möglich sein sollte, ist unter den Gynäkologen Konsens. Unklar ist dagegen noch, welche Hormone genommen werden sollen und ob in Kombination und in welcher. So wird vermutet, dass davon abhängt, wie groß das Risiko etwa für Brustkrebs und Thrombose ist. Die genauen Zusammenhänge sind noch nicht klar.
Es konnten auch positive Nebeneffekte der Hormonersatztherapie beobachtet werden. So sinkt nach Angaben von "Frauenärzte im Netz" das Osteoporoserisiko. Demnach haben einige Studien außerdem gezeigt, dass das Risiko für koronare Herzerkrankungen (zum Beispiel Arteriosklerose und Herzinfarkte) sowie für die Demenzerkrankung Morbus Alzheimer bei gesunden Frauen sinkt, wenn sie vor dem 60. Lebensjahr mit dem Hormonersatz beginnen. Die Langzeitwirkungen der Hormonersatztherapie werden weiter erforscht. Betroffene Frauen sollten sich daher umfassend mit ihrem Gynäkologen beraten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG)
- Gesundheitsinformation.de