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Stress und Dauerbelastung: Auswirkungen auf Gehirn und Nervensystem


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Risiko Dauerbelastung
Wie Stress die Nerven an die Grenzen bringt


Aktualisiert am 08.10.2023Lesedauer: 3 Min.
Anhaltender Stress: Ob beruflich oder privat, wirkt er negativ auf die Gesundheit.Vergrößern des Bildes
Anhaltender Stress wirkt sich negativ auf Konzentration und Leistungsfähigkeit aus. (Quelle: Rawpixel/getty-images-bilder)

Bei Stress ist der Körper in Alarmbereitschaft. Unterschieden wird dabei zwischen akutem und chronischem Stress.

Während akuter Stress den Körper leistungsfähig und reaktionsbereit macht, schadet anhaltender, chronischer Stress sowohl der körperlichen als auch psychischen Gesundheit. Die ausgeschütteten Stresshormone bringen das Nervensystem durcheinander. Sogar das Gehirn kann Schaden nehmen. Wie Stress sich noch auf den Körper auswirken kann.

Wie reagiert der Körper auf Stress?

Auf Situationen, die als überfordernd, bedrohlich oder beängstigend empfunden werden, reagiert der Körper mit Stress. Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol werden in größerer Menge ausgeschüttet und aktivieren das Nervensystem. Das ermöglicht es dem Körper, rasch auf die Herausforderung der Stresssituation zu reagieren. Unter anderem schlägt das Herz schneller, der Atem beschleunigt sich, der Blutdruck steigt, die Muskeln spannen sich an, Glukose wird bereitgestellt, kurz: Das System ist auf Kampf oder Flucht fokussiert. Kurzfristig ist das ein wichtiger Mechanismus für den Körper. Ist er aber dauerhaft in Alarmbereitschaft, schadet das der Gesundheit.

"Eine chronische Ausschüttung von Stresshormonen kann sich auf vielfältige Weise auf das Nervensystem auswirken. Beispielsweise können infolge der Aktivierung des Herz-Kreislauf-Systems Herzrasen, Herzstolpern und Bluthochdruck auftreten. Ebenso kann sich die Schmerzverarbeitung verändern und die Schmerzwahrnehmung verstärken.

Nicht selten kommt es unter anderem zu Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Magenschmerzen sowie Reizdarm und/oder Reizmagen", erklärt Dr. Torsten Grüttert, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Chefarzt der Privatklinik Duisburg. "Auch die Immunabwehr ist beeinträchtigt, ebenso der Stoffwechsel- und Hormonhaushalt, was mit der Zeit unter anderem das Risiko für einen Diabetes mellitus erhöht."

Bei Stress liegen die Nerven blank: Was Stress mit der Psyche macht

Auch die Psyche leidet unter Dauerstress. Schlafprobleme, Gereiztheit, Konzentrationsschwierigkeiten und Gedankenkreisen sind erste Hinweise auf eine Überlastung. Kann sich der Körper nicht erholen und bleibt das Stresslevel anhaltend auf einem hohen Niveau, können Angst- und Panikzustände oder eine Depression infolge des belasteten Nervensystems auftreten. "In stressigen Lebensphasen erleben Menschen Gefühle von Überforderung, Hilflosigkeit, Kontrollverlust und Angst. Diese Gefühle wirken wie ein Stressverstärker auf das Nervensystem. Mit zunehmender geistiger Erschöpfung nimmt das Risiko für psychische Erkrankungen zu – und diese wiederum fördern die weitere Ausschüttung von Stresshormonen", erklärt der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. "Der Körper wird von Stresshormonen geradezu überflutet."

(Quelle: Privatklinik Duisburg)

Dr. Torsten Grüttert ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Chefarzt der Privatklinik Duisburg.

Wie Stress das Gehirn verändern kann

Hinzu kommt, dass sich unter Dauerstress nicht nur die Gehirnstrukturen verändern und das Denkvermögen sowie die Konzentrationsfähigkeit leiden. Sogar Nervenzellen im Gehirn können absterben. "Glucocorticoide wie Cortisol können Nervenschädigungen verursachen. Ergebnisse verschiedener Studien deuten darauf hin, dass starker, anhaltender Stress und Demenzerkrankungen in Zusammenhang stehen", sagt Grüttert.

"Unter anderem wird bei akut erhöhten Glucocorticoid-Spiegeln die Ausschüttung von Wachstums- und Regenerationsfaktoren gehemmt, zugleich aber die Bildung entzündungsfördernder Botenstoffe verstärkt. Oxidativer Stress sowie Schäden durch das Alzheimer-typische Eiweiß Beta-Amyloid werden ebenfalls begünstigt. Hinzu kommt, dass unter Stress oftmals schädigende Substanzen konsumiert werden, von Zigaretten, Alkohol bis hin zu Drogen, welche ebenfalls schädigend auf das Gehirn einwirken."

Körperliche und psychische Warnzeichen von Stress ernst nehmen

Wer merkt, dass er nicht mehr richtig entspannen kann, im Kopf anhaltend Sorgen kreisen und Gefühle von Stress und Überforderung zunehmen, sollte diese Warnzeichen ernst nehmen. Auch bei Schlafstörungen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Gereiztheit und zunehmender Antriebslosigkeit sollte man hellhörig werden.

Diese Symptome deuten auf eine stressbedingte Überlastung hin. Dann sollte man schauen: Was sind die Stressoren? Wie lassen sich Belastungen reduzieren? Was tut mir gut und lädt mich mit Energie auf? "Verschlechtert sich das Allgemeinbefinden und kommt man alleine nicht aus der Belastungsspirale heraus, sollten Betroffene nicht länger warten, sondern sich Hilfe suchen. Der erste Kontakt kann der Hausarzt sein. Dieser überweist bei Bedarf zu einem Psychotherapeuten, Psychiater oder Psychologen", sagt Grüttert.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • gesundheitsinformation.de: "Wie funktioniert das Nervensystem?". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 5. April 2023)
  • gesund.bund.de: "Stress: Auswirkungen auf Körper und Psyche". Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit. (Stand: 31. Januar 2022)
  • ncbi.nlm.nih.gov: "High Cortisol and the Risk of Dementia and Alzheimer’s Disease: A Review of the Literature". Online-Information der National Library of Medicine. (Stand: 2019)
  • nimh.nih.gov: "I´m so stressed out! Fact Sheet". Online-Information des National Institute of Mental Health. (Stand: Aufgerufen am 5. September 2023)
  • internisten-im-netz.de: "Stress". Online-Information des Berufsverbands Deutscher Internistinnen und Internisten e. V. (BDI). (Stand: Aufgerufen am 5. September 2023)
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