Biontech-Chef im Video Kommt der Corona-Impfstoff noch vor Weihnachten?
Monatelang suchten Wissenschaftler nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus. Nun vermelden erste Pharmaunternehmen Erfolge. Biontech-Chef Ugur Sahin macht jetzt Hoffnung auf eine schnelle Zulassung.
Vor wenigen Tagen gab es gleich zwei Erfolgsmeldungen auf der Suche nach einem Corona-Impfstoff: Sowohl das Mainzer Unternehmen Biontech mit dem US-Konzern Pfizer als auch Pharmafirma Moderna haben Impfstoffe gefunden, die sich in Tests als wirksam gegen SARS-CoV-2 erwiesen haben. Jetzt macht Biontech-Chef Ugur Sahin Hoffnung auf eine schnelle Zulassung des Wirkstoffs.
- Das vollständige Interview mit dem Biontech-Chef Ugur Sahin sehen Sie hier oder oben im Video.
Wann könnte der Impfstoff zur Verfügung stehen?
Biontech-Chef Ugur Sahin hofft vor allem für Europa auf eine schnelle Zulassung: "Also, in Europa wird es, wenn wir wirklich optimistisch rechnen, in der zweiten Dezemberhälfte dieses Jahres funktionieren", erklärt er. Was klappen muss, damit es so kommt, verrät Sahin oben im Video. Für eine Zulassung in den USA habe es genaue Vorgaben von der dortigen Behörde FDA gegeben. "Aber auch dort wird es einen Dialog geben, und ich könnte mir vorstellen, dass auch in den USA Ende der ersten Dezemberhälfte oder in der zweiten Hälfte eine Genehmigung erfolgen könnte."
Auch aus den USA selbst kommen positive Signale: Die FDA könnte schon im Dezember grünes Licht für die Vermarktung geben, wie ein Vertreter des von der US-Regierung eingesetzten Krisenstabs mitteilte. Medizinisches Personal und Angehörige von Risikogruppen könnten dann bereits in der ersten Dezemberhälfte Zugang zu Impfungen bekommen. Für die Allgemeinheit in den USA soll der Impfstoff nach Angaben der US-Behörden ab April zur Verfügung stehen.
Wie wirksam ist der Biontech-Impfstoff?
Der Corona-Impfstoffkandidat des Mainzer Unternehmens Biontech und des US-Konzerns Pfizer verhindert den Herstellern zufolge 95 Prozent der Covid-19-Erkrankungen. Nach Abschluss der Analysen ihrer letzten klinischen Großstudie könne eine Wirksamkeit von 95 Prozent bestätigt werden, teilten die beiden Firmen am 18. November mit. Bei dem Mittel gebe es keine Sicherheitsbedenken. Pfizer kündigte an, die Notfallzulassung innerhalb weniger Tage bei der US-Arzneimittelbehörde (FDA) zu beantragen.
"Die endgültige Analyse hat nicht nur die 95 Prozent für die Gesamtbevölkerung bestätigt", ergänzt Sahin. Und er hat noch eine erfreuliche Nachricht für Menschen in der Risikogruppe ab 65 Jahren. Im Video oben verrät er, dass der Impfstoff für diesen Teil der Bevölkerung ebenfalls höchst wirksam ist.
Die Phase-3-Studie zu BNT162b2 hatte am 27. Juli in mehreren Ländern begonnen. Daran nehmen mehr als 43.500 freiwillige Probanden teil. Etwa die Hälfte von ihnen erhält ein wirkungsloses Placebo. Wie gut die Impfung funktioniert, lässt sich abschätzen, indem die Zahl der Covid-19-Erkrankungen unter den Geimpften mit der Zahl der Erkrankungen in der Placebogruppe verglichen wird.
Teilergebnisse der Studie hatten zuvor eine Wirksamkeit von mehr als 90 Prozent bescheinigt. Nach den jüngsten Angaben 18. November erkrankten 162 Studienteilnehmer, denen ein Placebo verabreicht worden war, an Covid-19. In der Gruppe der mit dem Impfstoff behandelten Probanden erkrankten hingegen nur acht Teilnehmer.
Die Wirksamkeit ist laut der Studie unabhängig von Alter, Ethnie oder Geschlecht gleichbleibend. Bei älteren Patienten seien zudem weniger und schwächere Nebenwirkungen beobachtet worden.
Sollte sich die Wirksamkeit bestätigen, würde das Mittel zu den wirksamsten Impfstoffen überhaupt zählen – vergleichbar mit dem Impfstoff gegen Masern. Als einzig signifikante Nebenwirkungen seien bei einigen Studienteilnehmern Kopfschmerzen und Müdigkeit festgestellt worden, erklärten die Hersteller.
- Moderna oder Biontech: Welcher Pharmakonzern bietet den besseren Impfstoff?
Welche Chancen bietet der Wirkstoff von Moderna?
Auch der US-Pharmakonzern Moderna hat für seinen Impfstoff m-RNA-1273 eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent bestätigt. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hat deshalb ein sogenanntes Rolling-Review-Verfahren begonnen, das zu einer schnelleren Zulassung führen könnte.
Die EU-Kommission verhandelt derzeit nach eigenen Angaben mit dem US-Konzern über die Lieferung von bis zu 160 Millionen Impfdosen. Ein Vertrag ist aber noch nicht geschlossen.
Die Phase-3-Studie mit dem Namen "COVE" von Moderna umfasst insgesamt 30.000 Probanden. Die Hälfte davon hat den Impfstoff erhalten, die andere Hälfte fungiert als Kontrollgruppe und bekommt ein Placebo-Mittel. Insgesamt erkrankten bislang 95 Studienteilnehmer an der Krankheit Covid-19. Davon entfielen nur fünf Fälle auf die tatsächlich geimpften Probanden, 90 Fälle wurden in der Kontrollgruppe diagnostiziert. Daraus errechnet sich eine Wirksamkeit von 94,5 Prozent.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagenturen Reuters, dpa