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Woran Sie eine Co-Abhängigkeit erkennen


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Gefahr in der Beziehung
Woran Sie eine Co-Abhängigkeit erkennen


Aktualisiert am 16.11.2023Lesedauer: 6 Min.
Ein Mann tröstet seine offensichtlich alkoholisierte Partnerin: Co-Abhängige unterstützen unbewusst die Sucht ihres Gegenübers.Vergrößern des Bildes
Ein Mann tröstet seine offensichtlich alkoholisierte Partnerin: Co-Abhängige unterstützen unbewusst die Sucht ihres Gegenübers. (Quelle: dima_sidelnikov/getty-images-bilder)
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Angehörige von suchtkranken Menschen möchten vor allem eins: der geliebten Person helfen. Doch manche geraten in eine Co-Abhängigkeit. Sie unterstützen die Sucht des Gegenübers – ohne es zu wollen. Woran Sie eine Co-Abhängigkeit erkennen und wie Sie sich davor schützen.

Ob Alkoholismus, Drogensucht oder Medikamentenabhängigkeit: Eine Suchterkrankung hat nicht nur Auswirkungen auf die erkrankte Person, sondern auch auf ihr Umfeld. Nahestehende Personen fühlen sich oft hilflos, aber auch wütend oder alleingelassen. Sie wissen nicht, wie sie sich am besten verhalten sollten. Nicht selten fühlen sie sich schuldig, weil all ihre Bemühungen aussichtslos erscheinen – oder weil sie glauben, für die Sucht des anderen mitverantwortlich zu sein.

Möglicherweise versuchen sie dann, dem anderen zumindest kurzfristig Entlastung zu verschaffen. Doch manche Verhaltensweisen können langfristig eher schaden als nutzen. Zum Beispiel, wenn der oder die Angehörige die Sucht vor sich und anderen verharmlost. Oder, wenn er oder sie Suchtmittel beschafft, damit sich die erkrankte Person vorübergehend besser fühlt.

Leicht geraten Angehörige so in eine Co-Abhängigkeit – und werden möglicherweise selbst krank, weil sie sich überfordert fühlen. Depressionen, Burn-out oder eine Suchterkrankung können die Folgen sein.

Was ist Co-Abhängigkeit?

Bei einer Co-Abhängigkeit fördert/verstärkt eine Person durch ihr Verhalten die Sucht ihres Gegenübers. Normalerweise ist ein suchtförderndes Verhalten keine Absicht. Vielmehr handelt es sich um einen unbewussten Prozess. Er entsteht, weil der oder die Co-Abhängige keine andere Lösungsmöglichkeit für sich sieht.

Wichtige Information
Co-Abhängige verhalten sich nicht absichtlich suchtfördernd. Der Begriff der Co-Abhängigkeit sollte immer neutral und frei von Schuldzuweisungen betrachtet werden.

Es gibt unterschiedliche Ansichten darüber, was genau unter einer Co-Abhängigkeit verstanden werden sollte. Wie eine Co-Abhängigkeit definiert ist, diskutieren Fachleute bis heute.

In den meisten Fällen findet der Begriff der Co-Abhängigkeit in Bezug auf Alkoholismus Verwendung. Immer häufiger wird darunter jedoch jede Art von suchtförderndem Verhalten verstanden – unabhängig davon, ob das Gegenüber unter Alkoholabhängigkeit oder einer anderen Form von Sucht leidet.

Co-Abhängigkeit in der Beziehung

Grundsätzlich kann jede nahestehende Person co-abhängig werden: der Partner oder die Partnerin, Familienmitglieder wie Eltern oder Geschwister, aber auch Kinder.

Häufig entsteht eine Co-Abhängigkeit im Rahmen einer partnerschaftlichen Beziehung – und oft ist sie ein schleichender Prozess. Eigene Bedürfnisse geraten zunehmend in den Hintergrund, stattdessen liegt die Aufmerksamkeit ganz bei der Partnerin oder dem Partner. Neben dem eigentlichen Suchtproblem kommen oft weitere Sorgen hinzu. Innerhalb der Beziehung können Streitigkeiten und Konflikte zunehmen.

Nicht zuletzt kommt auch körperliche oder psychische Gewalt häufiger vor. Viele Partnerinnen und Partner schämen sich für die Probleme innerhalb der Beziehung. Nach außen hin versuchen sie, sich möglichst nichts anmerken zu lassen, und geraten im Laufe der Zeit immer stärker in die Co-Abhängigkeit. Nicht selten werden die Angehörigen selbst krank – und manchmal ebenfalls süchtig.

