Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Brennen und Juckreiz Diese Ursachen können hinter Scheidentrockenheit stecken
Scheidentrockenheit ist ein häufiges und für viele Frauen belastendes Symptom in den Wechseljahren. Doch auch junge Frauen können darunter leiden. Was sie gegen die Schmerzen tun können.
Eine trockene Scheide ist unangenehm und äußert sich meistens durch Beschwerden wie Brennen, Juckreiz oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Ein Experte erklärt, was die häufigsten Ursachen sind und was Frauen helfen kann.
Hormonschwankungen führen häufig zu Scheidentrockenheit
Eine häufige Ursache der trockenen Scheide sind hormonelle Veränderungen. Experten gehen heute davon aus, dass die Zusammensetzung der Flora beziehungsweise der Mikroorganismen in der Scheide zu einem bedeutenden Teil durch den Östrogenspiegel beeinflusst und verändert wird. Daher spielen hormonelle Veränderungen, wie sie rund um die Wechseljahre im mittleren Lebensalter auftreten, eine wichtige Rolle für zunehmende Scheidentrockenheit.
Doch Hormonschwankungen sind nicht nur ein Thema der Wechseljahre. Auch nach einer Geburt leiden manche Frauen an einer trockenen Scheide. "Der Grund hierfür ist ebenso Östrogenmangel, der typischerweise als Begleiterscheinung der Stillzeit auftritt", erklärt Dr. Frank Thieme, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Landesvorsitzender Sachsen-Anhalt des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V. (BVF).
Stress beeinflusst die Scheidenflora
Zu der Hormonsituation können noch weitere Einflussgrößen kommen, welche die Sekretbildung der Scheide hemmen. "In manchen Fällen stecken psychische Ursachen oder Erkrankungen, wie Depression oder Angststörungen dahinter. Auch Stressfaktoren sind nicht zu vernachlässigen. Daneben kann ein erhöhter Konsum von Alkohol und Nikotin zu einer verstärkten Trockenheit führen", so der Gynäkologe. "Scheidentrockenheit kann Frauen in jedem Alter betreffen."
Medikamente können die Scheide trocken machen
Scheidentrockenheit ist manchmal auch die Folge von Medikamenten. Dazu gehören nicht nur Hormonpräparate wie die Anti-Baby-Pille, der Verhütungsring sowie andere hormonelle Verhütungsmittel: "Scheidentrockenheit kann nicht nur als lokale Begleiterscheinung von bestimmten Pillenpräparaten auftreten, sondern auch durch die Einnahme anderer Medikamente, etwa Antiöstrogene, Antihistaminika oder Antidepressiva", erklärt Thieme.
Frauen, die ein Medikament als Auslöser für die trockene Scheide vermuten, sollten sich an ihren Gynäkologen und die behandelnden Ärzte wenden. Ist ein Wechsel auf ein anderes Medikament nicht möglich, können schleimhautbefeuchtende Präparate helfen, das unangenehme Jucken, Brennen und Spannen in der Scheide zu lindern. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit sind östrogenhaltige Salben oder Zäpfchen. Diese sind verschreibungspflichtig.
Wenn Krankheiten die Scheide trocken machen
Verschiedene Erkrankungen können ebenfalls die Scheidenflora beeinträchtigen – was sich letztlich auch an einer geringeren Sekretbildung und Befeuchtung der Scheide zeigen kann. Ein Beispiel ist Diabetes mellitus. "Erhöhte Blutzuckerwerte, die im Rahmen eines schlecht eingestellten Diabetes mellitus auftreten können, bringen eine starke Austrocknung der Haut und insbesondere der Schleimhäute mit sich", sagt Thieme. "Bei einer fortgeschrittenen Diabetes-Erkrankung können auch Schädigungen der Nerven eine optimale Versorgung der Scheidenhaut behindern und Trockenheit zur Folge haben."
