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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Elektroschocks gegen Tumor Bei Prostatakrebs gibt es auch eine schonende Therapie
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung beim Mann. Wächst der Tumor langsam, kann oft gewartet und auf eine Behandlung verzichtet werden. Doch nicht jeder Mann möchte mit dem Wissen leben, Krebs in sich zu tragen. Für ihn kann die sogenannte Irreversible Elektroporation (IRE), auch NanoKnife-Methode genannt, in Frage kommen.
Nicht bei jedem Tumor der Prostata muss operiert oder eine Strahlentherapie durchgeführt werden. Ist der Krebs noch im Anfangsstadium, kann die Irreversible Elektroporation, kurz IRE, eine mögliche alternative Therapieform sein. Allerdings bieten bisher nur wenige Kliniken die IRE an. Der Grund: Die Behandlungsmethode ist neu, die klinischen Erfahrungswerte noch gering.
Irreversible Elektroporation: neue Behandlungsmethode gegen Prostatakrebs
Die Klinik für Radiologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin bietet den Eingriff im Rahmen einer Studie an. "Seit etwa zweieinhalb Jahren wenden wir die Irreversible Elektroporation an und haben in dieser Zeit etwa 20 Männer mit einem Prostatakarzinom behandelt", sagt Dr. Federico Collettini, er arbeitet dort als Assistenzarzt.
Stromstöße töten Tumorzellen
Die Irreversible Elektroporation nimmt den Platz zwischen dem Zuwarten (aktive Überwachung) und einer Operation beziehungsweise Strahlentherapie ein. Das Ziel ist eine möglichst schonende und gleichzeitig effektive Behandlung. Die minimal-invasive Behandlungsmethode arbeitet mit Hilfe von starken elektrischen Feldern. Der Tumor wird mit speziellen Sonden umfasst, über die kurze Stromstöße abgegeben werden, die die Tumorzellen abtöten.
Gefahr für Impotenz geringer als bei einer Operation
Besonders wichtig für den Erfolg der NanoKnife-Methode (Englisch: "winziges Messer") ist die richtige Platzierung der Sonden. Sitzen sie nicht richtig, kann es passieren, dass der Tumor nicht vollständig zerstört wird. Über ein in den Darm eingeführtes Ultraschallgerät prüft der behandelnde Arzt, ob die Nadeln richtig positioniert sind.
Da bei dem Eingriff keine wesentliche Hitze entsteht, wird der umliegende Bereich weitestgehend geschont. Das Risiko für Komplikationen wie Impotenz oder Inkontinenz sind laut Collettini sehr gering. Der Eingriff selbst dauert nicht länger als dreißig Minuten. Zur Überwachung bleibt der Patient noch zwei bis drei Tage in der Klinik.
Nur wenige Männer kommen für die "NanoKnife"-Methode in Frage
Von den Männern, die sich für die NanoKnife-Methode interessieren, kommen allerdings nur etwa zehn Prozent für den Eingriff in Frage. "Das liegt daran, dass diese Technik noch neu ist und wir entsprechend vorsichtig mit ihr umgehen", erklärt Collettini. Ein Behandlungskriterium ist, dass der Tumor nicht zu aggressiv ist. "Ebenfalls wichtig ist, dass der Tumor die Prostata nur auf einer Seite befallen und noch nicht gestreut hat."
Langzeitergebnisse fehlen noch
Die bisherigen Ergebnisse lassen Ärzte hoffen: "Bei den allermeisten von uns behandelten Patienten konnte der Krebs zunächst erfolgreich behandelt werden. Jetzt werden die Langzeitergebnisse für uns interessant. Aber wir sind optimistisch, dass auch diese positiv ausfallen werden. Ist das der Fall, ist es durchaus möglich, dass die Irreversible Elektroporation zukünftig auch zur Behandlung von aggressiveren Tumoren eingesetzt werden kann."
Auch wenn die ersten klinischen Erfahrungen mit der IRE hinsichtlich Sicherheit und Verträglichkeit der Therapie sehr positiv sind, betont neben der Charité auch der Berufsverband der Deutschen Urologen (BDU) die Wichtigkeit der Langzeitergebnisse. "Bisher gibt es noch keine Daten zu dem Risiko, dass sich erneut ein Tumor bildet. Schließlich wird bei der IRE nur ein bestimmter Teil der Prostata behandelt, während die Prostataentfernung oder die Strahlentherapie alle Tumorherde erfassen kann", erklärt Dr. Wolfgang Bühmann, Urologe und Wissenschaftlicher Schriftleiter des Berufsverbandes der Deutschen Urologen (BDU). "Hier sind in den nächsten Jahren noch weitere Forschungen notwendig."
"Das Wissen, Krebs zu haben, ist eine große Belastung"
Laut dem Urologen ist die IRE vor allem für Männer mit einem langsam wachsenden Tumor eine Chance, die sich mit dem Zuwarten nicht wohlfühlen, eine radikale Therapie aber umgehen wollen. "Zu wissen, dass man Krebs hat, ist eine starke psychische Belastung. Nicht alle Männer möchten dauerhaft mit diesem Gedanken leben und sich engmaschigen Untersuchungen unterwerfen - immer mit der Sorge, dass der Krebs weiter gewachsen sein könnte", sagt Bühmann. "Auf der anderen Seite steht natürlich die Angst vor einem Eingriff, der die Fruchtbarkeit, die Potenz und die Kontinenz gefährdet. Die IRE kann da ein guter Mittelweg sein."
Männer, die an Prostatakrebs erkrankt sind und wissen möchten, ob sie für die Irreversible Elektroporation in Frage kommen, können sich bei der Charité vorstellen. Weitere Informationen finden Interessierte auf den Seiten der Charité - Universitätsmedizin Berlin.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.