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Prostatakrebs: Wie lebt es sich mit einem Tumor in der Prostata?


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Operieren oder abwarten?
So lebt es sich mit einem Tumor in der Prostata


Aktualisiert am 15.01.2023Lesedauer: 3 Min.
Zu wissen, dass Krebszellen im Körper aktiv sind, ist für viele Patienten eine unerträgliche Vorstellung.Vergrößern des Bildes
Zu wissen, dass Krebszellen im Körper aktiv sind, ist für viele Patienten eine unerträgliche Vorstellung. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Die Diagnose Prostatakrebs ist für viele Männer ein Schock. Muss sofort operiert oder bestrahlt werden? Oder kann der Tumor erst einmal beobachtet werden? Ein Urologe erklärt, was zu beachten ist.

Erst die Gewebeprobe bringt Gewissheit

Um Tumoren in der Prostata möglichst früh auszuspüren, setzen Mediziner im Rahmen der Krebsvorsorge eine Reihe von Verfahren ein.

Am bekanntesten ist der PSA-Test, der die Anzahl des prostataspezifischen Antigens im Blut misst. Ist dieser Wert hoch, kann das ein Zeichen sein, dass gefährliche Tumorzellen heranwachsen.

Zur weiteren Abklärung empfehlen Ärzte eine Biopsie. Nur sie bringt Gewissheit darüber, ob tatsächlich ein Tumor vorliegt.

Nicht bei allen Tumoren ist Eile geboten

Finden sich Krebszellen in der Gewebeprobe, heißt das jedoch nicht automatisch, dass der Patient sofort unters Messer muss. Vielmehr kommt es auf die Art des Tumors an.

"Wenn ein Niedrigrisiko-Prostatakrebs vorliegt, die Zellen also nicht aggressiv sind und keine Absiedlungen bilden, ist es gerechtfertigt, erst einmal abzuwarten und über den PSA-Wert regelmäßig zu kontrollieren", sagt Dr. Wolfgang Bühmann, Facharzt für Urologie, Andrologie und Tumortherapie mit eigener Praxis auf Sylt.

Denn viele Prostatakarzinome sind harmlos, wachsen nur langsam und bilden keine Metastasen. Oft kann der Patient lange Zeit problemlos weiterleben und der Krebs entwickelt sich nicht weiter.

Engmaschige Kontrollen und aktive Überwachung

Die Kontrollen sollten vierteljährlich über einen Zeitraum von einem Jahr erfolgen. Steigt der PSA-Wert in diesem Zeitraum an, sollte erneut eine Gewebeprobe entnommen werden, rät der Experte. "Dabei wird geprüft, ob sich der Tumor möglicherweise in einen aggressiven gewandelt hat." Wenn dies nicht der Fall ist, könne weiter überwacht werden. Für den Patienten hat das den Vorteil, dass er sich keiner Operation unterziehen muss und dass ihm häufige Nebenwirkungen wie Inkontinenz und Impotenz erspart bleiben.

Bei einer negativen Entwicklung der Werte dagegen sollten gemeinsam mit dem behandelnden Urologen weitere Maßnahmen besprochen werden. "Hierbei kommen in der Regel eine Operation oder alternativ eine Strahlentherapie in Betracht", sagt Bühmann.

Eine Entscheidung, die einem keiner abnimmt

Ob diese Art der defensiven Behandlung im Einzelfall möglich ist, muss mit dem Arzt besprochen werden. Das setzt eine gründliche Beratung voraus.

Letztendlich ist es aber der Patient, der darüber entscheiden muss, ob er mit dem Gedanken, einen schlummernden Tumor in sich zu haben, weiterleben kann oder ob er diesen lieber aus seinem Körper entfernen lassen und so auf Nummer sicher gehen möchte.

Beide Möglichkeiten haben durchaus ihre Berechtigung. Die erste jedoch, setzt ein hohes Maß an psychischer Belastbarkeit voraus. Die Entscheidung ist daher eine sehr persönliche und sollte gut überlegt sein.

Gratwanderung zwischen Über- und Untertherapie

Nicht nur für den Patienten, auch für den Arzt, stellt die Empfehlung der richtigen Therapie oft ein Dilemma dar. Denn abzuschätzen, ob und wie sich ein Prostatakrebs entwickelt, ist tatsächlich eine hohe ärztliche Kunst, die viel Erfahrung voraussetzt, sagt Bühmann.

Patienten haben Angst, etwas falsch zu machen

Dass Männer mit Prostatakrebs, die nicht unbedingt operiert werden müssen, unsicher bei der Wahl ihrer Therapie sind, beobachtet Bühmann immer wieder. Solchen Patienten empfiehlt der Urologe, sich eine Zweitmeinung einzuholen. "Immerhin handelt es sich hier um eine wichtige Entscheidung für den Patienten, die auch ein großes Vertrauen in die Kompetenz des Arztes voraussetzt."

Ein Stück weit kann Bühmann betroffenen Männern aber auch die Angst nehmen: "Zu der aktiven Überwachung gibt es langfristige Statistiken, die zeigen, wie sich die einzelnen Tumorarten verhalten und entwickeln. Wenn engmaschige Kontrollen stattfinden und der Patient einen engen Kontakt zu seinem Urologen hält, bestehen keine Nachteile durch diese Art der Therapie."

Auch das Alter spielt eine wichtige Rolle

Die Frage, ob eine defensive Behandlung infrage kommt oder doch besser operiert werden soll, ist auch vom Alter des Patienten abhängig. "Wenn ein 75-jähriger Mann die Diagnose Prostatakrebs bekommt, ist die Gefahr, daran zu sterben, sehr gering - unabhängig von der Aggressivität des Tumors", sagt Bühmann.

Eine aktive, heilende Behandlung mit Strahlentherapie und Operation sei in der Regel nur dann sinnvoll, wenn noch eine natürliche Lebenserwartung von wenigstens zehn Jahren bestehe. Auf einen operativen Eingriff zu verzichten, sollte daher in diesem Fall gut überlegt sein.

Das Gefühl, eine tickende Bombe in sich zu haben

Bei jüngeren Männern dagegen besteht ein ganz anderes Problem: "Es gibt eine Reihe von Patienten, die nicht damit fertig werden, dass sie einen Tumor haben", sagt Bühmann. "Sie haben das Gefühl, eine tickende Bombe in sich zu tragen."

Daher komme es immer wieder vor, dass sich Männer gegen eine defensive Behandlung entscheiden und sich den Tumor herausoperieren lassen.

Seelische Unterstützung vom Psychoonkologen

Für diejenigen, die erst mal abwarten, empfiehlt Bühmann eine Begleitung durch einen Psychoonkologen. Hierbei handelt es sich um einen Krebsexperten, der sich vor allem mit den seelischen Folgen der Erkrankung beschäftigt und die Patienten bei Anzeichen von Belastung, Anspannung und Ängsten unterstützt.

Auch der Austausch mit anderen Betroffenen kann helfen, Ängste abzubauen. Bühmann verweist hier auf den Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V..

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview
  • Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU)
  • Krebsinformationsdienst
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