Und nicht nur das: Frauen mit einem Diabetes haben zudem ein höheres Risiko für Scheidenpilzinfektionen. Laut der aktuellen Leitlinie "Vulvovaginalkandidose" vermehrt eine erhöhte Glykämie im Vaginalgewebe das Pilzwachstum. Unter anderem weil durch den erhöhten Blutzuckerspiegel die Hefepilze genährt werden, aber auch, weil die natürliche Abwehr der Scheide geschwächt ist.
Scheidentrockenheit: Achtung bei falscher Intimhygiene
Eine übertriebene oder falsche Intimhygiene kann ebenfalls ein Austrocknen der Vaginalschleimhaut und eine gestörte Scheidenflora zur Folge haben. So können Seifen und Duschgele dem Intimbereich zusetzen. Sie sind nicht auf den empfindlichen Intimbereich abgestimmt und wirken nicht selten reizend und austrocknend auf die zarte Haut. Enthaltene Duftstoffe und Alkohol belasten den Intimbereich zusätzlich.
"Am besten ist für den Intimbereich die Reinigung mit warmem Wasser", rät Thieme. "Wer generell zu einer trockenen Scheide tendiert, tut sich mich Waschsubstanzen nichts Gutes, außer, sie sind direkt für den Intimbereich vorgesehen. Bilden sich auf der Hautoberfläche kleine Einrisse, können Krankheitserreger wie Bakterien und Pilze leichter eindringen und Infektionen verursachen. Auch Blasenentzündungen können gehäuft auftreten, wenn die natürliche Abwehrfunktion der Scheide geschwächt ist."
Dr. med. Frank Thieme ist Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie Landesvorsitzender Sachsen-Anhalt des Berufsverbandes der Frauenärzte e.V. (BVF).
Was hilft bei Scheidentrockenheit?
Spezielle befeuchtende Cremes für den Intimbereich können helfen, die zarte Haut zu pflegen und widerstandsfähiger zu machen. Für den Geschlechtsverkehr kann ein Gleitgel helfen, Schmerzen beim Sex und Mikroverletzungen der Schleimhaut vorzubeugen.
Vorsicht geboten ist dem Gynäkologen zufolge bei "normalen" Cremes oder gar Ölen wie Mandelöl, Olivenöl und anderen puren Ölen. "Prinzipiell kommt es bei einer unterstützenden Intimpflege darauf an, die natürliche Schutzfunktion der Scheide nicht zu beeinträchtigen, sondern zu fördern. Öle und fetthaltige Pflegeprodukte, die bei der Hautpflege oft eingesetzt werden, können im Intimbereich nachteilige Effekte haben, weil sie durch Zusatz von Parfüm- oder Farbstoffen das Mikrobiom der Schleimhäute ungünstig beeinflussen können. Zudem können auch reine und natürliche Öle als Nährboden für Mikroorganismen dienen und Kondome angreifen. Hier sollten Frauen eher auf Präparate zurückgreifen, die speziell für den Intimbereich entwickelt wurden."
Trockene Scheide? Arzt um Rat fragen
Halten Symptome einer trockenen Scheide, wie Brennen, Jucken oder Schmerzen länger an, sollten Frauen einen Arzt aufsuchen und die Ursache im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung klären lassen. Auch deshalb, weil Symptome wie Juckreiz, Brennen und Spannungsgefühle im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen im Intimbereich auftreten können und weil eine trockene Scheide generell anfälliger für Infektionen ist.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Wechseljahresbeschwerden/ klimakterische Beschwerden. Online-Information des Berufsverbandes des Frauenärzte e. V. (BVF). (Stand: 18. Mai 2018)
- Pilzinfektion der Scheide (Scheidenpilz). Online-Information von gesundheitsinformation.de, einem Angebot des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 5. Juni 2019)
- Akute Blasenentzündung. Online-Information von gesundheitsinformation.de, einem Angebot des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). (Stand: 9. Oktober 2019)
- S2k-Leitlinie "Vulvovaginalkandidose" der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DDG), der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) sowie der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG). AWMF-Register-Nr. 015/072. (Stand: Gültig bis 2025)
- Scheidentrockenheit – wie kommt es dazu? Online-Information von PTAheute. (Stand: Aufgerufen am 15. Februar 2022)