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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vor allem Frauen betroffen Osteoporose kann zu Kieferschäden und Zahnverlust führen
Mit zunehmendem Alter werden die Knochen schwächer und brüchiger. Besonders gefährdet sind Frauen nach den Wechseljahren. Jede dritte entwickelt in dieser Zeit eine Osteoporose.
Damit steigt nicht nur das Risiko für Oberschenkelhalsbrüche und Wirbelfrakturen. Auch der Kieferknochen und die Zähne sind gefährdet.
Weil Osteoporose auch Zähne und Kiefer angreifen kann, sind regelmäßige zahnärztliche Kontrollen besonders wichtig. Lesen Sie hier, wie sich Knochenschwund auf die Zahngesundheit auswirkt und warum das Einsetzen von Zahnimplantaten gut überlegt sein sollte.
Was ist Osteoporose?
Etwa sechs Millionen Menschen in Deutschland leiden an Osteoporose (Knochenschwund). Die Skeletterkrankung führt dazu, dass die Knochen an Stabilität verlieren und leichter brechen. Da der Knochenabbau schleichend voranschreitet, machen sich typische Symptome oft erst im Spätstadium bemerkbar. Dann können schon leichte Verletzungen oder Belastungen zu Knochenbrüchen führen. Frauen in der Post-Menopause sind besonders gefährdet, da ihr Körper kein Östrogen mehr produziert. Dadurch verlieren die Knochen an Dichte und Stabilität.
Osteoporose begünstigt Parodontitis
Wenn Osteoporose auf den Mundraum übergreift, können der Kiefer, die Zähne und das Zahnfleisch geschädigt werden. Damit steigt auch das Risiko für Parodontitis. Durch schlechte Mundhygiene und ohne Behandlung weiten sich die bakteriellen Entzündungen schnell aus. Der Kieferknochen und das umliegende Bindegewebe werden dabei zerstört. Diesen Vorgang bezeichnen Mediziner als Kiefernekrose.
Durch die Auflösung des Knochens verlieren die Zähne an Halt und fallen schlimmstenfalls aus. Gleichzeitig vermehrt sich die Bakteriendichte im Mundraum und begünstigt Beschwerden wie Zahnfleischbluten, Rötungen, Schwellungen, Schmerzen und Mundgeruch.
Bisphosphonate greifen Kieferknochen an
Paradoxerweise können einige Osteoporose-Medikamente, die eigentlich den Knochenabbau im Körper bremsen sollen, zu Kieferschwund führen. Hierzu gehören vor allem die häufig verschriebenen Bisphosphonate und der Wirkstoff Denosumab.
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"Die Medikamente können Knochenbrüche verhindern und bei Krebspatienten die Knochenzerstörung bremsen", sagt Professor Tim Pohlemann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH). Der Nutzen von Bisphosphonaten und Denosumab stehe daher außer Zweifel. Die Präparate dürfen daher nicht eigenmächtig abgesetzt werden. Ob eine Therapiepause sinnvoll ist, um Kieferschäden vorzubeugen, sollte immer in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt entschieden werden.
Wie wirken Bisphosphonate?
Bisphosphonate stellen eine Medikamentengruppe dar, die häufig bei der Behandlung von Osteoporose eingesetzt wird. Die Präparate hemmen den Knochenabbau und stabilisieren das Skelett, sodass es nicht so leicht zu Knochenbrüchen kommt. Allerdings verändern Bisphosphonate den Knochenstoffwechsel so, dass er seine Abwehrkräfte verliert. Für den Mund- und Kieferbereich hat das negative Auswirkungen. Denn Bakterien haben es so leichter, entlang der Zähne in den Knochen vordringen können.
Wie äußert sich eine Kiefernekrose?
Die Zerstörung des Kieferknochens ist ein schleichender Prozess, der für den Patienten äußert unangenehm ist. "Es beginnt mit Schmerzen und Schwellungen im Bereich des Kieferkamms", erklärt Michael Ehrenfeld hinzu, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG). "Daraus können sich Abszesse und Fisteln bilden, aus denen Sekrete, beispielsweise Eiter, fließen."
Eine Röntgenaufnahme zeige dann, dass Teile des Knochens abgestorben sind. Die Komplikation sei häufig bei Osteoporose-Patienten zu beobachten, die mit Bisphosphonaten und Denosumab behandelt wurden.