Co-Abhängigkeit erkennen: Bin ich co-abhängig?

Woran erkennt eine Angehörige oder ein Angehöriger, dass sie oder er co-abhängig ist? Welche Verhaltensweisen fördern eine Sucht?

Grundsätzlich gilt: Eine Verhaltensweise kann suchtfördernd sein, wenn sie eine erkrankte Person davon abhält, sich mit der Sucht auseinanderzusetzen oder sich einzugestehen, krank zu sein.

Diese Anzeichen sind typisch: Eine co-abhängige Person

  • beschafft der erkrankten Person Suchtmittel oder erleichtert ihr den Zugang dazu.
  • verdrängt oder verharmlost die Sucht.
  • verheimlicht ihr suchtförderndes Verhalten vor anderen.
  • passt ihr Leben an die suchtkranke Person an.
  • nimmt der erkrankten Person Verantwortung ab oder übernimmt ihre Aufgaben.
  • fühlt sich für die Sucht verantwortlich.
  • rechtfertigt sich vor anderen für ihr Verhalten.

Konkret könnte das zum Beispiel bedeuten, dass der oder die Angehörige Alkohol einkauft, der erkrankten Person Alkoholisches zum Geburtstag schenkt oder ihr Geld zukommen lässt.

Ein anderes Beispiel: Der oder die Co-Abhängige schont die erkrankte Person, indem er/sie ihr alltägliche Aufgaben oder Verpflichtungen abnimmt – etwa Aufräumen, Kochen oder Treffen mit anderen. So verliert die abhängige Person Schritt für Schritt ihre Eigenverantwortung.

Verdrängung kann ein Schutzmechanismus sein

Einige dieser Verhaltensweisen können als Teil eines eigenen Schutzmechanismus verstanden werden. Manche Co-Abhängige verharmlosen oder verdrängen die Sucht ihres Gegenübers, weil sie für sich keine andere Bewältigungsstrategie sehen. Sich aktiv mit der Sucht auseinanderzusetzen, würde sie in ihrer aktuellen Situation überfordern. Sie finden für sich schlichtweg keinen anderen Ausweg.

Co-abhängig – wo finde ich Hilfe?

Sich eine mögliche Überforderung einzugestehen, ist der erste Schritt, um aus der Co-Abhängigkeit zu finden. Im zweiten Schritt gilt es, sich Hilfe zu holen.

Ohne professionelle Unterstützung wird es Angehörigen kaum gelingen, eine nahestehende Person von ihrer Sucht zu befreien. Diese Erkenntnis ist oft bereits eine Erleichterung für Co-Abhängige – denn nicht selten fühlen sie sich schuldig dafür, dass sie der Partnerin, dem Partner oder einer anderen geliebten Person nicht gut helfen können.

Hilfe bekommen Co-Anhängige vor allem

  • in einer Suchtberatungsstelle und
  • in Selbsthilfegruppen.

Auch eine Ehe- oder Familienberatungsstelle oder die hausärztliche Praxis können eine erste Anlaufstelle sein.

Suchtberaterinnen und Suchtberater stehen nicht nur Erkrankten, sondern auch Angehörigen zur Seite. In einem Beratungsgespräch finden Co-Abhängige Entlastung und können Strategien finden, um besser mit der Situation umgehen zu können – unabhängig davon, ob der erkrankte Partner oder die Partnerin in Behandlung ist. Zu erkennen, nicht für die Sucht des geliebten Menschen verantwortlich zu sein und sein Verhalten nicht kontrollieren zu können, ist für viele eine Entlastung.

Manchen Angehörigen tut es gut, sich mit Menschen auszutauschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Dann kann die Teilnahme in einer Selbsthilfegruppe sinnvoll sein.

Manchmal reichen Beratung und/oder Selbsthilfegruppe nicht aus. Wenn Co-Abhängige sehr unter ihrer Situation leiden, kann psychotherapeutische Hilfe sinnvoll sein. In einer Psychotherapie können sie zum Beispiel Lösungswege finden, um mit der Situation besser umzugehen, oder lernen, sich besser abzugrenzen.

Sich selbst nicht vergessen

Die erkrankte Person unterstützen, ihr Verpflichtungen abnehmen, ihr etwas Gutes tun … Co-Abhängige sind mit ihrem Gedanken meist weniger bei sich, sondern bei dem oder der anderen. Die eigenen Belange geraten dabei aus dem Blickfeld.

Wichtig für Co-Abhängige ist, persönlichen Bedürfnissen mehr Raum zu geben – und auch, die eigenen Grenzen zu erkennen. Wer jeden Tag über seine Belastungsgrenze hinausgeht und seine Gesundheit außer Acht lässt, kann leicht selbst krank werden und zum Beispiel eine Depression entwickeln.

