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Verminderte Spermienqualität: Ursachen und was hilft


Spermien mögen es gesund
So verbessern Sie Ihre Spermienqualität

t-online, Simone Blaß

Aktualisiert am 16.07.2018Lesedauer: 5 Min.
Die Spermienqualität kann durch einen gesunden Lebensstil verbessert werden.Vergrößern des Bildes
Die Spermienqualität kann durch einen gesunden Lebensstil verbessert werden. (Quelle: man_at_mouse/Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Europas Männer hatten vor wenigen Jahrzehnten noch doppelt so viele Spermien wie heute. Immer wieder taucht in diesem Zusammenhang das Wort "Spermienkrise" auf. Und natürlich die Frage: Was kann man dagegen machen? Lesen Sie, welche Ursachen die verminderte Spermienqualität hat und mit welchen Maßnahmen Sie dagegen steuern können.

Auch wenn es im Durchschnitt immer noch rund 47 Millionen Spermien je Milliliter Ejakulat sind, die Spermienqualität bei Männern nimmt immer mehr ab. Der Verdacht, die Spermien könnten etwas träge und in der Unterzahl sein, kommt meist zum ersten Mal auf, wenn das mit dem Kinderwunsch nicht klappt.

Ursachen für verminderte Spermienqualität

Die Ursachen für eine eine verringerte Spermienqualität können vielfältig sein und sind nicht immer gleich auf eine Krankheit oder genetische Anomalie zurückzuführen. Zwar gibt es einige physische Faktoren, die die Produktion und den Transport der Spermien beeinflussen können; eine wesentliche Rolle spielt aber auch das eigene Verhalten. "Die Lebensbedingungen haben sich verbessert und damit die allgemeine Gesundheit. Und dieser Wohlstand hat unter anderem zu einer Fehl- bzw. Überernährung geführt, was indirekt auch die Spermienqualität beeinflussen kann", erklärt der Androloge und Facharzt für Urologie Professor Dirk Schultheiss aus Gießen.

Adipositas zum Beispiel kann zu Hormonverschiebungen führen. Neben hormonellen Störungen stehen aber auch viele weitere Möglichkeiten unter Verdacht: zu wenig, aber auch zu viel Sport, zu enge Hosen, zu wenig Sex, Handy in der Hosentasche, Laptop auf dem Schoß, zu heiße Saunagänge, zu viel Stress, einseitige Ernährung – und Qualm: "Schädigende Stoffe wie vor allem das Rauchen, aber auch besonders Drogen wie zum Beispiel Cannabis reduzieren die Spermienqualität. Über Vermeidung dürfte sich am ehesten eine Verbesserung herbeiführen lassen."

Mögliche Ursachen für schlechte Spermienqualität im Überblick:

1. Physische Ursachen:

  • Übergewicht (Adipositas)
  • Untergewicht
  • Diabetes mellitus
  • angeborene Fehllage oder Fehlentwicklung der Hoden (z. B. Hodenhochstand)
  • hormonelle Störungen (Schilddrüsenunterfunktion, Schilddrüsenüberfunktion, Testosteronmangel)
  • Entzündung der Prostata
  • Entzündung der Hoden oder Nebenhoden
  • Geschlechtskrankheiten (Syphilis, Gonorrhoe)
  • Überwärmung der Hoden durch Krampfaderbruch (Varikozele)
  • wiederholter Leistenbruch

2. Äußere Einflussfaktoren:

  • Nährstoffmangel durch falsche/einseitige Ernährung
  • Alkohol, Nikotin, Drogen
  • Stress
  • Bestrahlung im Rahmen einer Chemotherapie
  • verminderte Ausschüttung von Testosteron durch bestimmte Medikamente (Antidepressiva, Anabolika, Zystostatika)
  • erhöhte Hodentemperatur, z. B. durch Sauna, Sitzheizung, fieberhafte Infekte, hohe Temperaturen im Sommer

OAT-Syndrom: Stadien und Symptome

Oligoasthenoteratozoospermie-Syndrom, kurz OAT-Syndrom, ist die offizielle Bezeichnung für eine krankhafte Veränderung der Spermien, die nicht selten mit Unfruchtbarkeit einhergeht. Vom OAT-Syndrom spricht man allerdings erst, wenn die Spermien in allen der folgenden drei Bereiche Auffälligkeiten aufweisen.

  • Anzahl: Es gibt "zu wenig" Spermien, das bedeutet, dass sich weniger als 20 Millionen Spermien in einem Milliliter Ejakulat befinden.
  • Beweglichkeit: Die Fortbewegung der Spermien ist eingeschränkt, das heißt entweder, dass sich weniger als 25 Prozent der Spermien schnell bewegen, oder dass sich weniger als 50 Prozent zielgerichtet bewegen.
  • Qualität: Es gibt eine erhöhte Anzahl von Fehlformen im Sperma. Dieses Merkmal trifft zu, wenn weniger als drei Prozent der Spermien normal geformt sind.

Je nach Ausprägung der Symptome werden drei Stadien des OAT-Syndroms unterschieden:

  • Schweregrad 1: Zeugungskraft nur leicht eingeschränkt
  • Schweregrad 2: Zeugungskraft deutlich eingeschränkt
  • Schweregrad 3: Zeugungskraft stark eingeschränkt

Diagnose und Behandlung des OAT-Syndroms

Wer sich nicht mit einem Schnelltest aus der Apotheke zufrieden geben, sondern es genauer wissen will, der lässt beim Arzt ein Spermiogramm anfertigen. Dieser Fruchtbarkeitstest ist um einiges genauer als die Schnellvariante. Ist der Befund positiv, gilt es zunächst die Ursache für die eingeschränkte Spermienfunktion herauszufinden, um eine entsprechende Behandlung einzuleiten.

