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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hirnfrost Vermehrt Kopfschmerzen bei Kälte – wie kommt das?
Bei Kälte treten Kopfschmerzen vermehrt auf. Besonders Kopfschmerzen vom Spannungstyp sind häufig. Warum der Kopf so kälteempfindlich ist – und was hilft.
Viele Kopfschmerzbetroffene berichten von vermehrten Problemen bei bestimmten Wetterlagen. So scheint beispielsweise schnell wechselndes Wetter Spannungskopfschmerzen und Migräne zu begünstigen. Hitze lässt den Kopf ebenfalls oft unangenehm brummen. Und auch im Winter tritt schmerzhaftes Pochen und Ziehen im Kopf vermehrt auf. Wie kommt es zum Kältekopfschmerz?
Das Wetter kann Kopfschmerzen auslösen
Als Auslöser von wetterbedingten Kopfschmerzen werden die Änderungen von Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck vermutet. Je stärker die Schwankungen von Temperatur und Luftdruck sind, desto wahrscheinlicher wird es, dass Kopfschmerzen auftreten.
Intensive Kälte ist ein bedeutender Kopfschmerz-Trigger von Spannungskopfschmerzen. Spannungskopfschmerzen sind leicht bis mittelstark und werden als dumpf, drückend oder ziehend wahrgenommen. Sie betreffen den gesamten Kopf: Der Schmerz reicht meist vom Nacken bis zur Stirn.
Muskelverspannung bei Kälte kann Kopfweh verursachen
Neben Stress und emotionalen Belastungen gehören Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich zu den möglichen Ursachen von Spannungskopfschmerzen. Weht ein eisiger Wind um die Nase und ziehen wir den Kopf tief in den Schal, kann die Nackenmuskulatur verspannen. Experten vermuten, dass eine erhöhte Anspannung der Nackenmuskulatur die Schmerzzentren im Gehirn aktiviert. Auch die Nackenmuskulatur selbst reagiert mit Schmerzreizen auf die Beanspruchung.
Was Kälte mit dem Kopf macht
Auch die Kälte wirkt auf den Kopf ein. Wer seinen Kopf an frostigen Tagen nicht durch eine Mütze schützt, setzt seinen Kopf einem Temperatursturz aus. Kühlt das Blut in der Kopfhaut ab, verkrampft die feine Muskulatur unter der Kopfhaut, um den Wärmeverlust zu verringern.
Wer im Winter mit nassen Haare aus dem Haus geht, verstärkt den auskühlenden Effekt. Das gilt auch dann, wenn die Kopfhaut Regen und Schnee ausgesetzt ist. Es können ein stechender Kopfschmerz und sogar Schwindel auftreten. Besonders gefährdet für Winterkopfschmerzen sind Menschen, die generell anfällig für Kopfschmerzen sind.
Brain Freeze – beim Eisessen Kopfweh kriegen
Als Brain Freeze oder Hirnfrost werden Kältekopfschmerzen bezeichnet, die beim Eisessen auftreten. Dabei handelt es sich um einen intensiven, stechenden Kopfschmerz, der infolge der plötzlichen Kälte im Mund auftritt. Dabei passiert Folgendes: Der Kältereiz wirkt auf die Blutgefäße im Gaumen. Die Blutgefäße ziehen sich zusammen, um einen Verlust der Körpertemperatur zu verhindern. Zeitgleich verstärkt sich der Blutfluss zum Gehirn, um Wärme zu schaffen. Der Druck in den Blutgefäßen erhöht sich. Ein stechender Kopfschmerz entsteht. Die gute Nachricht: Meist ist er nach wenigen Sekunden oder Minuten wieder vorbei.
Laut der Migräne Liga Deutschland e. V. sind besonders Kinder vom Brain Freeze betroffen. Im Erwachsenenalter tritt der Schmerz seltener auf. Vermutet wird, dass sich die Kälte beziehungsweise Schmerzrezeptoren im Laufe des Lebens "abhärten". Möglich ist auch, dass der Kältereiz bei einem größeren Kopf nicht so rasch zu den Nervenstrukturen gelangt. Um Hirnfrost vorzubeugen, empfiehlt die Migräne Liga, das Eis langsam zu essen.
Kopfschmerzen bei Kälte – das hilft
Gefährlich ist der Kältekopfschmerz nicht – aber oft sehr unangenehm. Folgende sieben Tipps helfen, den kältebedingten Winterkopfschmerz zu reduzieren:
- 1. Mütze aufziehen: Das verhindert einen großen Temperatursturz auf dem Kopf und schützt die Kopfhaut vor dem Auskühlen.
