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Experten raten von Normalbetrieb an Schulen nach den Sommerferien ab


Nach den Sommerferien
Experten raten von Normalbetrieb an Schulen ab

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 02.07.2021Lesedauer: 3 Min.
Unterricht: Auch nach den Sommerferien raten die Mediziner weiterhin zu Maske, Lüften und reduzierter Klassenstärke.Vergrößern des Bildes
Unterricht: Auch nach den Sommerferien raten die Mediziner weiterhin zu Maske, Lüften und reduzierter Klassenstärke. (Quelle: Patrick Pleul/dpa)

Masken tragen, Wechselunterricht, Lüften: Das empfiehlt die Leitlinie mehrerer Fachgesellschaften für den Schulbetrieb während der Corona-Pandemie. Nun stellen die Mediziner klar, wie es weitergehen sollte.

Mehrere Fachgesellschaften haben klargestellt, dass ihre gemeinsamen Empfehlungen zum Infektionsschutz an Schulen auch nach den Sommerferien gültig bleiben. "Ziel der Leitlinie ist es, einen sicheren Schulbetrieb während der Pandemie zu ermöglichen und Schulen möglichst offen zu halten", teilen die beteiligten Gesellschaften mit, darunter die Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie und die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.

Die Maßnahmen seien mit Blick auf den Herbst und den Anstieg von leichter übertragbaren Varianten wie Delta auch bei niedrigen Infektionszahlen relevant.

Maske, Lüften, Wechselunterricht

Abhängig vom Infektionsgeschehen empfiehlt die Leitlinie etwa das Tragen von Masken, einen regelmäßigen Luftaustausch in Klassenräumen und Wechselunterricht. Wie dies konkret ausgestaltet werde, müsse an regionalen beziehungsweise lokalen Bedingungen ausgerichtet werden, heißt es. Für den Herbst soll es ergänzende Empfehlungen zu Teststrategien geben.

Bisher sind die Kinder und Jugendlichen nicht vor einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 geschützt, da weder geimpft noch genesen. Und Delta, die offenbar äußerst ansteckende Variante, breitet sich auch in Deutschland aus. Daher raten auch weitere Experten zu Vorsicht.

Man müsste "eigentlich sogar noch viel vorsichtiger sein", sagt Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – selbst bei niedrigen Infektionszahlen wie derzeit. Doch die Pläne der Politik klingen anders, etwa beim Thema Masken. Wenn die Inzidenzen nicht besonders hoch seien, "dann kann man auch die Masken im Unterricht wieder ablegen", sagte etwa NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Mittwoch im WDR.

Masken mit Signalwirkung

Epidemiologe Zeeb hält das Tragen von Masken mindestens in weiterführenden Schulen für geboten. Er betont dabei auch deren psychologische Wirkung: "Sie sind ein Signal dafür, dass die Pandemie nicht vorbei ist und die Maßnahmen weiter wichtig sind."

Auch Aerosolforscherin Birgit Wehner vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung sieht Masken als wichtigen Baustein beim Infektionsschutz in Schulen – besonders mit Blick auf den Herbst. Von einem infizierten Kind ohne Maske könne sich bei geschlossenem Fenster langsam eine Aerosolwolke ausbreiten, die die Viren transportiere, erklärt Wehner.

Die Wissenschaftlerin schätzt die Infektionsgefahr in bestimmten Räumen besonders hoch ein: "Wenn die Kinder etwa im Flur ohne Masken herumlaufen. Da ist oft Gedränge, da sind viele Kinder, alle Klassen durcheinander." Gebe es dann Infektionen, habe man keine Möglichkeit, etwas nachzuvollziehen. Ähnliches gelte für die Toiletten. Dort werde oft nicht ausreichend gelüftet.

Luftqualität und Infektionsschutz zusammendenken

Um Infektionen zu verhindern, ist ein angemessener Luftaustausch in allen Räumen nötig. Das funktioniert durch regelmäßiges Lüften ganz gut, am besten mit offener Tür und Durchzug. Deutlich zuverlässiger sind allerdings fest installierte Lüftungsanlagen. "Die Luft wird automatisch abgesaugt und ausgetauscht", erklärt Stephan Schönfelder von der Leipziger Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur.

Der Professor für energetische und technische Systeme plädiert dafür, Infektionsschutz und das Verbessern der Luftqualität in Klassenräumen zusammenzudenken. Von mobilen Luftreinigern als einzige Lösungsstrategie ist er nicht allzu überzeugt. Diese filtern die Luft, ohne sie zu erneuern.


"Die Qualität der Raumluft ist ein generelles Thema in Schulen", sagt Schönfelder. Realistisch gesehen könnten aber nicht mehr flächendeckend bis zum Start des neuen Schuljahrs Lüftungsanlagen eingebaut werden. Dafür sei man zu spät dran. Also ist in den meisten Schulen weiterhin regelmäßiges Lüften angezeigt.

Schönfelder empfiehlt CO2-Messgeräte für die Klassen – um zuverlässig daran erinnert zu werden, regelmäßig die Fenster zu öffnen. Man könne dann jeden Tag eine Schülerin oder einen Schüler damit beauftragen, die CO2-Ampel im Blick zu haben und Bescheid zu sagen, wenn sie auf Orange springt.

Epidemiologe empfiehlt neue Teststrategie

Dass Lüftungsanlagen in Schulen langfristig der Standard sein müssten, findet auch Epidemiologe Zeeb. Als Baustein für den Infektionsschutz dort sieht er weiterhin Tests. Aber reichen Antigen-Schnelltests, die eine Infektion nicht so früh und zuverlässig nachweisen wie PCR-Tests, um die mögliche Verbreitung von Delta in Schulen zu unterbinden?

Epidemiologe hält PCR-Tests für angemessener – die nach dem sogenannten Pooling-Prinzip ausgewertet werden. Dabei werden die Proben mehrerer Testpersonen zusammen analysiert. Nur wenn dieser Gruppentest positiv ist, untersucht man die zurückbehaltenen einzelnen Proben.

Auch RKI für Beibehalten der Maßnahmen

Masken tragen, testen und die Luft in allen Räumen regelmäßig austauschen – dies sollte nach den Sommerferien auch bei niedrigen Infektionszahlen an den Schulen die Maßgabe sein. Das betont auch der Leiter des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler: "Wir empfehlen, dass in Schulen weiter getestet und Mund-Nasen-Schutz getragen wird", sagte er jüngst der "Rheinischen Post".

Aus jetziger Sicht soll das "bis zum nächsten Frühjahr so sein". Dafür gebe es zwei zentrale Gründe: Man wolle das Infektionsgeschehen niedrig halten, weil auch Kinder schwer erkranken könnten. "Und zum anderen haben wir natürlich das Ziel, dass die Schulen offen bleiben."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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