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Medikamente gegen Osteoporose stärken die Knochen


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Osteoporose-Therapie
Medikamente helfen, Knochenbrüchen vorzubeugen


Aktualisiert am 09.04.2022Lesedauer: 6 Min.
Eine Frau hält Kapseln in der Hand: Osteoporose-Medikamente können den Knochenabbau bremsen und so das Risiko von Brüchen senken.Vergrößern des Bildes
Eine Frau hält Kapseln in der Hand: Osteoporose-Medikamente können den Knochenabbau bremsen und so das Risiko von Brüchen senken. (Quelle: diego_cervo/getty-images-bilder)

Osteoporose geht mit einem hohen Risiko für Knochenbrüche einher. Leider ist die Krankheit bis heute nicht heilbar. Ein gesunder Lebensstil und spezielle Medikamente helfen jedoch, das Fortschreiten der Krankheit hinauszuzögern, die Mobilität der Patienten zu erhalten und Schmerzen zu lindern.

Bei der medikamentösen Therapie stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung. Sie bremsen den Abbau der Knochen, fördern ihren Aufbau und können auf diese Weise vor Frakturen schützen. Welche Präparate infrage kommen und welche Maßnahmen zusätzlich eingesetzt werden, hängt vom individuellen Fall ab.

Ist Ihr Risiko für Osteoporose erhöht? Hier geht es zum Test.

Osteoporose-Behandlung: Elemente der Therapie

Die Behandlung von Osteoporose (Knochenschwund) sollte idealerweise dann beginnen, wenn der Verlust an Knochendichte messbar ist. Viele Patienten jedoch beginnen erst dann mit einer Therapie, wenn der Knochenschwund schon fortgeschritten ist und Knochen- oder Wirbelbrüche bereits stattgefunden haben.

Welche Behandlung bei Osteoporose sinnvoll ist, hängt von den Ursachen und dem Ausmaß der Erkrankung ab. Liegt eine sekundäre Osteoporose vor, ist eine Krankheit wie zum Beispiel Rheuma, Diabetes mellitus oder eine Schilddrüsenüberfunktion für den Knochenschwund verantwortlich. Hier muss zunächst die Grunderkrankung behandelt werden, bevor eine gezielte Osteoporose-Therapie eingeläutet werden kann.

Bei einer primären Osteoporose dagegen liegt die Ursache der Erkrankung im Knochenstoffwechsel selbst. Hier stehen verschiedene Behandlungsoptionen zur Verfügung, die in der Regel miteinander kombiniert werden. Neben einer kalziumreichen Ernährung, einer Sturzvermeidung durch Physiotherapie und Gleichgewichtstraining ist eine gezielte Therapie mit Medikamenten grundlegend.

Eine Osteoporose-Therapie setzt sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen, die meist miteinander kombiniert werden. Welche Maßnahmen eingesetzt werden, geben die Leitlinien Osteoporose des Dachverbandes Osteologie (DVO) vor:

  • Basistherapie mit Kalzium und Vitamin D
  • medikamentöse Therapie
  • Bewegungstherapie
  • Operationen
  • psychosoziale Betreuung

Sport und Bewegung: Körperlich aktiv zu bleiben, gehört zu den wichtigsten Dingen, die Menschen mit Osteoporose tun können. Bewegung stärkt die Knochen und Muskeln, verbessert den Gleichgewichtssinn und verringert deshalb auch das Risiko für Stürze. Stürze sind die Hauptursache für Knochenbrüche bei älteren Menschen.

Basistherapie mit Kalzium und Vitamin D

Um die Knochen zu stärken und den Knochenabbau zu mindern, ist bei Osteoporose die Zufuhr von Kalzium und Vitamin D über Tabletten oder Pulver sinnvoll. Vitamin D fördert die Aufnahme von Kalzium in das Blut und seine Aufnahme in die Knochen. Der empfohlene Tagesbedarf liegt bei 1.000 Milligramm Kalzium und 800 bis 1.000 IE (Internationale Einheiten) Vitamin D3.

Vitamin D wird auch als "Sonnenvitamin" bezeichnet, da es durch UV-Licht über die Haut in den Körper gelangt. Bei zu wenig Sonneneinstrahlung, beispielsweise im Winter, kann nicht genügend Vitamin D aufgebaut werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt daher, täglich fünf bis 25 Minuten mit unbedecktem Gesicht, Händen und größeren Teilen von Armen und Beinen in die Sonne zu gehen.

Die Kalzium-Versorgung kann vor allem durch die Ernährung verbessert werden. Besonders Milchprodukte und grünes Gemüse enthalten den wichtigen Mineralstoff in reichlicher Menge. Auch regelmäßige Bewegung und aktives Muskeltraining sollten die Therapiemaßnahmen bei Osteoporose begleiten, da sie dazu beitragen, den Knochenstoffwechsel zu verbessern.

