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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Geschmacksstörung Metallischer Geschmack im Mund wegen der Schilddrüse?
Ein metallischer Geschmack im Mund kann viele Ursachen haben. Die Schilddrüse zählt – zumindest indirekt – auch dazu. Wie das sein kann, erfahren Sie hier.
Bei Geschmacksstörungen – auch Schmeckstörungen genannt – ist die Geschmacksempfindung vermindert, verstärkt oder verfälscht. Letzteres kommt am häufigsten vor. Betroffene schmecken Dinge anders als sonst oder haben sogenannte Schmeckhalluzinationen: Dabei ist ein meist metallischer Geschmack im Mund wahrnehmbar, ohne dass ein entsprechender Geschmacksreiz vorhanden ist.
Mehr wissen
Fachleute bezeichnen Schmeckstörungen aller Art als Dysgeusie, veränderte Geschmacksempfindungen als Parageusie und Schmeckhalluzinationen als Phantogeusie.
Die Ursache für ein verändertes Schmeckvermögen einzugrenzen ist oft schwierig – zumal nicht nur der Geschmackssinn bestimmt, was wir schmecken: Auch Tast-, Temperatur- und Geruchssinn sind daran beteiligt. Störungen in diesen Bereichen können die Geschmackswahrnehmung somit ebenfalls beeinträchtigen. Als wichtigste Auslöser von Geschmacksstörungen gelten
- Schädel-Hirn-Verletzungen,
- Infektionen der oberen Atemwege,
- Kontakt mit Giftstoffen,
- brennende Schmerzen im Mund ohne erkennbare Ursache (Burning-Mouth-Syndrom),
- bestimmte ärztliche Behandlungsmaßnahmen (wie Operationen oder Bestrahlungen) sowie
- eine Vielzahl unterschiedlicher Medikamente.
So kann bei einer Radiojodtherapie als Nebenwirkung ein metallischer Geschmack im Mund auftreten. Die Schilddrüse ist in dem Fall indirekt für die Geschmacksstörung verantwortlich, da sie der Grund für die Behandlung ist: Bei der Radiojodtherapie wird das Schilddrüsengewebe mithilfe von radioaktivem Jod von innen bestrahlt. Infrage kommt diese Behandlung manchmal bei
- einer Überfunktion der Schilddrüse (zum Beispiel beim Morbus Basedow),
- einer stark vergrößerten Schilddrüse (Struma) oder
- bestimmten Formen von Schilddrüsenkrebs.
Gut zu wissen
Eine Überfunktion der Schilddrüse kann viele verschiedene Symptome verursachen. Ob hinter Ihren Beschwerden womöglich eine Schilddrüsenüberfunktion steckt, können Sie hier testen.
Des Weiteren kann durch die Einnahme von Jodtabletten ein metallischer Geschmack im Mund entstehen. Auch hier ist die Schilddrüse nur der Anlass für die Behandlung – und die Geschmacksstörung deren Nebenwirkung.Als Auslöser kommen vor allem hochdosierte Präparate infrage: Diese sollen bei einem Kernkraftwerk-Unfall verhindern, dass sich dabei austretendes radioaktives Jod in der Schilddrüse anreichert und später Schilddrüsenkrebs verursacht.
Die jodhaltigen Medikamente, die Ärztinnen und Ärzte manchmal bei bestimmten Schilddrüsenerkrankungen verordnen, enthalten hingegen deutlich weniger Jod. Daher stellt sich hier bei korrekter Einnahme nur selten ein metallischer Geschmack im Mund ein. Hat die Schilddrüse eine Überfunktion, bekommen viele Betroffene jedoch sogenannte Thyreostatika verordnet: Diese Schilddrüsenmedikamente können vermutlich ebenfalls die Geschmackswahrnehmung verfälschen.
Überdies können bei einigen Stoffwechselerkrankungen Geschmacksstörungen wie ein metallischer Geschmack im Mund vorkommen – etwa wenn die Schilddrüse eine Unterfunktion hat. Ob dabei die Erkrankung selbst, die eventuell dagegen eingenommenen Medikamente oder andere Faktoren die Geschmacksempfindung beeinflussen, ist bislang allerdings unklar. Zumindest scheint das Ausmaß der Geschmacksstörung nicht mit dem Schweregrad der Schilddrüsenunterfunktion zusammenzuhängen.
Gut zu wissen
Eine unbehandelte Unterfunktion der Schilddrüse kann zahlreiche und auf Dauer teils schwere Folgen haben. Testen Sie hier, ob Sie Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion zeigen.
Die gute Nachricht: Geschmacksstörungen bessern sich sehr häufig von selbst, sobald ihre Ursache abgestellt ist. Tritt ein metallischer Geschmack im Mund im Zusammenhang mit einer Unterfunktion der Schilddrüse auf, reicht es also in der Regel, den Mangel an Schilddrüsenhormonen mit Tabletten auszugleichen. Sind Medikamente gegen eine Schilddrüsenüberfunktion der Auslöser, kann es nötig sein, die Behandlung (falls möglich) umzustellen.
Auch wenn ein metallischer Geschmack im Mund auf eine Radiojodtherapie zurückzuführen ist, bleibt er für gewöhnlich nur vorübergehend bestehen. Bis sich das Geschmacksempfinden nach einer Geschmacksstörung wieder völlig normalisiert hat, können allerdings mitunter Monate oder gar Jahre vergehen.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 28.3.2024)
- "Metallic taste". Online-Informationen des National Health Service: www.nhs.uk (Stand: 4.8.2023)
- "Jodüberschuss". Online-Informationen von MSD Manuals: www.msdmanuals.com (Stand: Juli 2023)
- "Jodtabletten – eine vorsorgliche Schutzmassnahme". Online-Informationen des Bundesamts für Gesundheit BAG der Schweizerischen Eidgenossenschaft: www.bag.admin.ch (Stand: 9.6.2023)
- "Übersicht über Geruchs- und Geschmacksstörungen". Online-Informationen von MSD Manuals: www.msdmanuals.com (Stand: Mai 2023)
- Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e. V. (DGHNO-KHC): "Riech- und Schmeckstörungen" (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 017/050 (Stand: 1.5.2023)
- "Riech- und Schmeckstörungen". Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Stand: 7.4.2020)
- Berlit, P.: "Geruchs- und Geschmacksstörungen". Online-Informationen von e.Medpedia: www.springermedizin.de/emedpedia (Stand: 23.11.2018)
- Doty, R. L., Bromley, S. M.: "Effects of drugs on olfaction and taste". Otolaryngologic Clinics of North America, Vol. 37, Iss. 6, pp. 1229–54 (Dezember 2004)