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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ärztliche Hilfe notwendig Harnverhalt – was tun, wenn Urinieren unmöglich ist?
Harnverhalt kann sehr schmerzhaft sein – und unbehandelt gefährlich werden. Was bei Symptomen zu tun ist und warum Warten riskant ist.
Wer Harnverhalt hat, bemerkt das normalerweise schnell: Obwohl die Blase voll und der Harndrang deutlich zu spüren ist, lässt sie sich nicht mehr entleeren. Zudem können weitere Beschwerden im Bereich der Harnwege auftreten – insbesondere starke Schmerzen sowie ein Druckgefühl im Unterbauch (oberhalb des Schambeins).
Bei diesen Symptomen gilt es, sofort ärztliche Hilfe zu holen. Akuter Harnverhalt ist ein medizinischer Notfall, der ohne rechtzeitige Behandlung teils ernste Folgen haben kann.
Harnverhalt – was tun?
Wer Anzeichen für akuten Harnverhalt bei sich feststellt, sollte unverzüglich den Rettungsdienst (112) rufen. Stellt die Ärztin oder der Arzt tatsächlich einen akuten Harnverhalt fest, wird sie oder er Maßnahmen ergreifen, um der Blase der betroffenen Person schnellstmöglich zur Leerung zu verhelfen.
Dazu wird ein sogenannter Katheter gelegt, ein dünner Schlauch, über den der Urin abfließen kann. Diesen führt die Ärztin oder der Arzt entweder durch die Harnröhre ein, oder aber durch einen kleinen Schnitt am Unterbauch direkt in die Blase. Der Katheter wird nach wenigen Tagen entfernt, sofern Wasserlassen dann wieder gelingt.
Harnverhalt – wie geht es nach der Akutbehandlung weiter?
Um zu verhindern, dass die betroffene Person erneut einen Harnverhalt erleidet, muss die Ärztin oder der Arzt dessen genauen Auslöser klären.
Häufig steckt eine Blockade der Harnröhre oder des Blasenhalses dahinter. Es könnte aber auch an den Nerven und/oder Muskeln liegen, die für das kontrollierte Öffnen und Schließen der Blase zuständig sind: Sind diese etwa aufgrund einer Erkrankung geschädigt oder in ihrer Funktion beeinträchtigt, kann es ebenfalls zum Harnverhalt kommen.
Für beide Ursachen ist wiederum eine Vielzahl an Erklärungen denkbar. Eine Blockade der Harnröhre oder des Blasenhalses kann beispielsweise entstehen durch:
- eine gutartige Prostatavergrößerung (Aus noch ungeklärten Gründen tritt akuter Harnverhalt bei Männern mit vergrößerter Prostata in vielen Fällen nach exzessivem Alkoholkonsum auf.)
- Harnsteine
- eine Harnröhrenverengung, etwa infolge einer Entzündung oder auch einer Operation
- eine Verengung des Blasenhalses nach einer Operation
- ein Vorfall (Absinken) von Beckenorganen (Blase, Darm oder Gebärmutter) in die Scheide, typischerweise wegen einer Schwäche der stützenden Muskeln und Gewebe
- eine nach hinten geneigte Gebärmutter, die in den ersten Wochen der Schwangerschaft Druck auf die Harnröhre ausübt
- die möglichen körperlichen Auswirkungen einer Geburt (selten und insbesondere nach langwierigen Geburten, Dammrissen, Kaiserschnitten)
- eine (zum Beispiel durch einen Harnwegsinfekt ausgelöste) Entzündung der Prostata, durch die die Prostata anschwillt und die Harnröhre zusammendrückt
- eine durch eine sexuell übertragbare Krankheit oder einen Harnwegsinfekt hervorgerufene Harnröhrenentzündung
- einen Tumor (zum Beispiel Prostatakrebs)
Ein nervlich und/oder muskulär bedingter Harnverhalt kann unter anderem vorkommen bei:
- multipler Sklerose oder anderen Nervenerkrankungen
- einem Schlaganfall
- einer Quetschung des Rückenmarks, etwa aufgrund einer Blutung, eines Abszesses, eines Tumors oder eines Bandscheibenvorfalls
- einer Nervenschädigung durch Diabetes mellitus
- der Einnahme von Medikamenten, die das Nervensystem beeinflussen, beispielsweise bestimmte Mittel zur Behandlung psychischer Erkrankungen (trizyklische Antidepressiva)
Steht die Ursache des Harnverhalts fest, kann die Ärztin oder der Arzt eine gezielte Behandlung einleiten. Diese kann sich je nach Grunderkrankung sehr unterschiedlich gestalten.
Der häufigste Auslöser bei Männern ist eine vergrößerte Prostata. In diesem Fall können etwa bestimmte Medikamente dazu beitragen, den Harnfluss verbessern. Zum Beispiel sogenannte 5-Alpha-Reduktasehemmer, die eine Verkleinerung der Prostata herbeiführen. Manchmal reicht eine medikamentöse Therapie nicht aus, um das Problem nachhaltig in den Griff zu bekommen. Bei Männern, die aufgrund einer Prostatavergrößerung wiederholt akuten Harnverhalt haben, kann ein operativer Eingriff nötig werden. Mehr dazu erfahren Sie im Artikel Was hilft, wenn die vergrößerte Prostata Beschwerden bereitet.
Harnverhalt – darum ist Warten eine schlechte Idee
Wenn die Kapazitäten der Harnblase erschöpft sind, kann der Urin nicht mehr richtig aus den Nieren in die Blase abfließen. Dann staut sich der Urin in den Nieren und führt dazu, dass sich die Nierenbecken erweitern. Wird die betroffene Person nicht rechtzeitig behandelt, kann das gefährlich werden. Unter anderem drohen Infektionen und Nierenschäden bis hin zur Sepsis (Blutvergiftung) beziehungsweise zum Nierenversagen. Darum ist es entscheidend, sich bei akutem Harnverhalt unverzüglich an eine Ärztin oder einen Arzt zu wenden.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Online-Informationen von AMBOSS: www.amboss.com (Abrufdatum: 29.7.2024)
- Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 29.7.2024)
- Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 29.7.2024)
- Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 29.7.2024)