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Zusammenhänge: Kann Rheuma Krebs oder Tumore auslösen?


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Gefährliche Wechselwirkung
Wie Rheuma und Krebs miteinander zusammenhängen


Aktualisiert am 26.11.2021Lesedauer: 4 Min.
Rheuma: Schmerzen an Hand- und Fingergelenken können ein Hinweis auf eine Rheumaerkrankung sein.Vergrößern des Bildes
Rheuma: Schmerzen an Hand- und Fingergelenken können ein Hinweis auf eine Rheumaerkrankung sein. (Quelle: michellegibson/getty-images-bilder)
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Mehrere Studien geben Hinweise darauf, dass Rheuma Krebserkrankungen begünstigt. Umgekehrt entwickeln aber auch viele Krebspatienten rheumatische Symptome. Eine Onkologin erklärt das Phänomen.

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen und Krebs hängen offensichtlich zusammen: Immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin. So auch die Register-Studie "MalheuR", die 2018 von Heidelberger Medizinern ins Leben gerufen wurde. Die erhobenen Daten sollen Hinweise darauf geben, wie beide Erkrankungen auf verschiedenen Ebenen in Verbindung stehen. Die Ergebnisse könnten unter anderem helfen, die Therapiemöglichkeiten zu verbessern.

Rheuma und Krebs treffen oft aufeinander

Laut der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie leben in Deutschland etwa 20 Millionen Menschen mit Funktionseinschränkungen des Bewegungsapparats. Bei 1,5 Millionen ist eine entzündlich-rheumatische Erkrankung die Ursache. Das Lebenszeitrisiko für jegliche Krebserkrankungen schätzt das Robert Koch-Institut auf 45 Prozent – fast jeder zweite wird daran erkranken. Dass "Rheuma" und Krebs zusammentreffen, ist daher bereits aus reinem Zufall zu erwarten.

Neue Forschungen sollen Klärung bringen

Doch es gibt weitere Zusammenhänge zwischen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen und Krebs. Welche das sind, möchten Wissenschaftler im Rahmen der Register-Studie "MalheuR" der Sektion Rheumatologie des Universitätsklinikums Heidelberg genauer untersuchen.

"Sowohl entzündlich-rheumatische Erkrankungen als auch ihre immunmodulatorische beziehungsweise immunsuppressive Therapie können das Risiko für verschiedene Begleit- und Folgeerkrankungen erhöhen, darunter auch Krebs", sagt Dr. Karolina Benesova, Oberärztin der Sektion Rheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg. "Andersherum kann eine Krebserkrankung sowie deren Behandlung das Risiko für die Entwicklung rheumatischer Symptome oder gar Erkrankungen erhöhen. Diese Zusammenhänge möchten wir erforschen." 2018 hatte die Rheumatologin "MalheuR“ ins Leben gerufen. Etwa 600 Patienten sind im Heidelberger Register bislang berücksichtigt.

Eine wichtige Rolle spielt das Immunsystem. "Bösartige Tumoren gehen, ebenso wie rheumatische Erkrankungen, auf eine Fehlleistung der Immunabwehr zurück. Die Zusammenhänge zu erforschen, ist ein spannendes Feld", sagt Benesova. Die Untersuchungen sollen unter anderem helfen, folgende Fragen zu klären:

  • Inwieweit begünstigt eine entzündlich-rheumatische Erkrankung die Entstehung von Krebs und umgekehrt?
  • Inwieweit beeinflussen die Therapien entzündlich-rheumatischer Erkrankungen die Krebsentstehung?
  • Inwiefern gibt es einen Zusammenhang zwischen Krebstherapien und rheumatischen Symptomen beziehungsweise Erkrankungen?
  • Wie beeinflussen sich die Therapien der beiden Erkrankungen gegenseitig und kann eine antirheumatische Therapie möglicherweise den Erfolg einer Krebsbehandlung gefährden?
  • Welche Therapieempfehlungen lassen sich aus den Forschungsergebnissen ableiten?

Erhöhtes Krebsrisiko bei Rheumapatienten

Erste Ergebnisse des Subregisters "RheuMal" zeigen, dass rheumatische Erkrankungen das Risiko für früheres Auftreten bestimmter Tumorarten erhöhen können. "Wir konnten bereits erste Hinweise erlangen, dass Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen früher an bestimmten Krebsarten erkranken können, als Menschen ohne Rheuma, müssen dies aber noch an größeren Patientenzahlen überprüfen“, sagt Benesova.

Bei nur wenigen Erkrankungen ist der Zusammenhang zwischen entzündlich-rheumatischer Erkrankung und Krebsrisiko schon aus früheren Studien belegt: "Patienten mit Sjögren-Syndrom beispielsweise erkranken häufiger an Lymphdrüsenkrebs. Hier ist es interessant, immunologische Einflüsse genauer zu betrachten“, so die Rheumatologin.

Inwiefern die Einnahme von immunmodulierenden oder -supprimierenden Medikamenten zur Steigerung des Krebsrisikos führt, oder diese durch die bessere Entzündungskontrolle sogar reduziert, war in der Vergangenheit Gegenstand kontroverser Diskussionen und Studienergebnisse und steht daher auch stark im Fokus des "MalheuR"-Projektes.

Rheumaähnliche Symptome wie Muskel- und Gelenkschmerzen

Das sogenannte "ParaRheuMa"-Register geht der Frage nach, wie rheumaähnliche Symptome mit einer Krebserkrankung in Zusammenhang stehen. "Es gibt Krebspatienten, bei denen sind rheumatische Symptome der führende Hinweis auf die Krebserkrankung.

Diese Symptome verhalten sich aber nicht so, wie wir es von den klassischen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen her kennen und werden oft erst besser, wenn die Krebserkrankung erkannt und erfolgreich behandelt ist", erklärt Benesova.

Ziel der Forscher ist es unter anderem, Hinweise darauf zu bekommen, warum eine Krebserkrankung rheumaähnliche Symptome wie Muskel- oder Gelenkschmerzen begünstigt und wie sich frühzeitig diese "pararheumatischen" Symptome als Warnhinweis auf eine Krebserkrankung identifizieren lassen.

Rheumatische Nebenwirkungen von Krebstherapien

Das dritte Teilprojekt, das "TRheuMa"-Register, umfasst Patienten, die im Zusammenhang mit ihrer Krebsbehandlung erstmals rheumatische Symptome oder eine Erkrankung entwickelt haben, beziehungsweise deren entzündlich-rheumatische Erkrankung sich durch die Krebstherapie verschlimmert hat.

Ziel des Teilregisters ist es, zu klären, warum das Risiko für rheumatische Nebenwirkungen bei Krebspatienten unter bestimmten Therapien erhöht ist und wie sich diese Nebenwirkungen von klassischen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen unterscheiden.

Wenn Rheumatherapie und Krebsbehandlung in Konflikt stehen

Besonders unter der Immuntherapie entwickeln Krebspatienten häufig rheumatische Nebenwirkungen. Die sogenannten Checkpoint-Inhibitoren können das Immunsystem so "scharf stellen", dass es in der Absicht, fremde beziehungsweise entartete Zellen zu eliminieren, beginnt, auch körpereigene Zellen anzugreifen. Dadurch werden autoimmune Phänomene nachgeahmt, so auch entzündlich-rheumatische Erkrankungen. Bis zu 15 Prozent der Krebspatienten entwickeln im Rahmen der Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren eine rheumatische Nebenwirkung.

"Erste Daten zeigen, dass bei etwa 50 Prozent der Patienten diese Beschwerden auch nach Beendigung der Krebstherapie bestehen bleiben", sagt Benesova. Daher ist es wichtig, für jeden Patienten eine geeignete Therapie sowohl für die Krebs- als auch die entzündlich-rheumatische Nebenwirkung zu finden, da das Beenden der Krebstherapie alleine oft nicht die Lösung des Problems ist.

Gleichzeitig muss das Risiko, den Krebsverlauf durch die Behandlung der rheumatischen Nebenwirkung mit immunmodulierenden Medikamenten ungünstig zu beeinflussen, so gering wie möglich sein. "Hier sind ausführliche Gespräche mit dem Patienten und den behandelnden Onkologen sehr wichtig, um individuell zu einer guten Entscheidung zu kommen", so die Rheumatologin.

Die Forscher hoffen, über das Register mehr über die Wechselbeziehungen zu erfahren und das Wissen für zukünftige Therapieempfehlungen nutzen zu können.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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