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Corona: 500 Tote täglich? So wahrscheinlich ist Lauterbachs Warnung


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500 Corona-Tote täglich?
So wahrscheinlich ist Lauterbachs Warnung


Aktualisiert am 15.02.2022Lesedauer: 5 Min.
Ein Toter wird in einen Leichenwagen geschoben (Symbolfoto): Immer noch liegen Tausende Menschen mit Covid-19 auf den Intensivstationen.Vergrößern des Bildes
Ein Toter wird in einen Leichenwagen geschoben (Symbolfoto): Immer noch liegen Tausende Menschen mit Covid-19 auf den Intensivstationen. (Quelle: Nikola Stojadinovic/getty-images-bilder)

400 bis 500 Corona-Tote täglich: Das könnte in Deutschland Realität werden, wenn wir die Maßnahmen abschaffen. Sagt zumindest Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Wie haben sich die Zahlen entwickelt?

Fast 120.000 Menschen sind mittlerweile an oder mit dem Coronavirus in Deutschland gestorben. Die Zahlen steigen stetig, doch auch langsamer, als es bei deutlich niedrigeren Inzidenzen noch vor einem Jahr der Fall war. Liegt das an den Impfungen, leichteren Omikron-Verläufen oder hat es ganz andere Gründe? Ein Erklärungsansatz.

Wie hoch sind die Zahlen aktuell?

Insgesamt sind bis zum 14. Februar 2022 119.977 Menschen in Deutschland im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. Gleichzeitig gab es bisher mehr als 12,4 Millionen Corona-Infizierte. Und das sind in beiden Fällen nur die bestätigten Zahlen, die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.

Aktuell liegt die Corona-Inzidenz bei mehr als 1.400 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Täglich kommen zigtausende Infektionen hinzu, gleichzeitig gibt es täglich häufig nur zweistellige oder niedrige dreistellige Corona-Todeszahlen. Am 14. Februar meldete das RKI beispielsweise 42 neue Corona-Tote.

Diese Zahlen könnten deutlich steigen, wenn alle Corona-Maßnahmen – wie aktuell geplant – aufgehoben würden. Das hat Gesundheitsminister Karl Lauterbach kürzlich angekündigt. Bis zu 500 Corona-Tote seien dann zu erwarten, wenn vor allem die ältere Bevölkerung nicht mehr durch Maßnahmen vor einer Infektion geschützt würde. Wie wahrscheinlich das ist, zeigen einige Zahlen.

Wo gab es bisher die meisten Corona-Toten?

Das Robert Koch-Institut untergliedert die Corona-Fälle sowie die Toten in Deutschland auch regional. Hier zeigt sich, dass logischerweise dort, wo es die meisten Fälle gab, auch die meisten Corona-Toten zu verzeichnen sind.

Besonders betroffen sind daher auch die bevölkerungsstarken Bundesländer: Mit 2,5 Millionen Corona-Fällen und mehr als 21.000 Toten führt Nordrhein-Westfalen die Tabelle an. Dicht dahinter liegt Bayern mit fast 2,3 Millionen Fällen und rund 20.800 Corona-Toten.

Die wenigsten Fälle und damit auch die wenigsten Corona-Toten zählten hingegen bevölkerungsärmere Bundesländer wie Bremen mit rund 104.000 Fällen und 664 Todesfällen, das Saarland mit 132.700 Fällen und 1.353 Todesfällen oder auch Mecklenburg-Vorpommern mit 190.000 Infektionen und 1.690 Toten.

Wer sind die Corona-Toten?

Unter allen übermittelten Todesfällen zählte das Robert Koch-Institut im Wochenbericht vom 10. Februar insgesamt rund 100.500 Menschen, die 70 Jahre oder älter waren. Das entspricht rund 84 Prozent aller Todesfälle bis zu diesem Tag.

Der Altersmedian der Toten liegt laut RKI bei 83 Jahren. Im Unterschied dazu beträgt der Anteil der über 70-Jährigen an allen Covid-Fällen insgesamt nur acht Prozent. Dass Karl Lauterbach also vor allem die ältere Bevölkerung mit Maßnahmen vor einer Infektion schützen möchte, scheint im Hinblick auf diese Zahlen sinnvoll und logisch.

Insgesamt gab es laut RKI 47 Corona-Todesfälle bei Kindern und Jugendlichen zwischen null und 19 Jahren. Bei 32 Fällen lagen zusätzliche Angaben zu Vorerkrankungen vor.

Wie war die Lage noch vor der Omikron-Welle?

Die meisten Todesopfer forderte die Pandemie Ende 2020: Rund 6.000 Menschen starben in den letzten Wochen des ersten Corona-Jahres wöchentlich im Zusammenhang mit Covid-19. Auch die ersten Wochen des neuen Jahres 2021 waren mit 4.000 bis 6.000 wöchentlichen Corona-Toten noch deutlich über den folgenden Höhepunkten.

Eine zweite, kleinere Welle ist im Frühjahr 2021 zu erkennen: Zu dieser Zeit starben allerdings nur rund 1.500 Menschen wöchentlich an SARS-CoV-2-Infektionen. Eine etwas größere Welle gab es schließlich noch einmal zum Jahresende, als die Delta-Variante noch vorherrschte: Zwischen 2.000 und 3.000 Menschen starben Ende 2021 wöchentlich an den Folgen einer Covid-Infektion. Mit steigenden Omikron-Zahlen sanken schließlich Anfang 2022 die Todeszahlen auf Werte unter 1.000 Tote pro Woche.