Um wieder Kraft zu tanken, kann zum Beispiel helfen,

  • sich regelmäßige Auszeiten zu gönnen, etwa Unternehmungen ohne die Partnerin/den Partner.
  • einen Rückzugsort zu haben, wenn die Belastung zu groß ist.
  • Freundschaften und andere soziale Kontakte zu pflegen.
  • sich auch wieder auf eigene Verpflichtungen, Projekte etc. zu konzentrieren.
  • Grenzen zu setzen und auch einmal "Nein" zu sagen.

Hilfreich ist die Erkenntnis, dass Sie für das Verhalten Ihres Gegenübers nicht verantwortlich sind und es auch nicht kontrollieren können. Ändern lässt sich letztlich nur das eigene Verhalten.

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Gut zu wissen
In einer Beratung und/oder durch Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe können Angehörige lernen, sich abzugrenzen und mehr an sich zu denken.

Die Sucht nicht fördern

Für Co-Abhängige ist es besonders wichtig, Verhaltensweisen zu vermeiden, welche die Sucht unterstützen. Das bedeutet zum Beispiel, dass Angehörige

  • keine Suchtmittel für die Person beschaffen sollten.
  • die Person nicht zum Konsum animieren sollten.
  • nicht dazu beitragen sollten, die Sucht zu verheimlichen oder zu verleugnen.
  • keine Ausreden für das Verhalten der Person suchen sollten.
  • nicht selbst mit oder vor der Person das Suchtmittel konsumieren sollten.
  • möglichst keine Verpflichtungen/Aufgaben für die Person übernehmen sollten.
  • lernen, "Nein" zu sagen, wenn bestimmte Grenzen überschritten sind – etwa, wenn sie nicht möchten, dass die erkrankte Person vor ihren Augen Alkohol trinkt.

Einfach da zu sein und dem anderen zuzuhören, ist meist schon eine große Hilfe. Angehörige können und sollen jedoch nicht die Rolle einer Therapeutin oder eines Therapeuten einnehmen.

Gut zu wissen
Sie können den erkrankten Menschen immer wieder ermutigen, Hilfe zu holen und bei Bedarf bei der Sucht nach Hilfe unterstützen. Die Entscheidung, ob er Hilfe annehmen möchte, kann er allerdings nur selbst treffen.

Anlaufstellen für Co-Abhängige und erkrankte Personen

Viele Beratungsstellen kümmern sich nicht nur um erkrankte Personen, sondern auch um deren Angehörige. Und auch an Selbsthilfegruppen können Angehörige oft teilnehmen. Zudem gibt es Selbsthilfegruppen, in denen sich ausschließlich Angehörige austauschen.

Mögliche Anlaufstellen für Co-Abhängige:

Anlaufstellen für co-abhängige Kinder

Nicht nur Erwachsene, auch Kinder sind häufig co-abhängig. Eltern und ältere Kinder können sich zum Beispiel hier informieren:

  • NACOA Deutschland: Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V.
  • Al-non: Selbsthilfegemeinschaft für nahestehende Personen von alkoholkranken Menschen

Bei akuten Sorgen und Problemen stehen Kindern verschiedene Angebote offen, zum Beispiel das Kinder- und Jugendtelefon (Nummer gegen Kummer) oder das Angebot KidKit.

Kinder- und Jugendtelefon
Das Kinder- und Jugendtelefon ist deutschlandweit von Montag bis Samstag zwischen 14 und 18 Uhr kostenlos unter der Telefonnummer 116111 erreichbar. Alternativ können sich Kinder und Jugendliche per E-Mail oder im Chat beraten lassen. Für Eltern gibt es das Elterntelefon: Dieses ist unter der Nummer 0800 1110550 kostenlos erreichbar (montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr, dienstags und donnerstags bis 19 Uhr).

KidKit informiert und berät Kinder abhängiger Eltern auf den Webseiten, per Chat oder via E-Mail. Auf den Seiten können Kinder zudem ein Beratungsangebot in ihrer Nähe finden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Angehörige und Co-Abhängigkeit. Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.kenn-dein-limit.de (Abrufdatum: 26.8.2021)
  • Online-Informationen des Blauen Kreuz in Deutschland e. V.: www.blaues-kreuz.de (Abrufdatum: 26.8.2021)
  • Co-Abhängigkeit. Online-Informationen des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Stand: 12.2.2021)
  • Alkohol. Was kann ich als Angehöriger tun? Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Stand: 6.11.2019)
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