Der Arzt wird zunächst eine schwerwiegende Erkrankung ausschließen und dann unter anderem zu einer Ernährungsumstellung bzw. auch einem Nahrungsergänzungsmittel raten. Solche Mittel enthalten Vitamine, Spurenelemente und Mikronährstoffe und können bei leichten Störungen bereits eine Veränderung herbeiführen, denn "die dort enthaltenen Stoffe haben eine Bedeutung bei der Spermienausbildung und -funktion." Greifen allerdings Ernährungsumstellung und weitere Maßnahmen nicht, bleibt meist nur eine künstlichen Befruchtung für Paare mit Kinderwunsch.

Spermienqualität verbessern durch gesunden Lebensstil

Für die Spermienqualität gilt ähnliches wie für das körperliche Befinden allgemein: Wer sich gesund ernährt und auch sonst einen gesunden Lebensstil pflegt, hat meistens auch ein gesundes Sperma. Mit folgenden Maßnahmen kann daher die Qualität der Spermien positiv beeinflusst werden:

  • Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit Vitaminen und Mineralien.
  • Verzichten Sie auf Alkohol, Zigaretten und Drogen.
  • Tragen Sie keine zu engen Unterhosen.
  • Verzichten Sie im Auto auf die Sitzheizung.
  • Achten Sie auf Ihr Gewicht.
  • Treiben Sie keinen Leistungssport. Regelmäßige Bewegung und leichte Sportarten reichen aus.
  • Vermeiden Sie Umweltgifte wie Weichmacher (beispielsweise BPA).
  • Reduzieren Sie Stress.

Bessere Testosteronwerte durch Probiotika?

Eine ausgewogene Ernährung kann die Spermienqualität nachweislich verbessern. Vor allem die Vitamine C und E sowie Zink, Beta-Karotin und Folsäure sind für die Anzahl und Beweglichkeit der Spermien wichtig. Im Rahmen einer Therapie bei verringerter Spermienqualität werden diese Vitamine und Nährstoffe oft als Nahrungsergänzungsmittel verabreicht.

Auch probiotische Lebensmittel stehen im Verdacht, die Qualität des Spermas positiv zu beeinflussen. Italienische Forscher untersuchten im Rahmen einer Studie, ob Probiotika und Präbiotika bei betroffenen Männern auch ein besseres Ergebnis hervorrufen können. Tatsächlich zeigten sich im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikante Verbesserungen: beim Volumen des Ejakulats, bei der Spermienkonzentration und bei ihrer Beweglichkeit. Außerdem verbesserten sich zum Beispiel die Testosteronwerte. Und das Ganze ohne Nebenwirkungen.

Hauptbestandteil der verwendeten Mischung ist ein Milchsäurebakterium mit dem Namen Lactobacillus paracasei. Einer der 100 Billionen Einwohner des menschlichen Darms, den man auch in fermentiertem Gemüse, wie zum Beispiel frischem Sauerkraut oder in Fleisch findet. Und den man zunehmend Lebensmitteln wie Joghurts und anderen Milcherzeugnissen zusetzt.

Info: Bei Präbiotika handelt es sich um nicht verdaubare Lebensmittelbestandteile, die die "guten" Darmbakterien sozusagen ernähren. Dazu gehören zum Beispiel Leinsamen, Vollkornprodukte oder Bananen. Probiotika dagegen sind lebensfähige Mikroorganismen, vor allem Bakterien, aber auch Pilze, die eine gesundheitsfördernde Wirkung haben und die, wenn sie in den Darm gelangen, sich dort vermehren und ansiedeln können.

Probiotika in magensaftresistenten Kapseln bewirken mehr

Health Claims – also Werbung, die darauf hinweist, dass etwas krank- oder eben auch gesundmachen könnte – sind in Deutschland verboten. Genauso unzulässig sind Hinweise auf eine vorbeugende Wirkung. Man muss also schon genau auf die Inhaltsstoffe schauen, um herauszufinden, ob das Lebensmittel mit Bakterien angereichert wurde. Und wenn ja, mit welchen.

"Bei einer ausgewogenen Ernährung finden sich die Stoffe, die das Mikrobiom im Gleichgewicht halten, aber auch in unserer Nahrung, zum Beispiel in einem ‚normalen‘ Joghurt", so Martina Müller-Schilling, Professorin und Klinikdirektorin der Inneren Medizin am Universitätsklinikum Regensburg. „Für den medizinischen Einsatz kommen sowieso nur Probiotika in Kapselform zum Einsatz, in denen sich eine definierte Zusammensetzung und Menge findet.“ Diese Kapseln sind in der Regel magensaftresistent. So kommen auch die Bakterienstämme im Darm an, die normalerweise an der Magensäure scheitern.

Dass ein probiotisches Joghurt pro Tag die Spermien aber wirklich auf Trab bringt, das bezweifelt auch Dirk Schultheiss. "Inwieweit die Spermienqualität überhaupt durch die Zuführung von Mikroorganismen wie Probiotika beeinflusst werden kann, ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt."

Wenn eine wissenschaftliche Vermutung noch nicht abschließend geklärt ist, heißt das nicht, dass es nicht funktioniert. Versucht man es und klappt es nicht, dann füttert man damit immerhin die guten Bakterien im Darm und steigert so sein allgemeines Wohlbefinden. Verrückt machen lassen sollten sich Paare mit Kinderwunsch aber sowieso nicht.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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