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Welchen Einfluss haben Ungeimpfte auf das Infektionsgeschehen und die Todeszahlen?

Betrachtet man die Todeszahlen im Vergleich zur Inzidenz und den täglichen Neuinfektionen, fällt auf, dass bereits vor der Omikron-Variante die Corona-Impfungen dafür sorgten, dass es weniger Todesfälle und schwere Verläufe gab.

So gab es Ende 2020 noch keine Corona-Geimpften in Deutschland, gleichzeitig erreichte die Zahl der täglichen Neuinfektionen am 23. Dezember 2020 mit knapp 34.000 einen neuen Höhepunkt. Kurz darauf stiegen auch die Zahlen auf den Intensivstationen sowie die Todeszahlen parallel auf Rekordwerte von fast 6.000 Corona-Toten pro Woche und rund 6.000 gleichzeitigen Covid-Intensivpatienten.

Dritte Corona-Welle: Mit Impfungen, ohne Omikron

Zur dritten Corona-Welle im Herbst 2021 hingegen waren Ende November bereits rund 56 Millionen Menschen in Deutschland vollständig geimpft. Das zeigte sich auch in der Schwere der Verläufe sowie bei den Todesfällen.

Denn obwohl Ende November mit mehr als 74.500 täglichen Neuinfektionen bereits ein neuer Rekord aufgestellt wurde, stiegen die Zahlen auf den Intensivstationen sowie die Todeszahlen nicht vergleichbar dramatisch an. Der Höhepunkt an Intensivpatienten wurde schließlich mit knapp 5.000 am 8. Dezember 2021 erreicht. Bei den Corona-Todesfällen schwankte die Zahl in dieser Zeit zwischen 2.000 und 3.000 pro Woche.

Impfstatus der Corona-Intensivpatienten und -Toten

Zusätzlich wird seit einigen Wochen der Impfstatus der Corona-Intensivpatienten erhoben. Auch diese Statistik zeigt: Wer geimpft ist, landet deutlich seltener mit Covid-19 im Krankenhaus oder entwickelt überhaupt nur Symptome. Auch ein tödlicher Verlauf ist dementsprechend deutlich unwahrscheinlicher als ohne Covid-Impfung.

Die Zahlen aus dem RKI-Wochenbericht vom 10. Februar zeigen konkret: Von insgesamt 366 Corona-Toten in den Wochen zwei bis fünf waren 232 ungeimpft und nur 66 grundimmunisiert. 68 von ihnen waren geboostert.

Auch die Altersgruppen fallen besonders auf: 204 der ungeimpften Verstorbenen waren bereits 60 Jahre oder älter, nur 27 waren zwischen 18 und 59 Jahren alt. Zudem starb ein ungeimpftes Kind zwischen fünf und elf Jahren. Die Geimpften und Geboosterten, die an Covid-19 verstarben, sind fast ausschließlich 60 Jahre oder älter. Die Zahlen bilden jedoch nur jene Fälle ab, bei denen ein Impfstatus bekannt war.

"Hohe Wirksamkeit der Covid-19-Impfstoffe"

Dazu heißt es auch vom RKI: "Zusammengefasst bestätigen die nach Impfstatus dargestellten Inzidenzen, die Anzahl und Verteilung der Impfdurchbrüche sowie die (...) berechneten Impfeffektivitäten die hohe Wirksamkeit der eingesetzten Covid-19-Impfstoffe."

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Weiter heißt es vom Institut, auch bei der aktuellen Dominanz der Omikron-Variante könne "für vollständig geimpfte Personen aller Altersgruppen – und insbesondere für Personen mit Auffrischimpfung – weiterhin von einem sehr guten Impfschutz gegenüber einer schweren Covid-19-Erkrankung ausgegangen werden".

Aber es zeige sich auf der anderen Seite auch für ungeimpfte Personen aller Altersgruppen ein deutlich höheres Risiko für eine Covid-19-Erkrankung, insbesondere für eine schwere Verlaufsform.

Welchen Einfluss hat die Omikron-Variante?

Neben den Impfungen könnte auch die Omikron-Variante eine Rolle bei der Entwicklung der Todeszahlen spielen. Erste Studien zeigten bereits, dass die Mutante, die seit etwa Mitte Januar das Infektionsgeschehen in Deutschland dominiert, zu leichteren Verläufen führt als noch zuvor die Delta-Variante. Gleichzeitig ist sie deutlich ansteckender und hat Wege gefunden, den Impfschutz zu umgehen.

Mittlerweile sind die täglichen Neuinfektionen mehrfach auf mehr als 200.000 Fälle gestiegen, die Inzidenz liegt über 1.400 Neuinfektionen binnen einer Woche pro 100.000 Einwohner. Trotzdem sind die Zahlen auf den Intensivstationen ebenso wie die Todeszahlen nicht dramatisch gestiegen. Da mittlerweile zwar rund 75 Prozent der Gesamtbevölkerung geimpft sind, aber eben 25 Prozent auch noch nicht, kann diese Entwicklung nicht ausschließlich auf die Impfungen zurückgeführt werden.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Robert Koch-Institut: Corona-Statistiken; Covid-Dashboard
  • RKI-Wochenbericht vom 10. Februar 2022
  • Impfdashboard der Bundesregierung
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