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Was hinter einem Harnwegsinfekt stecken kann


Starker Harndrang, wenig Urin
Hinter einer Blasenentzündung kann die Prostata stecken

t-online, Andrea Goesch

Aktualisiert am 15.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Eine Blasenentzündung bei Männern ist seltener als bei Frauen, dafür aber langwieriger und schmerzhafter.Vergrößern des Bildes
Eine Blasenentzündung bei Männern ist seltener als bei Frauen, dafür aber langwieriger und schmerzhafter. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Mit einer Blasenentzündung ist nicht zu spaßen. Meist verläuft die Erkrankung, die Männer seltener als Frauen trifft, jedoch harmlos. Oft ist sie nur sehr unangenehm.

Starker Harndrang, wenig Urin sowie Schmerzen beim Wasserlassen oder Blut im Urin – all diese Symptome weisen auf eine Zystitis, so der medizinische Fachausdruck für eine Blasenentzündung, hin. Die Blasenentzündung sollte dringend vom Arzt abgeklärt werden. Grundsätzlich leiden Männer etwa viermal seltener an einer Blasenentzündung als Frauen: Denn die lange männliche Harnröhre sorgt dafür, dass die Bakterien nicht so schnell den Weg zur Blase finden. Die weibliche Harnröhre hingegen ist relativ kurz, sodass eindringende Keime schneller die Blase erreichen können.

Schuld für den Infekt an der Blase und Harnröhre sind die sogenannten Escherichia Coli-Bakterien, die in der natürlichen Darmflora eines Menschen zu finden sind. Zu Komplikationen führen sie nur, wenn sie den Weg zur Harnröhre finden.

"Eingangspforte für Bakterien"

Bei Männern hat eine Blasenentzündung häufig jedoch eine andere Ursache: "Bei ihnen entzündet sich so gut wie nie die Blase, sondern fast immer die Prostata als der Blase vorgeschaltetes Organ", erklärt der Urologe Dr. Wolfgang Bühmann, der auf Sylt seine Praxis betreibt. Das auch als "Vorsteherdrüse" bekannte Organ sei eine ideale "Eingangspforte für Bakterien".

Vergrößerte Prostata stört den Harnabfluss

Bei älteren Männern komme ein weiteres Risiko hinzu: Mit zunehmendem Alter vergrößert sich die Prostata, jeder zweite Mann über 50 Jahren ist davon betroffen. Aufgrund der vergrößerten Prostata findet eine Harnröhrenverengung statt, was dazu führen kann, dass der Urin nicht mehr normal aus der Blase fließen kann und Urinreste zurückbleiben. Wird die Blase aber nicht vollständig entleert, kann es dann zu Harnwegsinfektionen kommen. Der Restharn, der in der Blase zurückbleibt, ist ein idealer Nährboden für Bakterien, durch die eine Blasenentzündung entstehen kann.

Die Prostatavergrößerung an sich sei nicht gefährlich, sondern gehöre zum normalen Alterungsprozess wie "graue Haare" und "Falten", sagt Bühmann. Ein Zusammenhang zwischen einer gutartigen Prostatavergrößerung und Prostatakrebs ist nicht nachgewiesen.

Kälte im Beckenbereich ist Gift

Faktoren, die eine solche Entzündung begünstigen, sind unter anderem Kälte im Beckenbereich, ausgelöst durch eine nasse Badehose, oder langes Sitzen auf einer kalten Bank. Sie führen zu einer mangelhaften Durchblutung des kleinen Beckens, sodass sich Keime schneller vermehren können und eine Infektion auslösen.

Aber auch durch eine allgemeine Schwäche des Immunsystems kann sich die Harnblase schneller mit den Krankheitserregern infizieren. Bei geschwächter Immunabwehr infolge einer Erkrankung oder manchmal auch ein Blasenkatheter können ebenfalls eine Ursache dafür sein, dass Bakterien in die Vorsteherdrüse dringen und eine Entzündung hervorrufen.

Auch häufiger Geschlechtsverkehr ist ein potenzieller Risikofaktor: Durch den Austausch von Körperflüssigkeiten kann man sich beim Sex häufiger mit den Bakterien anstecken.

Schmerzen, Fieber und Schüttelfrost

Harnwegsinfekte bei Männern können sehr viel unangenehmer als bei Frauen sein und oft mit heftigen Schmerzen einhergehen. Neben starkem Brennen beim Urinieren kommt häufig noch Fieber dazu, auch Schüttelfrost und ein allgemeines Krankheitsgefühl treten beim "starken" Geschlecht dabei häufig auf.

"Das liegt daran, dass nicht die Blase als 'Hohlorgan', sondern die Prostata als 'Gewebeorgan' entzündet ist", erklärt Bühmann. "Daher findet die Entzündung eher Anschluss an den Blutkreislauf und führt neben den Schmerzen beim Wasserlassen zur Keimeinschwemmung im ganzen Körper."

Kompliziert und langwieriger als bei Frauen

Gefährlich kann es werden, wenn eine Prostataentzündung (Prostatitis) nicht auskuriert wird und sich auf die Nieren ausbreitet. Bei schweren Verläufen ist sogar eine Blutvergiftung möglich. Daher ist es ratsam, bei Beschwerden wie schmerzhaftem Wasserlassen und verstärktem Harndrang schnell einen Urologen aufzusuchen.

Wird die Prostataentzündung behandelt, dauert es in der Regel sieben bis zehn Tage, bis sie ausgeheilt ist. Zum Vergleich: Eine Blasenentzündung bei Frauen hält im Durchschnitt drei bis fünf Tage an.

Untersuchung und Behandlung: Das macht der Arzt

Wenn der Arzt als Ursache der Blasenentzündung eine Prostatitis ausgemacht hat, ist eine medikamentöse Therapie angesagt. "Eine Prostataentzündung bei Männern erfordert praktisch immer eine Antibiotika-Therapie, weil sie häufig nicht nur das Organ Prostata krank macht, sondern den ganzen Körper", sagt Bühmann. Eine einfache Blasenentzündung dagegen könne auch ohne Antibiotika unter der Anwendung wirksamer pflanzlicher Substanzen ausheilen.

Zur Selbstheilung eignen sich Hausmittel, wenn die ersten Anzeichen rechtzeitig entdeckt werden. Dabei haben sich spezielle Blasen- und Nierentees bewährt. Tees, zum Beispiel mit Birkenblättern, unterstützen nicht nur das Ausspülen der Erreger aus dem Körper, sondern bekämpfen auch die Entzündung und den Schmerz. Wichtig bei einer Blasenentzündung ist grundsätzlich: viel trinken und darauf achten, den Unterleib warmzuhalten, um ihn vor einer Unterkühlung zu bewahren.

Ist die Blasenentzündung jedoch nach einigen wenigen Tagen nicht ausgeheilt, ist der Besuch beim Arzt sowie die Einnahme von Medikamenten wohl unausweichlich – denn wird die Blasenentzündung nicht behandelt, kann sie sich auf die Niere auswirken und eine Nierenbeckenentzündung auslösen, die schwere Folgen für den Körper mit sich bringen kann.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Homepage der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V.
  • Prostatavergrößerung: Was ist das? Online-Informationen des Öffentlichen Gesundheitsportals Österreichs: www.gesundheit.gv.at (Stand: 15.9.2018)
  • Gutartige Prostatavergrößerung. Online-Informationen des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: www.gesundheitsinformation.de (Stand: 10.1.2018)
  • Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU): Therapie des Benignen Prostatasyndroms (BPS) (PDF). AFMF-Leitlinien-Register Nr. 043/035 (Stand: 19.11.2014)
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