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Corona-Impfung: Israel will binnen 30 Tagen aus der Krise herauskommen


Lockdown und rasantes Impf-Tempo
Israel will binnen 30 Tagen aus der Corona-Krise herauskommen

Von t-online, dpa, mra

Aktualisiert am 29.12.2020Lesedauer: 3 Min.
Corona-Impfung in Jerusalem: Israel hat eine massive Impfkampagne gestartet.Vergrößern des Bildes
Corona-Impfung in Jerusalem: Israel hat eine massive Impfkampagne gestartet. (Quelle: Nir Alon/ZUMA Wire/dpa)

Israel befindet sich zum dritten Mal im Lockdown – mit harten Einschränkungen. Gleichzeitig läuft die Corona-Impfkampagne mit hohem Tempo an. Warum kann das Land so viel schneller impfen?

Während in Deutschland ein höheres Tempo bei der Beschaffung von Corona-Impfstoffen gefordert wird, ist Israel schon weiter: Das Land impft im Eiltempo und will bereits in ein paar Wochen zur Normalität zurückkehren. Und das, obwohl die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus so hoch ist wie seit Monaten nicht.

Momentan befindet sich Israel im dritten Lockdown. Kann diese Strategie aufgehen?

Dritter landesweiter Teil-Lockdown in Israel in Kraft

Nach dem erneuten starken Anstieg der Corona-Infektionszahlen hat in Israel am 27. Dezember ein dritter zweiwöchiger Teil-Lockdown begonnen. Es ist unter anderem verboten, sich bei Menschen aufzuhalten, die nicht zur Kernfamilie gehören. Es gilt ein Versammlungsverbot für mehr als zehn Personen in geschlossenen Räumen und 20 Personen im Freien. Die Menschen dürfen sich nur noch in Ausnahmefällen mehr als 1.000 Meter von ihren Wohnorten entfernen. Verstöße sollen mit Bußgeldern von umgerechnet rund 130 Euro geahndet werden.

Einkaufszentren und Freizeiteinrichtungen sind komplett geschlossen. Restaurants dürfen nur noch mit Bringdienst arbeiten. Nur noch einzeln darf im Freien Sport getrieben werden. Schulen und Kindergärten bleiben vorerst geöffnet. Gelingt es mit diesen Maßnahmen nicht, die Zahl der täglichen Neuinfektionen auf unter 1.000 zu senken, können sie um weitere Wochen verlängert werden.

Höchste Corona-Zahlen in Israel seit Oktober

Die Corona-Infektionszahlen in Israel sind aktuell auf den höchsten Stand seit drei Monaten geklettert. Das Gesundheitsministerium teilte am 29. Dezember mit, binnen 24 Stunden seien 5.449 neue Fälle registriert worden – zuletzt waren die Zahlen Anfang Oktober so hoch gewesen.

Zum Vergleich: Die deutschen Gesundheitsämter haben binnen 24 Stunden 12.892 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Deutschland hat etwa neunmal so viele Einwohner wie Israel.

Beschleunigte Impfkampagne ist gestartet

Parallel zum Lockdown läuft eine massive Impfkampagne, die noch weiter beschleunigt werden soll. Eine Woche nach ihrem Beginn haben bereits 280.000 Menschen aus der Gruppe der über 60-Jährigen und des medizinischen Personals eine erste Impfdosis erhalten. Es wird damit gerechnet, dass im Januar schon mit der Impfung der allgemeinen Bevölkerung begonnen werden kann.

Zum Vergleich: In Deutschland sind laut dem Robert Koch-Institut bisher insgesamt etwa 42.000 Menschen geimpft worden (Stand 28. Dezember).

Regierungschef Benjamin Netanjahu plant, innerhalb eines Monats ein Viertel der Bevölkerung impfen zu lassen, wie er in einer Rede am 26. Dezember sagte. Dies entspräche 2,25 Millionen Menschen. Nach Angaben der Webseite "Our World in Data" der Oxford-Universität ist das kleine Land mit seinen neun Millionen Einwohnern schon jetzt weltweit führend bei der Zahl der Geimpften per 100 Einwohner – es folgen Bahrain und Großbritannien. Deutschland liegt auf Platz 13.

Netanjahu sagte auch, sobald die Risikogruppen geimpft seien, könne Israel binnen 30 Tagen aus der Corona-Krise herauskommen, "die Wirtschaft öffnen und Dinge tun, die kein anderes Land tun kann".

Bis März 60 Prozent der Bevölkerung geimpft?

Bis März 2021 sollen dann 60 Prozent der israelischen Bevölkerung geimpft sein. Deutschland kann diesen Wert voraussichtlich nicht vor dem Spätsommer erreichen. Fakt ist: Im internationalen Vergleich leben in Israel viele junge und wenige alte Menschen. Daher ist es bereits jetzt möglich, dass sich dort alle Israelis ab 60 impfen lassen.

Einem Bericht der "Tagesschau" zufolge könnte der Impfstoff der entscheidende Faktor für Israels Schnelligkeit sein. Das Land nutzt wie Deutschland aktuell das Vakzin von Biontech und Pfizer.

Allerdings hat sich Israel deutlich mehr Impfstoff gesichert. Als die ersten Berichte über die hohe Wirksamkeit kamen, bestellte Israel bei Pfizer entschlossener als es die Europäische Union tat. Laut Medienberichten soll Premier Netanyahu persönlich beim Vorstandsvorsitzenden von Pfizer angerufen haben.

Impfen im Eiltempo dank Großbestellung

Laut dem israelischen Journalisten Nadav Eyal könne auch Geld eine Rolle spielen. Während die EU für eine Impfdosis etwa 18 US-Dollar zahle, zahle Israel Medienberichten zufolge 30 US-Dollar, erklärte Eyal laut "Tagesschau".

Bis Ende Januar sollen insgesamt mehr als fünf Millionen Impfdosen in Israel verfügbar sein. Während Deutschland nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums im gleichen Zeitraum drei bis vier Millionen Impfdosen erhält – und das für eine weitaus höhere Bevölkerungszahl. Kurzum: In Israel ist in den kommenden Wochen mehr Corona-Impfstoff verfügbar als in Deutschland.

Mutation aus Großbritannien auch in Israel entdeckt

Von Mitte Januar an sollen für Geimpfte, die zwei Dosen erhalten haben, "grüne Pässe" ausgestellt werden, die ihnen verschiedene Freiheiten gewähren. Dazu gehört etwa die Befreiung von der Quarantänepflicht für Staatsbürger bei der Einreise nach Israel.

Für Ausländer gelten in Israel gegenwärtig noch strikte Einreisebeschränkungen. Denn auch dort sind Fälle der in Großbritannien entdeckten Mutation identifiziert worden. Diese gilt als möglicherweise besonders ansteckende Corona-Variante. Die Entwicklung der Corona-Fallzahlen in Israel bleibt daher abzuwarten.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP
  • tagesschau: Warum Israel so viel schneller impfen kann
  • Eigene Recherche
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