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Corona: Hospitalisierungsrate könnte deutlich niedriger sein als gedacht


Umfrage zeigt
So ist die Corona-Lage in den Krankenhäusern wirklich

Von t-online, sms

Aktualisiert am 16.02.2022Lesedauer: 2 Min.
Covid-Intensivstation: Durch die milderen Omikron-Verläufe müssen weniger Corona-Patienten im Krankenhaus behandelt werden.Vergrößern des Bildes
Covid-Intensivstation: Durch die milderen Omikron-Verläufe müssen weniger Corona-Patienten im Krankenhaus behandelt werden. (Quelle: Tempura/getty-images-bilder)

Seit rund zwei Jahren gibt es zahlreiche Corona-Einschränkungen, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Jetzt zeigt eine Umfrage, dass die Situation besser aussieht als angenommen.

Die Lage in den Krankenhäusern ist mit Blick auf die Corona-Pandemie offenbar besser, als offizielle Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) nahelegen. Eine Umfrage der Wochenzeitung "Die Zeit" unter leitenden Ärzten von mehr als 20 Kliniken ergab, dass mindestens die Hälfte der dort stationär aufgenommenen Corona-Patienten nicht wegen einer Covid-19-Erkrankung behandelt wird, sondern aus einem anderen Grund.

Dennoch finden viele dieser Fälle Niederschlag als Covid-19-Fälle in der Statistik des RKI. Die dort ausgewiesene Hospitalisierungsinzidenz dient der Bundesregierung als Begründung der Corona-Maßnahmen.

Ist die Hospitalisierungsinzidenz zu hoch?

Aktuell liegt die Hospitalisierungsinzidenz in Deutschland laut RKI bei 6,04. Das bedeutet je 100.000 Einwohner müssen binnen sieben Tagen rund sechs Personen mit Covid-19 im Krankenhaus behandelt werden. Der "Zeit"-Recherche zufolge könnte dieser Wert aber deutlich zu hoch liegen. Zahlreiche Ärzte kommen zu dieser Einschätzung.

"Wir haben geboosterte Patienten, die eine Handgelenksfraktur haben, weil sie beim Radfahren gestürzt sind – und jetzt als Corona-Fälle gelten", sagte etwa der Infektiologe Andreas Stallmach von der Uni-Klinik Jena. Der Grund dafür ist, dass die meisten deutschen Krankenhäuser jeden Patienten, der aufgenommen wird, auf das Coronavirus testen. Dadurch entstehen viele zufällige Corona-Befunde.

Wie ist die Lage auf den Intensivstationen?

Aktuell liegen laut Divi-Intensivregister 2.466 Menschen mit dem Coronavirus auf der Intensivstation. Etwa die Hälfte von ihnen, 47 Prozent, muss künstlich beatmet werden.

Durch diese Belegung sind aktuell 2.934 Intensivbetten in Deutschland frei, 19.177 Betten sind belegt. Besonders angespannt ist die Lage aktuell in Bremen, wo nur noch unter zwei Prozent der Betten frei sind. Auch in Berlin sind weniger als zehn Prozent der Intensivbetten verfügbar. Etwas entspannter ist die Lage hingegen in Sachsen und Thüringen, dort sind mehr als 20 Prozent der Betten noch nicht belegt.

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Divi-Präsident Gernot Marx erklärte gegenüber der "Ärztezeitung": "Mit Blick auf die Intensivstationen in Deutschland können wir zumindest aktuell nicht von einer möglichen Überlastung des Systems durch Patienten mit SARS-CoV-2 sprechen." Zudem sei es so, dass ein Drittel der Intensivstationen bereits wieder im regulären Betrieb arbeiten könne.

Ärzte fordern Lockerungen der Corona-Maßnahmen

Vor dem Hintergrund der offenbar deutlich niedrigeren tatsächlichen Hospitalisierungsinzidenz fordern auch mehrere Ärzte Lockerungen der Corona-Maßnahmen.

Stefan Kluge, Chef der Intensivmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, sagte der "Zeit": "Ich bin zwar kein Politiker, aber ich glaube, wir sollten in Hamburg, womöglich in ganz Norddeutschland, über ein kurzfristiges Ende einzelner Pandemiemaßnahmen nachdenken. Jedenfalls dann, wenn man sie mit der Lage auf den Intensivstationen der Kliniken begründet."

Ärzte geben Entwarnung für Omikron-Welle

Auch andere Ärzte geben in der aktuellen Lage Entwarnung. So sagte der Ärztliche Direktor der Essener Uniklinik, Jochen Werner: "Wir haben es im Griff. Für unser Krankenhauswesen ist diese Pandemie zurzeit keine Bedrohung mehr."

Und Tobias Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover, sagte: "Zwei Drittel aller Corona-Befunde in unserer Klinik sind Zufallsbefunde. Omikron ist ein totaler Gamechanger." Welte forderte demnach ein Umdenken: "Wir können nicht mehr immer nur in Angst leben!"

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • ZEIT-Vorabmeldung vom 16. Februar 2022
  • Divi-Intensivregister
  • Anfrage Divi-Experten
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