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Nach Stiko Empfehlung: Corona-Impfung ab zwölf – Was spricht dafür, was dagegen?


Nach Stiko-Empfehlung
Corona-Impfung ab 12: Was spricht dafür, was dagegen?

Von dpa-tmn
Aktualisiert am 20.08.2021Lesedauer: 3 Min.
Freude über die Impfung: Vorher gilt es, die Vor- und Nachteile gut abzuwägen.Vergrößern des Bildes
Freude über die Impfung: Vorher gilt es, die Vor- und Nachteile gut abzuwägen. (Quelle: Westend61)
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Eine Corona-Impfung für alle Kinder ab 12 Jahren, dafür spricht sich die Ständige Impfkommission (Stiko) nun aus. Was bedeutet das für Eltern, ihre Kinder – und die Abwägung für oder gegen den Pieks?

Sich gegen das Coronavirus impfen lassen, das konnten Kinder ab 12 Jahren schon seit Ende Mai. Doch eine allgemeine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) gab es dafür nicht – bis jetzt.

Nun hat sich die Kommission nach wochenlanger Prüfung für die Impfung aller Kinder und Jugendlichen im Alter ab 12 Jahren ausgesprochen. Ein Grund dafür ist, dass mittlerweile wesentlich mehr Zahlen und Erfahrungen dazu vorliegen, wie diese Altersgruppe mit der Corona-Impfung zurechtkommt und wie oft bestimmte schwere Nebenwirkungen auftreten. Auf dieser Basis kam die Stiko nun zu dem Schluss, dass die Vorteile der Impfung die Risiken überwiegen.

Änderung ist keine Überraschung

"Die neue Bewertung kommt nicht überraschend und ist mit den nun vorliegenden Daten auch legitim und folgerichtig", erklärt der auf Infektionskrankheiten spezialisierte Kinder- und Jugendmediziner Reinhard Berner vom Uniklinikum Dresden.

"Das heißt ja weiterhin nicht, dass man sich impfen lassen muss", sagt Berner. Doch wer sich impfen lassen möchte, hat jetzt noch ein weiteres Argument für die Abwägung – und könne darauf vertrauen, dass die Empfehlung der Stiko auf einer sehr gewissenhaften Prüfung der verfügbaren Daten beruhe, so der Experte.

Nutzen und Risiko für Gesundheit im Fokus

Was gilt es abzuwägen? 12- bis 17-Jährige, die sich mit dem Virus anstecken, entwickeln sehr selten einen schweren Covid-19-Verlauf. Aber es komme vor, stellt Berner klar – und dagegen schütze die Impfung. Zudem gibt es mögliche Spätfolgen der Infektion wie das PIMS-Syndrom (sehr selten) oder Long-Covid, obgleich sich dessen Häufigkeit laut Berner bei Kindern noch nicht beziffern lässt.

Auf der anderen Seite steht als mögliche schwere Nebenwirkung der Corona-Impfung eine Herzmuskelentzündung, die eher bei Jungen beobachtet wurde. Wobei sie sehr selten vorkommt, laut bisherigen Daten bei ungefähr 1 von 16.000 Jungen und bei Mädchen seltener.

"Wenn ich all das in die Waagschale werfe", sagt Berner, "da würde ich persönlich sagen: Da ist der positive Effekt der Impfung deutlich höher zu bewerten als eine mögliche gravierende Nebenwirkung."

Potenzial für Konflikte in Familien und Schulen

Dazu kommen weitere Aspekte – etwa: Durch eine Impfung wird wieder mehr möglich, manches Treffen mit Freunden vielleicht unbeschwerter. Doch gegen solche Argumente regt sich auch Kritik – aus Berners Sicht zum Beispiel sollte in erster Linie der Nutzen für die Gesundheit dem Risiko einer schweren Impfnebenwirkung gegenübergestellt werden.

Faktisch mache die Impfung die Teilhabe an sozialen Aktivitäten und dem Schulbetrieb natürlich leichter, sagt er. Das sei positiv. Sorgen bereitet ihm aber, dass genau diese Erleichterung für geimpfte Kinder und Jugendliche viel Potenzial hat, Spannungen und Konflikte in Familien und Schulen zu tragen.

Ebenfalls bedenkenswert: Zwar schützt die Impfung bei weitem nicht zu 100 Prozent – dennoch ist das Risiko, sich zu infizieren und das Virus dann möglicherweise an andere Menschen weiterzugeben, geringer als bei Ungeimpften.

Viele sind gut informiert und entschieden

Der Kinder- und Jugendarzt Thomas Fischbach beobachtet in seiner Praxis in Solingen in Nordrhein-Westfalen, dass die meisten jungen Leute von sich aus kommen, allein oder mit den Eltern schon Vorüberlegungen getroffen haben und sich beraten lassen.

Auch wenn er bei der neuen Empfehlung der Stiko nach eigenen Worten voll mitgeht: "Aufschwatzen", sagt Fischbach, würde er die Impfung aber natürlich nicht. Ganz klar empfiehlt er sie jenen 12- bis 17-Jährigen, die einer Risikogruppe angehören. Ansonsten klärt er über den Nutzen und mögliche Risiken auf.

Nach der Impfung erst mal kein Sport

Zur Aufklärung gehört die Erwähnung der Herzmuskelentzündung als sehr seltene mögliche Nebenwirkung. "Ich empfehle insbesondere den Jungs nach der Impfung deshalb einen zehntägigen Sportverzicht, auch wenn das noch nicht verbindlich empfohlen wird", sagt Fischbach. Bei Symptomen wie Brustschmerz oder Atemproblemen in den Tagen nach der Impfung sollte man den Arzt aufsuchen.

Der Schulbesuch sei ohne Einschränkungen möglich, so Reinhard Berner – vorausgesetzt, es gibt keine Impfreaktionen. Denn wie Erwachsene können auch 12- bis 17-Jährige durchaus heftig mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sowie allgemeinem Unwohlsein reagieren und damit nach der Impfung ein bis zwei Tage zu kämpfen haben.

Wo sich Kinder impfen lassen können

Impfen lassen können sich Kinder ab 12 Jahren und Jugendliche nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) bei allen Ärztinnen und Ärzten, die Impfungen vornehmen. Dies schließe Hausärzte oder andere Fachärzte ein. In einigen Bundesländern sind spezielle Impfaktionen geplant oder angelaufen, unter anderem in Impfzentren, aber auch durch mobile Impfteams, die Schulen besuchen. Für Kinder bis 12 Jahre ist bisher noch kein Impfstoff zugelassen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa-tmn
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