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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Warnsignal Vergesslichkeit Wenn das Kurzzeitgedächtnis schwächelt
Jeder kennt es: Da fällt einem plötzlich ein Name nicht mehr ein oder ein Termin geht vergessen. In vielen Fällen ist es Stress, der uns vergesslich macht.
Konzentrationsstörungen sind in den meisten Fällen harmlos und vorübergehend. Lässt das Kurzzeitgedächtnis jedoch zunehmend nach und erschwert ein normales Alltagsleben, sollte man aufmerksam werden. Was Sie tun können, um Ihr Gedächtnis zu stärken.
Was ist das Kurzzeitgedächtnis?
Im Kurzzeitgedächtnis sind kurzzeitig Erinnerungen gespeichert. Werden diese vom Gehirn als bedeutsam eingestuft, werden sie ins Langzeitgedächtnis übertragen. Unwichtiges wird aussortiert. Ein Großteil der Inhalte im Kurzzeitgedächtnis wird gelöscht. Dank des Kurzzeitgedächtnisses können wir im Alltag konzentriert und aufmerksam sein.
Nicht selten kommt es vor, das Wichtiges als Unwichtiges eingestuft wird und vergessen geht. Das kann in stressigen und belastenden Situationen passieren. Zwar ist das Gehirn darauf trainiert, viele Informationen auf einmal zu verarbeiten. Doch es arbeitet ökonomisch: Je größer die Fülle ist, desto stärker wird gefiltert und ausgemistet. Auch im Alter lässt das Gedächtnis natürlicherweise nach. Bestimmte Erkrankungen können das Gedächtnis ebenfalls schwächen, etwa Depressionen oder Alzheimer.
Zur Person
Prof. Dr. med. Kathrin Reetz ist Vizepräsidentin der Deutschen Hirnstiftung, geschäftsführende Oberärztin und Leiterin Neurologischen Gedächtnisambulanz in der Klinik für Neurologie an der Uniklinik RWTH Aachen.
Wo ist der Schlüssel?
Gehen im Alltag Termine vergessen, werden Namen nicht mehr erinnert oder weiß man nicht mehr, wo der Schlüssel liegt, ist das häufig auf eine Schwäche im Kurzzeitgedächtnis zurückzuführen. "Gehen dahingegen nur manchmal Dinge vergessen oder werden sie später wieder erinnert, ist die Sorge vor einer Alzheimer-Demenz in der Regel unbegründet", sagt Prof. Kathrin Reetz, Vizepräsidentin der Deutschen Hirnstiftung und Leiterin der Neurologischen Gedächtnisambulanz in der Klinik für Neurologie an der Uniklinik RWTH Aachen.
Aufmerksam werden sollte man, wenn man das Gefühl hat, dass die Vergesslichkeit im Verlauf zunimmt. Das gilt auch, wenn die alltäglichen Aufgaben im Alltag zunehmend schwerer fallen, Schwierigkeiten bei der Orientierung hinzukommen und man vielleicht sogar von anderen Menschen auf seine Vergesslichkeit angesprochen wird.
Gedächtnisambulanz führt Testverfahren durch
"Bei zunehmender Vergesslichkeit ist es wichtig, die Leistungsfähigkeit des Gehirns zu untersuchen und zu schauen, welche Ursache hinter der abnehmenden Gedächtnisleistung steckt", sagt Reetz. "Eine erste Anlaufstelle kann der Hausarzt sein, der bei Bedarf zu weiteren Fachärzten überweist.
Auch die Deutsche Hirnstiftung bietet hier eine Beratung an. Ein weiterer Kontakt sind sogenannte Gedächtnisambulanzen, in denen neuropsychologische Untersuchungen durchgeführt werden, ob das Gehirn dem Alter entsprechend funktioniert. Sollten sich hier dann Veränderungen zeigen, die über das normale altersabhängige Maß hinausgehen, sollte man die Ursache abklären, um auch die richtigen Behandlungen einleiten zu können."
Gedächtnis frühzeitig stärken
Wichtig ist es laut der Expertin vor allem, gedächtnisfreundlich zu leben und Risikofaktoren für eine Demenz weitestgehend auszuschalten. Das sind: Bewegungsmangel, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, übermäßiger Alkoholkonsum, Rauchen, eingeschränkte Hörfähigkeit, Mangel an sozialen Kontakten, Depressionen, mangelnde Bildung, Kopfverletzungen und Feinstaubbelastung.
"Wer auf einen gesunden Lebensstil achtet, trägt eine Menge zur eigenen Gehirn-Fitness bei", sagt Reetz. "Achten Sie auf regelmäßige Bewegung und ernähren Sie sich gesund - am besten an der Mittelmeerküche orientiert. Vermeiden Sie Übergewicht. Nehmen Sie am sozialen Leben teil und bleiben Sie Neuem gegenüber offen. Das Gehirn muss ständig aktiviert und trainiert werden. Es möchte lernen. Bis ins hohe Alter. Das ist wichtig, damit sich neue Synapsen bilden können. Lassen Sie zudem bestehende Erkrankungen wie Bluthochdruck, Depressionen oder einen Diabetes mellitus behandeln, ebenso ein nachlassendes Hörvermögen."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Unser Gehirn - was es leistet, was es krank macht. Online-Information der Deutschen Hirnstiftung. (Stand: 29. September 2021)
- Demenz. Online-Information der Deutschen Hirnstiftung. (Stand: Aufgerufen am 07. April 2022)
- Beratung für Erkrankte und Angehörige. Online, Telefon & Video. Online-Beratung der Deutschen Hirnstiftung. (Stand: Aufgerufen am 07. April 2022)
- Mit 6 Tipps neurologischen Krankheiten vorbeugen. Online-Information der Deutschen Hirnstiftung. (Stand: 5. November 2021)
- Wie funktioniert das Gehirn? Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de. (Stand: 28. Juli 2021)
- Parkinson. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de. (Stand: 9. Juni 2019)
- Diagnose Demenz: Krankheitsbild und Verlauf. Online-Information des Bundesministeriums für Gesundheit. (Stand: 28. September 2021)
- Risikofaktoren für die Alzheimer-Krankheit. Online-Information der Alzheimer Forschung Initiative e. V. (Stand: Aufgerufen am 7. April 2021)
- Wenn Gehirnzellen absterben. Veränderungen im Gehirn. Online-Information der Alzheimer Forschung Initiative e. V. (Stand: Aufgerufen am 7. April 2021)
- S3-Leitlinie "Demenzen" der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), AWMF Register-Nr. 038-013. (Stand: 2016, gültig bis 23. Januar 2021)
- Demenz: Vorbeugen. Online-Information von gesundheit.gv.at, Öffentliches Gesundheitsportal Österreich, einem Angebot des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. (Stand: 14. Januar 2021)