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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Besser schlafen Was bringen Gewichtsdecken?
Sanfter Druck für tieferen Schlaf: Gewichtsdecken sollen die Schlafqualität verbessern. Doch wie wirksam sind die schweren Decken wirklich?
Gewichtsdecken sind mit Materialien wie Metallketten, Kunststoffkugeln oder Glasperlen gefüllt und dadurch schwerer als normale Decken. Der Druck, der beim Zudecken auf den Körper entsteht, soll entspannend wirken und so den Schlaf unterstützen können. Was die Decken wirklich können und für wen sie weniger geeignet sind.
Warum Gewichtsdecken entspannen sollen
Gewichtsdecken liegen schwerer auf dem Körper als normale Decken. Das kann manchen Menschen ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit vermitteln und Stress lindern. Laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e. V. (DGSM) kann eine Gewichtsdecke durch die Druckstimulation "subjektiv das Gefühl einer 'Umarmung' und damit eine beruhigende und gegebenenfalls schlafförderlich wirkende Beruhigung vermitteln".
Zur Person
Dr. med. Alfred Wiater ist ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) sowie Kinder- und Jugendarzt mit Schwerpunkt Schlafmedizin. Außerdem hat der Schlafexperte zusammen mit Dr. med. Christoph Schöbel das Buch "Ticken Sie richtig? Wie Sie zu Ihrem gesunden Schlaf-Wach-Rhythmus finden" (Scorpio Verlag) verfasst. Dr. Wiater ist Leiter einer Onlinepraxis für Kinderschlafmedizin (www.telepraxis-kinderschlaf.de).
Es gebe vereinzelte Studien, welche bei psychiatrischen Patienten, wie zum Beispiel bei depressiven Menschen, Menschen mit bipolarer Störung, generalisierter Angststörung oder ADHS einen positiven Effekt auf den Schlaf nahelegen, so die DGSM. Doch eindeutige wissenschaftliche Belege fehlen bislang. Mehr Forschung ist notwendig. Ein Nutzen lässt sich jedoch nicht ausschließen.
Welche Gewichtsdecke ist die richtige?
Ob eine Gewichtsdecke für den Nachtschlaf, das Mittagsnickerchen oder den Couchabend geeignet ist und als angenehm, entspannend und schlaffördernd empfunden wird, gilt es auszuprobieren. Es gibt unterschiedlich schwere Gewichtsdecken mit verschiedenen Füllmaterialien. Welche am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt, lässt sich in einem Geschäft gut testen. So bekommt man ein erstes Gefühl für das Gewicht der Decke und spürt, ob man sich wohlfühlt. Empfohlen wird, eine Gewichtsdecke zu wählen, die etwa 10 bis 15 Prozent des Körpergewichts entspricht. Als Orientierung gibt der Hersteller Ikea beispielsweise an:
- 40 bis 60 Kilogramm Körpergewicht: sechs Kilogramm Deckengewicht
- 53 bis 80 Kilogramm Körpergewicht: acht Kilogramm Deckengewicht
- 67 bis 100 Kilogramm Körpergewicht: zehn Kilogramm Deckengewicht
Der Druck der Decke sollte als angenehm und nicht drückend oder einengend empfunden werden. Achtung: Für Kinder ist es besonders wichtig, dass die Decke leicht genug ist, um jederzeit vom Kind selbst entfernt werden zu können. Gewichtsdecken sind aus Sicherheitsgründen von einigen Herstellern erst ab einem Alter von zwölf Jahren empfohlen.
Wer sollte mit Gewichtsdecken vorsichtig sein?
Bei bestimmten gesundheitlichen Einschränkungen sollten Gewichtsdecken erst nach Zustimmung des behandelnden Arztes verwendet werden. Das gilt beispielsweise für Atemstörungen wie die Schlafapnoe sowie für Herzprobleme, Asthma, Bluthochdruck, Epilepsie, Hauterkrankungen, Allergien und Durchblutungsstörungen. Während einer Schwangerschaft sollte die Anwendung der Gewichtsdecke ebenfalls mit dem Frauenarzt oder der Frauenärztin abgestimmt werden.
"Auch wenn der Arzt der Verwendung zustimmt, sollte man sich langsam an die Gewichtsdecke herantasten und sie nicht gleich die ganze Nacht nutzen. Das gibt dem Körper Zeit, sich an das Gewicht zu gewöhnen", rät Dr. Alfred Wiater, Schlafmediziner und ehemaliger Vorsitzender der DGSM.
Wer sich nach einigen Tagen Eingewöhnungszeit aus bestimmten Gründen unwohl fühlt, sollte die Gewichtsdecke nicht weiter nutzen. Der Schlafexperte empfiehlt, bei anhaltenden Schlafstörungen einen Schlafmediziner aufzusuchen. "Anhaltender Schlafmangel kann der Gesundheit zusetzen. Das Immunsystem wird geschwächt und auch Hormonsystem und Stoffwechsel kommen durcheinander und begünstigen körperliche und psychische Erkrankungen", sagt Wiater.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Interview mit Dr. Alfred Wiater
- dgsm.de: "Tipps für Ihr Schlafverhalten". Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) (Abrufdatum: 25.10.2024)
- dgsm.de: "Schlafstörungen – Ratgeber für Patienten". Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) (Abrufdatum: 25.10.2024)
- gesundheitsinformation.de: "Was ist normaler Schlaf?" Online-Information von gesundheitsinformation.de, einem Angebot des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) (Stand: 3.7.2024)
- dgsm.de: "Aktionstag Erholsamer Schlaf". Presse-Information (PDF) der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) (Stand: 21.6.2023)
- medizin-transparent.at: "Gewichtsdecken: Nutzen bei gestörtem Schlaf fraglich". Online-Information von Medizin Transparent, ein Projekt von Cochrane Österreich an der Universität für Weiterbildung Krems (Stand: 22.2.2023)
- degam.de: "S3-Leitlinie Insomnie bei Erwachsenen". DEGAM-Anwenderversion (PDF) zur S3-Leitlinie "Nicht erholsamer Schlaf/ Schlafstörungen" der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. AWMF-Register-Nr. 063-003 (Stand: 2017)