- 2. Dicken Schal umlegen: Ein dicker Schal schützt die Schulter- und Nackenpartie vor Wind und Kälte. Das beugt Verspannungen vor, die Kopfschmerzen begünstigen können.
- 3. Kopfhaut massieren: Eine sanfte Massage der Kopfhaut regt die Durchblutung an und hilft, Verspannungen der feinen Muskelstränge der Kopfhaut zu lösen.
- 4. Schulter- und Nackenmuskeln lockern: Regelmäßige Lockerungsübungen für Schulter und Nacken lösen Verspannungen, fördern die Beweglichkeit und können dabei helfen, verspannungsbedingte Kopfschmerzen zu lindern.
- 5. Pfefferminzöl: Bei Kopfschmerzen vom Spannungstyp empfehlen die Autoren der Leitlinie "Diagnostik und Therapie des Kopfschmerzes vom Spannungstyp" 10-prozentiges Pfefferminzöl. Auf Stirn und Schläfen aufgetragen, wirke es schmerzlindernd und könne auch bei akuten Schmerzattacken verwendet werden. Pfefferminzöl kann eine sanfte Alternative zu herkömmlichen Schmerzmitteln sein.
- 6. Regelmäßig spazieren gehen: Wer mehrmals in der Woche spazieren geht oder draußen sportlich aktiv ist, gewöhnt den Körper ein Stück weit an verschiedene Wetterlagen. Temperaturwechsel können dann oft besser vertragen werden. Zudem gilt regelmäßige Bewegung als wichtige Vorbeugung bei Spannungskopfschmerzen.
- 7. Ausreichend trinken: Auch in den Wintermonaten sollte man darauf achten, ausreichend zu trinken, um einer Austrocknung des Körpers und Kopfschmerzen vorzubeugen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt gesunden Erwachsenen eine tägliche Trinkmenge von 1,5 bis 2 Litern. Bevorzugt werden sollten Wasser und ungesüßte Tees.
Meist lässt der Kältekopfschmerz vom Typ Spannungskopfschmerz rasch wieder nach. Hat die Kälte allerdings einen Migräneanfall ausgelöst, können die Schmerzen unter Umständen über Stunden andauern. Die Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland raten, leichte und mittelschwere Migräneattacken mit herkömmlichen Kopfschmerzmitteln zu behandeln. Bei starken Migräne-Attacken helfen spezielle Migräne-Präparate, sogenannte Triptane.
Bei häufigem Kopfschmerz zum Arzt
Treten Kopfschmerzen häufig auf, sollte ein Arzt die Ursache klären. Von einer längerfristigen Selbstbehandlung raten Kopfschmerzexperten ab. Es besteht die Gefahr, dass ernstere Kopfschmerzursachen unerkannt bleiben. Hinzu kommt, dass eine längerfristige Selbstmedikation mit Schmerzmitteln Risiken birgt. Dann können sich nicht nur die Kopfschmerzen verschlimmern oder chronisch werden (medikamenteninduzierter Kopfschmerz). Auch kann eine Reihe von unerwünschten Nebenwirkungen auftreten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- migraeneliga.de: "Hirnfrost – Kopfschmerzen beim Eis-Essen". Online-Information der Migräne Liga Deutschland e.V. (Stand: Aufgerufen am 19. Januar 2025)
- dmkg.de: "Klinisches Bild des Spannungskopfschmerzes". Online-Information der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG). (Stand: Aufgerufen am 19. Januar 2025)
- awmf.org: "Diagnostik und Therapie des Kopfschmerzes vom Spannungstyp". S1-Leitlinie (PDF) der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG). (Stand: 2023)
- geo.de: "Weshalb wir im Winter häufiger Kopfschmerzen bekommen – und was dagegen hilft". Online-Information von GEO. (Stand: 23. November 2023)
- gesundheitsinformation.de: "Spannungskopfschmerzen". Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 13. Juli 2022)
- Charly Gaul, Andreas Totzeck, Ann-Lena Guth: Patientenratgeber Kopfschmerzen und Migräne. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage, 2021. ABW Wissenschaftsverlag.
- neurologen-und-psychiater-im-netz.org: "Kältekopfschmerz durch Wärme und sanfte Massagen lindern". Online-Information der Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland. (Stand: 2019)