Schmerztherapie: Diese Medikamente helfen

Viele Osteoporose-Patienten klagen über Schmerzen, die in Folge von Wirbelkörperbrüchen eintreten. Eine passende Schmerztherapie hilft, die Beschwerden zu lindern. Bei leichten Schmerzen kommen meist nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz.

Bei längerer Einnahme können jedoch Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden und Nierenprobleme auftreten. Zu den NSAR gehören unter anderem die Wirkstoffe Aspirin, Diclofenac oder Ibuprofen. Eine Alternative stellen nach Auskunft des Bundesverbandes Deutscher Internisten (BDI) die Cox-2-Hemmer dar. Für Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen seien sie jedoch nicht geeignet. Bei starken Schmerzen kann der Arzt auch Opiate verordnen.

Neben der medikamentösen Therapie gibt es weitere unterstützende Maßnahmen, die zur Linderung der Schmerzen beitragen können. Hierzu gehören physikalische Therapien wie Kälte- und Wärmebehandlungen, Massagen und Akupunktur.

Medikamente bremsen Knochenabbau und fördern Knochenaufbau

Wann bei der Behandlung von Osteoporose zusätzliche Medikamente notwendig sind, ist auch für den behandelnden Arzt keine einfache Entscheidung und hängt in starkem Maße vom individuellen Fall ab. Eindeutig ist die Situation beim Auftreten eines osteoporotischen Knochenbruches.

Grundsätzlich ist die medikamentöse Therapie bei Osteoporose immer eine Langzeittherapie und sollte über mehrere Jahre hinweg erfolgen. Die Behandlung sollte so lange durchgeführt werden, wie ein hohes Knochenbruchrisiko besteht. Ändert sich der Gesundheitszustand, nimmt der behandelnde Arzt in der Regel eine Neubewertung vor, empfiehlt ein neues Medikament oder rät zu einer Therapiepause.

Bei der medikamentösen Behandlung von Osteoporose stehen zwei Medikamentengruppen zur Verfügung: Antiresorptiva, die den Knochenabbau bremsen und Osteoanabolika, die den Muskel- und Knochenaufbau stimulieren. Die Therapie mit diesen Medikamenten ist dann ratsam, wenn der Arzt eine entsprechende Diagnose gestellt hat. Entscheidende Kriterien sind dabei eine stark verringerte Knochendichte oder bereits vorhandene Knochenbrüche.

Obwohl der Gedanke nahe liegt, bringt eine Kombination von Antiresorptiva und Osteoanabolika keine Behandlungsvorteile. Das haben Studien gezeigt. Bei der medikamentösen Therapie empfiehlt der Arzt daher in der Regel eine der beiden Medikamentengruppen.

Antiresorptive Medikamente

Zu den Antiresorptiva zählen die so genannten Bisphosphonate (Alendronat, Risedronat, Ibandronat, Zoledronat, Kalzitonin) Östrogene, selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren (SERM), Hormone und spezielle Antikörper.

  • Bisphosphonate bilden die verbreitetste Gruppe der Osteoporose-Medikamente. Ihre Wirkung besteht darin, die knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten) zu hemmen und den natürlichen Wiederaufbau des Knochens zu unterstützen. Gleichzeitig verbinden sie sich mit den Mineralstoffen im Knochen und stärken diesen. Bisphosphonate gibt es in Form von Tabletten (tägliche, wöchentliche oder monatliche Einnahme), als Injektions- oder Infusionslösung. Wegen guter Studienergebnisse und des einfachen Therapieschemas werden nach Auskunft der Deutschen Rheuma-Liga Präparate mit dem Wirkstoff Alendronat und Risedronat bevorzugt.
  • Romosozumab: ist seit 2019 zur Behandlung von Frauen mit Osteoporose in der Menopause zugelassen. Das Medikament soll den Knochenaufbau stärken und den Knochenabbau hemmen. Zudem werden Knochenstruktur und Festigkeit verbessert. Mögliche Nebenwirkungen sind allergische Hautreaktionen und Osteoarthritis (Gelenkveränderungen mit Knorpelabbau).
  • Denosumab (Handelsname: Prolia) wurde erst kürzlich zur Osteoporose-Therapie zugelassen. Es handelt sich um einen speziellen Antikörper, der in der Lage ist, in den Knochenstoffwechsel einzugreifen und die Osteoklasten zu hemmen. Denosumab wird alle sechs Monate unter die Haut gespritzt. An Nebenwirkungen sind Hautallergien, Hautinfektionen und Schädigungen der Kieferknochen möglich, kommen nach Auskunft des OSD jedoch sehr selten vor.
  • SERM (Selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren) sind Medikamente, die die positiven Wirkungen von Östrogen am Knochen nachahmen, selbst aber keine Hormone sind. Sie wirken regulierend auf den Knochenstoffwechsel und senken das Risiko von Wirbelkörperbrüchen. Zur Wirkstoffgruppe der SERM gehören Raloxifen und Bazedoxifen. Sie werden hauptsächlich bei Frauen in der Menopause eingesetzt und können Wechseljahressymptome verstärken.
  • Östrogene: Die Wirkung ist praktisch identisch wie bei den SERM. Ebenso wie diese fungieren auch die Östrogene als Hemmer der knochenabbauenden Osteoklasten. Allerdings erhöht eine Hormontherapie mit Östrogenen auch das Risiko für Brustkrebs, Thrombosen und Embolien.
  • Kalzitonin: Das körpereigene Hormon wird entweder als Spritze verabreicht oder über ein Nasenspray aufgenommen. Es hemmt die Funktion der knochenabbauenden Zellen und wird vorwiegend zur Vermeidung von Wirbelkörperbrüchen eingesetzt. Das Präparat sollte aber nur über einen begrenzten Zeitraum genommen werden. Denn Nebenwirkungen wie Hitzegefühl oder Magen-Darmprobleme treten häufig auf. Kalzitonin gilt nach Auskunft in der modernen Osteoporose-Therapie als Reservepräparat, wenn Bisphosphonate oder SERM wegen Unverträglichkeiten nicht eingesetzt werden können.

