Betriebsärzteverband So viele Corona-Impfungen wurden wohl nicht gemeldet
Wie viele Menschen sind in Deutschland schon geimpft? Darüber herrscht schon länger Unklarheit. Eine Schätzung der Betriebsärzte bestärkt nun Experten in ihrer Warnung, für ein Ende der pandemischen Lage sei es zu früh.
Der Verband deutscher Betriebs- und Werksärzte geht davon aus, dass rund 1,5 Millionen Corona-Impfungen in Deutschland vorerst nicht gemeldet wurden. Die meisten Impfungen seien über das kassenärztliche System eingegangen – wie viele nicht gemeldet wurden, sei aber unklar, sagte Verbandsvizepräsidentin Anette Wahl-Wachendorf dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Wie das RND unter Berufung auf eine Schätzung des Betriebsärzteverbandes berichtete, könnte sich die Zahl auf 1,5 Millionen belaufen.
"Wir haben in alle Richtungen erklärt und sensibilisiert", sagte Wahl-Wachendorf den Zeitungen. Sie erwarte klärende Gespräche mit dem Robert Koch-Institut (RKI). Auch bei den Kassenärzten seien vereinzelt Meldungen ausgeblieben, sagte der Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Roland Stahl.
"Wir kommen gerade in die kritischen Wintermonate"
"Wir haben keine echte Impfquote, das ist ein riesiges Problem, ein strukturelles Problem", sagte der Kölner Infektiologe Gerd Fätkenheuer dem RND. "Ich fürchte, dass es am Ende erst über die Abrechnungen sichtbar wird."
Aufgrund der Ungewissheiten bei der Impfquote und stark steigenden Infektionszahlen halte er das angekündigte Ende der pandemischen Lage für "sehr unklug": "Wir kommen gerade in die kritischen Wintermonate und wir sehen, was in anderen Ländern passiert. Es hätte keinen schlechteren Zeitpunkt für diese Ankündigung geben können."
Seit Samstag liegt die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen erstmals seit Monaten wieder im dreistelligen Bereich. Wie das (RKI) am Samstagmorgen mitteilte, stieg der Wert auf 100,0. Binnen eines Tages wurden demnach 15.145 Neuinfektionen registriert.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur AFP