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Corona-Variante Omikron: Das Virus lässt sich nicht mehr ausrotten


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Gekommen, um zu bleiben
Darum könnte Corona bald zum 08/15-Virus werden


Aktualisiert am 04.01.2022Lesedauer: 3 Min.
Fußgänger mit Masken: Der Corona-Schutz könnte uns noch jahrelang begleiten.Vergrößern des Bildes
Fußgänger mit Masken: Der Corona-Schutz könnte uns noch jahrelang begleiten. (Quelle: getty-images-bilder)
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Die Corona-Variante Omikron gilt als ansteckender, aber führt wohl zu leichteren Krankheitsverläufen. Damit könnte das Virus endemisch werden. Welche Szenarien sind denkbar?

Als Endemie wird ein Zustand bezeichnet, in dem eine bestimmte Krankheit in einigen Regionen regelmäßig auftritt. Dabei bleibt die Anzahl der Erkrankten relativ konstant.

Omikron gilt nun bei vielen Experten als die Corona-Variante, die diesen Übergang von der Pandemie in die Endemie einleiten könnte. So erklärte zum Beispiel der Leiter der Virologie an der Berliner Charité, Christian Drosten: "Ich gehe davon aus, dass Omikron die SARS-CoV-2-Variante sein wird, die uns in die endemische Phase begleiten wird." Dieses Virus werde wegen seiner enormen Infektiosität das erste postpandemische Virus werden.

Entscheidend für den Übergang in eine solche Phase ist die Immunität in der Bevölkerung. Sie wird durch Impfungen oder eben Infektionen erreicht. Je mehr Menschen also durchseucht oder geimpft sind, desto weniger Wirte findet das Virus. Das heißt nicht, dass sich nicht immer wieder Menschen infizieren, etwa weil der Immunschutz zeitlich begrenzt sein könnte, oder das Virus mutiert und zum Beispiel auch den Immunschutz der Impfungen beeinträchtigen kann.

Vier weitgehend harmlose Coronaviren

Vier humane Coronaviren sind bereits bei uns endemisch. Sie führen zu saisonal auftretenden Erkältungskrankheiten. Aber: Endemisch heißt nicht gleich harmlos. Das in den Wintermonaten immer wieder auftretende RS-Virus kann zum Beispiel besonders für Kinder gefährlich werden. Saisonal könnte es also auch bei uns weiterhin zu der Verhängung der AHA+L-Regel kommen.

Bereits im August modellierte ein Team aus Mitgliedern der Universitäten Pennsylvania und Oslo mögliche Übergänge von der Pandemie zur Endemie. Grundlage war die sogenannte Russische Grippe, die in den Jahren 1889/90 weltweit zu bis zu einer Million Todesopfern geführt hatte.

Nachwirkungen der Russischen Grippe

Forschungen legen nahe, dass es sich hierbei gar nicht um ein Influenzavirus, sondern um ein Coronavirus handelte, das vom Rind auf den Menschen übergesprungen sein könnte. Klar ist: Heute zählt HCoV-OC43 zu den Viren, die in der Allgemeinbevölkerung nur zu leichten Erkältungskrankheiten führen. "Heute ist es ein endemisches, mildes Erkältungsvirus, das meistens Babys im Alter von sieben bis zwölf Monaten ansteckt", berichtet einer der Studienleiter Ottar Björnstad.

Er erläutert in der Zeitschrift "Science Advances": "Bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 gab es mit zunehmendem Alter eine klare Tendenz zu immer schwerwiegenderen Folgen und Todesfällen. Unsere Modellrechnungen deuten darauf hin, dass sich das Infektionsrisiko wahrscheinlich auf jüngere Kinder verlagern wird, wenn die erwachsene Bevölkerung entweder durch Impfung oder Exposition gegenüber dem Virus immun wird."

Mutationsfreude als Problem

Heißt: Covid-19 könnte sich zu einer Kinderkrankheit entwickeln. Das Problem: Das Virus ist mutationsfreudig, anders als zum Beispiel der Masernerreger. Hier haben sich zwei Impfungen im Kleinkindalter als lebenslanger Schutz bewährt. Dass dies auch bei SARS-CoV-2 gelingt, ist unwahrscheinlich.

Doch in der Arbeit der Studiengruppe wird auch deutlich: Auch das neue Coronavirus kann zu einem harmlosen Erkältungsvirus mutieren. Weiterhin wären dann vermutlich vor allem Kinder betroffen, da die Erwachsenen durch Impfung oder Infektion ein Immungedächtnis erlangen können.

Ausrottung in weiter Ferne

Und noch etwas ist denkbar: Eventuell müssen wir uns oder zumindest bestimmte Risikogruppen sich mit einem neu auf das Virus angepassten Piks jährlich erneut schützen, ähnlich wie bei der Grippe. Dazu sind bereits Kombi-Impfstoffe zugelassen.

Klar ist: Ausrotten lässt sich das Virus nicht mehr, zumindest nicht so einfach. Denn dazu müsste die Impfquote höher sein. Und zwar nicht nur hierzulande, sondern weltweit. Zum Vergleich: 1874 wurde in Deutschland die Pflicht zur Pockenimpfung eingeführt, sie endete hierzulande 1976. Die WHO erklärte die Pocken 1980 für weltweit ausgerottet.

Doch nicht nur die Ausrottung, auch die Endemie liegt – zumindest in Deutschland – noch in weiter Ferne. So erklärt Christian Drosten: "Es wird in England wohl noch zwei Wellen bis zur endemischen Situation geben. Einmal infizieren sich von Weihnachten bis Ostern noch einmal viele Menschen. Dann kommt ein entspannter Sommer. Und dann wird es im Herbst noch einmal eine Nachdurchseuchung geben, wo man wohl auch noch einmal mit den angepassten Vakzinen dagegen boostern muss. Danach wird man sagen können: Die endemische Phase ist jetzt erreicht."

In Deutschland werde es viel schwieriger werden – wegen der großen Impflücken in der älteren Bevölkerung. Drosten: "Das Boostern ist wichtig, aber es gibt auch noch viel zu viele gar nicht geimpfte Menschen über 60 Jahre, die die Infektion bisher nicht durchgemacht haben. Wenn wir das Virus jetzt durchlaufen lassen, werden wir viele Tote haben und volle Intensivstationen."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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