Überraschendes Ergebnis Wie belastend finden Deutsche die Corona-Einschränkungen?
Kontakt- und Reisebeschränkungen, Arbeiten im Homeoffice: Eine Umfrage zeigt, wie die Menschen mit der Corona-Krise zurechtkommen und was ihnen derzeit wirklich wichtig ist. Das Ergebnis der Studie findet die Forscherin überraschend.
Trotz Corona-Beschränkungen fühlen sich nach einer Umfrage die meisten Menschen in ihrem autonomen Handeln nicht stark eingeschränkt: Nur 24 Prozent der Befragten gaben an, sie seien darüber frustriert, in ihrer Freiheit beschränkt zu sein, sagte Michaela Brohm-Badry von der Universität Trier, die Leiterin des Forschungsprojekts.
Rund zwei Drittel (63 Prozent) der Befragten sahen sich demnach als nach wie vor voll autonom handelnd an. "Das Ergebnis hat uns überrascht. Wir hatten höheren Frust erwartet."
Viele Menschen zeigen sich einsichtig
Dass die Beschränkungen nicht so stark als solche empfunden werden, habe einen Grund: Wenn Menschen sie als notwendig verstehen würden, könnten sie sie besser akzeptieren, sagte Brohm-Badry, die auch Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Positiv-Psychologische Forschung ist. Möglicherweise sei es den politischen Vertretern gelungen, diese Einsichtsfähigkeit zu aktivieren.
In dem Projekt wird über einen längeren Zeitraum untersucht, wie Menschen in und nach Corona-Zeiten mit ihren Grundbedürfnissen zurechtkommen – und was ihnen besonders wichtig ist. Nach einer ersten bundesweiten Online-Befragungsrunde von Ende April bis Mitte Mai habe sich zudem gezeigt, dass Beziehungen fürs Wohlbefinden derzeit die wichtigste Rolle spielten: 94 Prozent der Befragten gaben demnach an, mit ihren Beziehungen in ihrem direkten Umfeld zufrieden zu sein. In der ersten Runde wurden 422 Erwachsene befragt.
Embed
Mehr Zeit für Beziehungen
Viele hätten von mehr Zeit für die Partnerschaft, Kinder und Familie berichtet, sagte Brohm-Badry. "Es zeigt, dass die Menschen in der Krise schon sehr zusammengefunden haben." Die Forscher hätten einen niedrigeren Wert erwartet. "Man scheint aber in der Krise den Wert der Beziehungen wieder neu zu entdecken."
Leistungsmotivation dagegen spiele derzeit bei den meisten Befragten eine untergeordnete Rolle, sagte die Wissenschaftlerin. Nur etwa 15 Prozent gaben an, sie sei ihnen wichtig. Nach Ansicht von Brohm-Badry liegt der Grund dafür auch im Arbeiten vom Homeoffice aus. "Man bekommt nie so viel Rückmeldung wie im direkten Kontakt. Und das Feedback ist ungeheuer wichtig für die Leistungsmotivation."
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Nachrichtenagentur dpa