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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Britische Studie Wie schwer Corona das Hirn schädigen kann
Britische Wissenschaftler analysierten das Hirngewebe von Patienten vor und nach einer Corona-Infektion. Dabei entdeckten sie ausgeprägte Schäden. Das könnte schwere Langzeitfolgen haben.
Dass Covid-19 weit mehr ist als eine Lungenkrankheit, ist bekannt. Immer deutlicher wird, dass eine Infektion mit dem Coronavirus auch neurologische Symptome mit sich bringen kann, die oft noch Monate nach der Ansteckung anhalten.
Berichtet wird von Kopfschmerzen, Gedächtnis- und Wortfindungsstörungen, Geschmacks- und Geruchsveränderungen, Seh- und Höreinschränkungen, Schwindel oder Erschöpfungszuständen. Britische Forscher, unter anderem von der Universität Oxford, wollten wissen, wo sich im Gehirn welche Strukturen verändern.
Analysiert wurden in ihrer Studie die Daten von 40.000 Hirnscans aus der UK Biobank, die Freiwillige vor der Pandemie machen ließen. 782 wurden erneut eingeladen, ihr Hirn untersuchen zu lassen. 394 von ihnen hatten sich in der Zwischenzeit mit Corona infiziert, die meisten hatten milde Krankheitsverläufe. 388 hatten sich nicht mit Covid-19 angesteckt.
Wichtiges Hirngewebe wurde reduziert
Die Wissenschaftler verglichen nun die Hirnscans beider Gruppen miteinander. Sie beobachteten einen Verlust an sogenannter grauer Substanz in bestimmten Hirnarealen.
Die graue Substanz besteht aus Nervenzellkörpern, die wesentliche Teile unseres Denkorgans steuern ‒ etwa Bewegung, Gedächtnis und Emotion. In bestimmten Hirnarealen gingen Teile dieser grauen Substanz verloren. Die Dicke und das Volumen des Hirngewebes habe sich reduziert, so die Forscher.
Dies betraf vor allem drei Bereiche:
- das olfaktorische System, das etwa für den Geruchssinn zuständig ist,
- das gustatorische System (Geschmack) und
- das kortikale System, das unter anderem für Gedächtnis und Erinnerungen relevant ist.
Ein Verlust von grauer Substanz in den Hirnregionen, die für das Kurz- und Langzeitgedächtnis wichtig sind, könne das Risiko erhöhen, längerfristig eine Demenz- oder Alzheimererkrankung zu entwickeln, so die Forscher.
Eine 2020 durchgeführte Studie hatte bereits zuvor auf langfristige Komplikationen und Hirnschädigungen nach einer Corona-Infektion hingewiesen. Ihr zufolge kann es vor allem bei schweren Krankheitsverläufen zu Komplikationen wie Schlaganfällen oder Demenz-Symptomen kommen.
Die Biobank-Forscher betonen: "Es besteht ein grundlegender Bedarf an weiteren Informationen über die Auswirkungen der Krankheit auf das Gehirn, selbst in ihrer leichtesten Form."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Studie aus "Lancet Psychiatry"
- Eigene Recherche