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Depressive erkennen: Wie Angehörige erste Warnzeichen richtig deuten


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Frühsymptome erkennen
Diese Warnzeichen deuten auf eine Depression hin

akl/ag

Aktualisiert am 16.06.2020Lesedauer: 4 Min.
Eine Frau liegt auf dem Bett: Viele Depressive klagen über Morgen-Tiefs. Sie fühlen sich müde und erschöpft nach dem Aufwachen.Vergrößern des Bildes
Eine Frau liegt auf dem Bett: Viele Depressive klagen über Morgen-Tiefs. Sie fühlen sich müde und erschöpft nach dem Aufwachen. (Quelle: PhotoAlto/Frederic Cirou/getty-images-bilder)

Eine Depression ist mehr als ein Stimmungstief. Sie kann viele Gesichter haben, so dass selbst enge Angehörige die Warnzeichen oft übersehen. Ein schnelles Erkennen der Krankheit ist jedoch wichtig, denn mit dem Fortschreiten der Depression sinken die Heilungschancen. Depressive ziehen sich mehr und mehr zurück und haben am Ende oft nur einen Wunsch: Sie möchten sterben.

Typische Anzeichen: Traurigkeit, Ängste, Hoffnungslosigkeit

Depressive spüren oft eine tiefe, innere Leere und Traurigkeit. Die Betroffenen sind niedergeschlagen und verzweifelt. Existenzängste, Selbstvorwürfe und das Gefühl, nicht geliebt zu werden, bestimmen ihre Gedanken. Freudlosigkeit und Antriebslosigkeit verhindern, aktiv am Leben teilzunehmen. Depressive befinden sich in einem Strudel der Hoffnungslosigkeit und schaffen es von selbst nicht aus ihm heraus. Sie fühlen sich wertlos, sehnen sich nach Zuneigung und schaffen es doch oft nicht, diese anzunehmen. Sie stoßen andere von sich, obwohl sie deren Hilfe eigentlich brauchen.

Depressionsrisiko: Jeder Sechste einmal im Leben betroffen

Nach Angaben der Barmer/GEK Gesundheitskasse leidet jede sechste Person einmal in ihrem Leben unter einer depressiven Störung. Frauen seien etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Eine echte Depression würden etwa 19 Prozent der Frauen und zwölf Prozent der Männer bekommen. Das heißt, dass auch wenn man nicht selbst betroffen ist, die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, jemanden mit dieser Krankheit zu kennen.

Das Depressionsrisiko steigt mit dem Alter: Rund 20 Prozent der Menschen über 65 sind depressiv, so die Barmer/GEK. Das Schlimme: Die Symptome der Erkrankung schleichen sich Stück für Stück in das Leben und bleiben zuerst unbemerkt. Die Grenze zwischen einer reinen Befindlichkeitsstörung zu einer Depression sind fließend.

Anzeichen von Depression frühzeitig erkennen

Wichtig ist, dass eine Depression so früh wie möglich erkannt wird und erste Hinweise darauf ernst genommen werden. Etwa die Hälfte aller Depressiven wird innerhalb der ersten drei Monate wieder gesund, bei einem Viertel kann es über ein Jahr dauern, so die Gesundheitskasse. 70 Prozent der Neuerkrankten würden im späteren Leben immer wieder Phasen mit Depressionen durchleben.

Betroffen sind unter anderem oft Menschen mit einem pessimistischem Weltbild oder Alleinlebende. Aber auch sehr leistungsorientierte und verantwortungsbewusste Menschen, die sich selbst streng gegenüber stehen, haben ein erhöhtes Risiko.

Belastungen begünstigen eine Depression

Neben erblichen Faktoren können auch Belastungen wie Arbeitslosigkeit, Trennungen und Todesfälle eine Depression auslösen. Aber auch Über- und Unterforderung sowie psychische Konflikte können den Weg in die Erkrankung ebnen.

Wer jemanden kennt, der eine schwierige Lebensphase durchmacht, sollte aufmerksam bleiben: Verändert sich das Denken, das Fühlen und das Handeln beim anderen? Wie ist es um seine körperliche Gesundheit bestellt? Tut er sich schwer, Entscheidungen zu treffen? Wirkt er passiv, abwesend oder weint er viel? Kommt er nur schwer aus dem Bett? Möglicherweise handelt es sich nur um eine kurze Episode. Dauern die Beschwerden und Verhaltensveränderungen jedoch länger an, kann eine Depression dahinterstecken.

Veränderungen in der Sprache

Viele Depressive zeigen Sprachschwierigkeiten, können sich nur noch schwer an Ereignisse erinnern. Oftmals verändern sich auch Stimme und Mimik. Auch die Sprache kann leiser werden. Betroffene haben kein Interesse mehr an ihrer Umwelt und ziehen sich zurück. Sie fürchten sich plötzlich vor Situationen, die sie früher noch gut meistern konnten und auch die Zukunft bereitet Sorgen.

Körperliche Beschwerden bei Depression

Doch nicht nur bestimmte Verhaltensänderungen deuten auf eine Depression hin, sondern auch körperliche Beschwerden. Verdauungsprobleme können ebenso auftreten wie Mundtrockenheit, Schwindel, Herzrasen, Rücken- oder Kopfschmerzen. