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Bulimie – diese Merkmale sind typisch für die Essstörung


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Ursachen, Symptome, Definition
Bulimie – diese Merkmale sind typisch für die Essstörung


Aktualisiert am 09.09.2022Lesedauer: 4 Min.
Eine Frau wischt sich mit der Hand über den Mund.Vergrößern des Bildes
Selbst herbeigeführtes Erbrechen ist ein typisches Symptom der Bulimie. (Quelle: KatarzynaBialasiewicz/getty-images-bilder)
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Über die Bulimie kursieren viele Missverständnisse. Hier erfahren Sie die korrekte Definition und alles Wichtige über die Ursachen und die Symptome.

Psychisches Leid kann sich auf vielerlei Weisen äußern. Bei manchen Menschen wirken sich die seelischen Probleme auch auf das Essverhalten aus. Einige entwickeln eine Essstörung, also eine Magersucht, eine Binge-Eating-Störung oder eine Bulimie. Die drei Formen von Essstörungen unterscheiden sich in ihren jeweils typischen Verhaltensweisen und körperliche Anzeichen.

Definition: Was ist Bulimie?

Bulimie ist eine Essstörung. Der Fachbegriff lautet Bulimia nervosa, umgangssprachlich wird die Erkrankung auch als Ess-Brech-Sucht bezeichnet. Die Betroffenen sind in einem Teufelskreis gefangen: Sie haben immer wieder Essanfälle, die mit einem Gefühl des Kontrollverlustes einhergehen. Anschließend versuchen sie, die ungewollt aufgenommenen Kalorien wieder loszuwerden, etwa indem sie sich absichtlich erbrechen. Manche ergreifen stattdessen oder zusätzlich andere Maßnahmen: Sie nehmen Abführmittel oder andere Medikamente ein, fasten oder machen Sport.

Die Bulimie betrifft aber nicht nur das Verhalten. Sie ist vor allem mit einem erheblichen psychischen Leidensdruck verbunden: Die Erkrankten kreisen gedanklich um ihr Körpergewicht und das Thema Essen. Ihr Selbstwertgefühl hängt maßgeblich von ihrem Gewicht und ihrem Essverhalten ab, und sie verspüren ein übergroßes Bedürfnis danach, beides rigoros zu kontrollieren. Zudem fühlen sie sich zu dick und/oder haben immense Angst, dick zu werden, obwohl die meisten von ihnen nicht übergewichtig sind.

Anders als mitunter angenommen wird, äußert sich eine Bulimie allerdings auch nicht zwangsläufig durch Untergewicht. Das ist ein wichtiger Unterschied zur Magersucht: Während diese durch einen extrem niedrigen Body-Mass-Index (BMI) von unter 17,5 gekennzeichnet ist, haben Menschen mit Bulimie in der Regel einen BMI im Normalbereich. Einige sind leicht unter- oder übergewichtig.

Ursachen der Bulimie

Die Bulimie entsteht durch ein Zusammenspiel verschiedener Ursachen. Wie für jede psychische Erkrankung gilt für sie, dass ihre ursächlichen Einflüsse äußerst individuell und vielschichtig sind und sich von Person zu Person unterscheiden.

Grundsätzlich liegen dem krankhaften Essverhalten seelische Belastungen zugrunde. Betroffene leiden in der Regel unter Problemen in ihren wichtigsten Beziehungen, zum Beispiel zu den Eltern, anderen Familienangehörigen sowie Personen aus dem Freundeskreis, der Schule sowie dem beruflichen Umfeld. Vielen fällt es zudem schwer, Stress im Beruf, in der Schule oder im sonstigen Alltag zu ertragen und damit umzugehen. Einige haben mit depressiven Verstimmungen zu kämpfen.

Die Essstörung bringt also seelische Nöte zum Ausdruck, mit denen die Betroffenen aufgrund ihrer zwischenmenschlichen Konflikte und des nicht bewältigten Stresses zu kämpfen haben.

Warum sich diese Not bei ihnen ausgerechnet im Essverhalten widerspiegelt, ist noch nicht abschließend geklärt. Fachleute vermuten, dass das mehrere Gründe hat. Oftmals spielt das Thema Gewicht im Leben der Erkrankten schon lange eine wichtige Rolle. In der Regel haben sie das gesellschaftliche Schlankheitsideal stark verinnerlicht. Zudem waren viele Menschen mit Bulimie als Kind übergewichtig oder haben übergewichtige Familienmitglieder.

Ein weiterer Faktor, der wahrscheinlich an der Entstehung einer Bulimie beteiligt ist, sind die Gene. Hinweise darauf fanden Forschende unter anderem in Studien mit Zwillingen. Darin zeigte sich, dass wenn ein eineiiger Zwilling an Bulimie leidet, auffallend häufig auch der andere Zwilling diese Essstörung entwickelt. Das muss zwar nicht allein an den Genen liegen, diese könnten aber zumindest mitverantwortlich sein. Denn wie die Untersuchungen zeigten, kommt es bei zweieiigen Zwillingen deutlich seltener vor, dass beide Geschwister erkranken.

Symptome der Bulimie

Das wichtigste Symptom einer Bulimie ist ein gestörtes Essverhalten, welches sich früher oder später durch deutliche körperliche Veränderungen äußert.

Die Erkrankten beschäftigen sich intensiv und ständig mit ihrem Körpergewicht und streben nach vollkommener Kontrolle über ihr Essverhalten. Sie schränken sich im Hinblick auf die Nahrung, die sie zu sich nehmen, stark ein, was ihnen aber immer nur vorübergehend gelingt: Die meisten haben mehrmals wöchentlich Essanfälle, bei denen sie innerhalb weniger Stunden große Nahrungsmengen zu sich nehmen.

Typischerweise sind diese Anfälle von Gefühlen des Kontrollverlustes und der Selbstverachtung geprägt. Im Nachhinein leiden die Betroffenen unter Scham und Niedergeschlagenheit und ergreifen Maßnahmen, um sich der aufgenommenen Kalorien wieder zu entledigen. Die meisten übergeben sich absichtlich.

Eine Bulimie ist aber – anders als oftmals angenommen wird – keineswegs immer mit Erbrechen verbunden. Manche Erkrankte nehmen stattdessen Abführmittel, Entwässerungstabletten oder Appetitzügler. Andere fasten oder treiben exzessiv Sport. Einige wenden eine Kombination dieser Maßnahmen an.

Diese Symptome zeugen von den körperlichen Folgen der Bulimie

Essanfälle, Erbrechen, Fasten, Sport, Medikamente: Eine Bulimie geht für den Körper mit heftigen Strapazen einher, die sich früher oder später durch deutlich spürbare und teilweise sichtbare Folgen bemerkbar machen.

Dazu zählen etwa:

  • Entzündungen der Speiseröhre und/oder Magenschleimhaut
  • Zahnschäden und Zahnfleischveränderungen, weil immer wieder Magensäure in die Mundhöhle gelangt
  • geschwollene Wangen durch vergrößerte Speicheldrüsen
  • trockene Haut
  • eingerissene Mundwinkel (Mundwinkelrhagaden)
  • Schwielen an den Fingergelenken der Hand, mit der das Erbrechen herbeigeführt wird
  • brüchige Nägel
  • Störungen des Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalts
  • Herzrhythmusstörungen

Senkt Bulimie die Lebenserwartung?

Wie sich eine Bulimie auf die Lebenserwartung auswirkt, ist noch nicht ausreichend erforscht. Studien legen nahe, dass Essstörungen das Risiko für einen vorzeitigen Tod erhöhen können. Dies gilt insbesondere für die Magersucht, welche zu lebensbedrohlichem Untergewicht führt.

Bei einer Bulimie ist das zwar nicht der Fall. Dennoch kann auch diese Essstörung schlimmstenfalls tödlich enden, wenn Erkrankte sich das Leben nehmen. Um das zu verhindern, ist es wichtig, dass sie rechtzeitig professionelle Unterstützung erhalten.

Der erste Schritt, sich Hilfe zu suchen, kann ein Anruf bei einer Beratungsstelle sein, zum Beispiel das Beratungstelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), erreichbar unter der Telefonnummer 0221 892031.

Hinweis: Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 7.9.2022)
  • Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 7.9.2022)
  • Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.bzga-essstoerungen.de (Abrufdatum: 7.9.2022)
  • Van Eeden, A. E., et al.: "Incidence, prevalence and mortality of anorexia nervosa and bulimia nervosa". Current Opinion in Psychiatry, Vol. 34, Iss. 6, pp. 515-524 (November 2021)
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM): "S3-Leitlinie Diagnostik und Behandlung der Essstörungen". AWMF-Leitlinien-Register Nr. 051/026 (Stand: 31.5.2018)
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