Osteoanabole Medikamente

In der Gruppe der knochenstimulierenden Medikamente kommen folgende Wirkstoffe zum Einsatz:

  • Teriparatid-Parathormon: Das biotechnologisch produzierte Bruchstück des körpereigenen Parathormons gehört ebenfalls in die Gruppe knochenaufbauender Wirkstoffe und gleicht dem natürlichen und in den Nebenschilddrüsen hergestellten, gleichnamigen Hormon. Es regt die knochenaufbauenden Osteoblasten an und fördert auf diese Weise den Knochenaufbau. Die Substanz muss täglich mithilfe eines Pens unter die Haut gespritzt werden. Häufige Nebenwirkungen sind Gliederschmerzen, Übelkeit und erhöhte Kalzium- und Harnsäurewerte im Blut.
  • Fluoride: Sie stimulieren die knochenbildenden Zellen. Fluoride gelten nach den DVO-Leitlinien als Reservepräparat und werden heutzutage wenig verordnet.
  • Testosteron: Das männliche Sexualhormon fördert den Knochen- und Muskelaufbau. Da die Nebenwirkungen (Vermännlichung, mögliche Leberschädigungen) jedoch beträchtlich sein können, ist der Einsatz von Testosteron nur in bestimmten Fällen ratsam und für Frauen weniger geeignet.

Nebenwirkungen häufig durch Einnahmefehler

Bisphosphonate sind in der Regel gut verträglich. Bei einigen Patienten treten jedoch manchmal Beschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall auf. Die Ursache liegt nach Auskunft des Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverband (OSD) meist in Einnahmefehlern. Die Experten empfehlen, die Medikamente streng nach ärztlicher Anleitung zu nehmen und zusätzlich verordnete Kalzium- und Vitamin-D-Präparate nie gleichzeitig mit Bisphosphonaten einzunehmen. Auf keinen Fall sollten Osteoporose-Patienten die Medikamente eigenmächtig absetzen.

Therapiepausen: Die Folgen einer Therapiepause bei einer Langzeitbehandlung mit Bisphosphonaten haben erst kürzlich Forscher an der Ruhr-Universität Bochum untersucht. Sie fanden heraus, dass bei Betroffenen, die bereits Wirbelkörperbrüche hatten, das Risiko für sogenannte Major Osteoporotic Fractures (MOFs) zunahm, wenn sie eine längere Therapiepause einlegten. Unter MOFs versteht man klinische Wirbelkörperbrüche, Brüche der Hüfte, des schulternahen Oberarms und des Unterarms.

Bei dem neu zugelassenen Wirkstoff Denosumab ist die Langzeitverträglichkeit und Auswirkung auf das Immunsystem noch nicht einschätzbar. Beobachtet werden seltene, aber schwerwiegende Folgen wie Hautschäden und Anfälligkeiten für Infektionen. Zudem wurden während der Behandlung mit Denosumab Schädigungen von Knochen im Kiefer- und Gesichtsbereich beobachtet. Vorsicht scheint darüber hinaus notwendig zu sein, wenn die Behandlung mit Denosumab beendet wird. Nach den bisherigen Erkenntnissen nimmt die Knochendichte vergleichsweise schnell wieder ab, sobald das Präparat nicht mehr angewendet wird.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • internisten-im-netz.de
  • Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverband (OSD)
  • gesundheitsinformation.de
  • rheuma-liga.de
  • Johannes Pfeilschifter, Inga Steinebach, Hans J. Trampisch, Henrik Rudolf: Bisphosphonate drug holidays: Risk of fractures and mortality in a prospective cohort study, in: Bone 2020, DOI: 10.1016/j.bone.2020.115431
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