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Start der 3G-Regel: Corona-Experte fordert Testpflicht auch für Geimpfte


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Start der 3G-Regel
Corona-Experte fordert Testpflicht auch für Geimpfte


Aktualisiert am 23.08.2021Lesedauer: 4 Min.
Corona-Test: Auch Geimpfte können das Virus weitertragen.Vergrößern des Bildes
Corona-Test: Auch Geimpfte können das Virus weitertragen. (Quelle: MonikaBatich/ E+/getty-images-bilder)
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Wer nicht geimpft oder genesen ist, braucht nun einen negativen Test, um in öffentliche Innenräume zu gelangen. Angesichts zunehmender Impfdurchbrüche werden Forderungen nach Tests für alle laut.

Wer ins Restaurant, Kino, zum Frisör oder ins Fitnessstudio will, muss seit heute immer ein Dokument dabeihaben: Entweder seinen Impfausweis, seinen Genesenennachweis oder den Bescheid über einen aktuellen negativen Corona-Test. Es gilt die neue Testverordnung, die Bund und Länder nach dem Auslaufen der Bundesnotbremse verabschiedet hatten.

Auch für den Besuch in Schwimmbädern und Sporthallen, für Konzerte, Krankenhäuser, Pflegeheime und ähnliche Einrichtungen sind die Nachweise nötig. Der negative Schnelltest darf nicht älter als 24 Stunden sein. Der PCR-Test ist 48 Stunden lang gültig.

Klar ist: Tests gelten jetzt als das Mittel der Wahl zur Eindämmung der Pandemie in Deutschland. Angesichts des Impffortschritts, der vor allem die Risikogruppen geschützt hat, soll daher auch der bislang wichtige Wert der Sieben-Tage-Inzidenz nun aus dem Infektionsschutzgesetz gestrichen werden – so will es Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Mehr dazu lesen Sie hier.

Wichtiger sei nun die Rate der Hospitalisierungen, also die Anzahl der Fälle, die aufgrund einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden müssen. Nicht alle von ihnen müssen auf die Intensivstation. Auch dort werden aktuell Menschen behandelt, die vollständig geimpft sind, wenn auch nur sehr wenige (sechs Prozent). Impfdurchbrüche und die Unklarheit über die Dauer der Immunität der Genesenen erschweren die Pandemie-Bekämpfung. Deshalb betont Jens Spahn: "Wer noch unentschlossen ist: Holen Sie sich Ihre Impfung. Schützen Sie sich und andere im Herbst und Winter."

Robert Koch-Institut registriert mehr Impfdurchbrüche

Aktuell gelten in Deutschland etwa 3,7 Millionen Menschen als Genesene. Wie lange ihre Immunität gegen das Coronavirus anhält, ist aber bislang noch unklar. 59 Prozent der Bundesbürger sind vollständig geimpft. Gleichzeitig werden immer häufiger Impfdurchbrüche beobachtet: Auch vollständig Geimpfte infizieren sich. Diese Zahl scheint nicht zuletzt wegen der ansteckenderen Delta-Variante kontinuierlich zu steigen. Das Robert Koch-Institut meldete am vergangenen Freitag 13.300 Durchbruchsinfektionen seit Beginn der Impfkampagne in Deutschland. Am 19. Juli waren es noch rund 6.900.

Das Problem: Die bisher zugelassenen Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 erzeugen keine sogenannte sterile Immunität. Das heißt: Auch Geimpfte können das Virus weitertragen. Und sind dabei zumindest zu Beginn der Infektion ähnlich ansteckend wie Ungeimpfte.

Hohe Viruslast auch bei Geimpften

Die britische Gesundheitsbehörde "Public Health England" (PHE) veröffentlichte ein Statement, wonach die Viruslast bei Geimpften, die nach einer Durchbruchsinfektion positiv getestet wurden, genauso hoch sein soll wie bei Ungeimpften. Damit sind sie in den ersten Tagen nach der Infektion hochansteckend.

Das geht auch aus den Analysen der US-Seuchenschutzbehörde "Centers for Disease Control and Prevention" (CDC) hervor. Dort wurde ein Virusausbruch am Nationalfeiertag des 4. Juli in Massachusetts untersucht. Von den 469 Infizierten, die auf der Halbinsel Cape Cod ausgemacht wurden, waren drei Viertel vollständig geimpft. Die Forscher folgerten aus der Verteilung der Fälle offenbar, dass Geimpfte, die sich infizieren, ähnlich infektiös sind wie Ungeimpfte. Sie können eine ähnlich hohe Viruslast tragen.

Dies gilt aber offenbar nur für die ersten Tage nach einer Infektion. Das legen zumindest Analysen des National Centre of Infectious Diseases in Singapur nahe. Danach geht die Viruslast bei Geimpften deutlich schneller zurück als bei Ungeimpften.

"Keine Impfung ist zu 100 Prozent sicher"

In Island machen die Geimpften inzwischen sogar schon die Mehrheit der aktuell Infizierten aus. Das Land ruderte zurück und verlangt nun auch von den Geimpften und Genesenen negative Corona-Tests.

Der Immunologe Dr. Andreas Radbruch, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin, erklärt im Gespräch mit t-online: "Was wir in Island, aber übrigens auch in Israel oder Großbritannien sehen, überrascht Immunologen nicht. Keine Impfung ist zu 100 Prozent sicher. Und auch die Konsequenz, die in Island gezogen wird, ist absolut richtig: Auch Geimpfte und Genesene sollten weiter getestet werden."

Es sei schon ein Fehler gewesen, diese Gruppen aus der Testpflicht bei der Reiserückkehr herauszunehmen. Radbruch: "Und das gilt auch für die jetzt geltende 3G-Regel. Hier sollten auch Geimpfte und Genesene in die Testpflicht einbezogen werden, denn auch sie können das Virus weitertragen. Die Impfung schützt gut vor einem schweren Krankheitsverlauf, aber nur bedingt vor Infektion und Infektiosität."

Abschaffung der Gratistests umstritten

Im Oktober will die Bundesregierung das Angebot der kostenlosen Schnelltests jedoch sogar abschaffen. Das Ziel ist, den Druck auf die Ungeimpften zu erhöhen, sich doch für den Piks zu entscheiden. Das geht in die falsche Richtung, findet Radbruch.

"Ich denke, die Regierung wird da über kurz oder lang zurückrudern müssen, wenn sie die Ausbreitung des Virus denn überhaupt stoppen will. Durch Testen und die Isolierung Infizierter wird die Virusausbreitung effektiv gestoppt, das zeigen die Studien", so der Immunologe.

"Mit der Abschaffung des Angebots für kostenlose Tests den Impfdruck erhöhen zu wollen, wird dagegen nicht effektiv sein. Ich denke, dass kaum jemand, der sich nicht impfen lassen will, sich dann umentscheidet, weil er sonst etwa zehn Euro für einen Schnelltest zahlen müsste."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
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