Warum es häufig zu einer Kiefernekrose komme, sei wissenschaftlich noch nicht ausreichend geklärt. "Wir vermuten, dass Entzündungen in der Nähe des Knochens die Toxizität der Bisphosphonate erhöhen und es deshalb zum Absterben des Knochens kommt", sagt Ehrenfeld. Deshalb seien akute Infektionen oder auch kieferchirurgische Eingriffe bei diesen Patienten gefährlich und sollten unter Antibiotikaschutz durchgeführt werden, um eine Infektion des Knochens zu vermeiden.
Komplikationen bei Implantaten möglich
Auch Implantate können bei Osteoporose zum Problem werden. Denn wenn die Knochensubstanz im Kiefer zu gering ist, haben die künstlichen Zahnwurzeln keinen ausreichenden Halt. Ebenso kann es kommen, dass Implantate sich lösen. Der Zahnarzt muss daher zunächst feststellen, wie weit der Knochenschwund bereits fortgeschritten ist und ob die Voraussetzungen gewährleistet sind, dass die Implantate vollständig einheilen und belastbar sind.
Nehmen Osteoporose-Patienten regelmäßig Bisphosphonate ein, kann sich das ebenfalls negativ auf die Implantate auswirken. Denn die Medikamente greifen nicht nur den Kiefernknochen an, sondern verringern auch die Durchblutung der Knochen. Das wiederum führt dazu, dass sich die Wundheilung und Einheilzeit nach Implantationen verzögert. Osteoporose-Patienten, die Bisphosphonate einnehmen, sollten daher grundsätzlich vor jedem zahnchirurgischen Eingriff mit ihrem Zahnarzt gründlich besprechen, welche Komplikationen auftreten können.
Zahnprothesen können Halt verlieren
Veränderungen am Kieferknochen können auch dazu führen, dass bereits bestehender Zahnersatz neu angepasst werden muss. Irrtümlicherweise denken viele ältere Patienten, deren dritte Zähne nicht mehr richtig sitzen, an einen möglichen Defekt ihrer Zahnprothese. "In den meisten Fällen jedoch hat sich der Kieferknochen verändert und die Prothese dadurch die Passform verloren“, sagt Professor Hans-Christoph Lauer, Leiter des wissenschaftlichen Beirats des Kuratoriums perfekter Zahnersatz (KpZ).
Diese Atrophie (Knochenrückgang) sei zum Teil ein ganz normaler Alterungspropzess. "Sie kann allerdings auch auf Krankheiten, wie Osteoporose, hinweisen. Deswegen sollten Patienten bei einer lockeren Prothese nicht einfach zur Haftcreme greifen, sondern mit ihrem Zahnarzt sprechen", empfiehlt Lauer.
Osteoporose: Wie lässt sich vorbeugen?
Osteoporose ist leider nicht heilbar. Doch es gibt Möglichkeiten, dem Knochenschwund vorzubeugen. Dabei spielt ein gesunder Lebensstil eine wichtige Rolle. Wer Osteoporose vorbeugen möchte, sollte sich außerdem mit den Risikofaktoren der Krankheit und generell mit dem Thema Osteoporose auseinandersetzen. Einige davon wie zunehmendes Alter und eine genetische Veranlagung lassen sich nicht ändern. Andere dagegen wie Bewegungsmangel, eine einseitige Ernährung, übermäßiger Nikotin- und Alkoholkonsum können vermieden werden.
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Folgende Maßnahmen helfen, Osteoporose vorzubeugen und Beschwerden im Fall einer bereits vorhandenen Erkrankung abzumildern:
- Untergewicht vermeiden: Wer zu wenig wiegt, hat ein erhöhtes Risiko für Osteoporose.
- Körperlich aktiv bleiben: Das regt den Knochenstoffwechsel an. Zudem stabilisieren Muskeln das Körperskelett.
- Darauf achten, dass der Körper ausreichend Kalzium, Vitamin D und Phosphor erhält.
- Auf Nikotin und Alkohol verzichten.
Achtung: Körperliche Aktivität ist immer auch mit einem Risiko für Verletzungen verbunden. Aus diesem Grund ist es wichtig, das Training an den eigenen Gesundheitszustand anzupassen und auf das Sturzrisiko zu achten.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Deutsche Parodontose Hilfe e.V.
- Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
- Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG)
- Kuratorium perfekter Zahnersatz (KpZ)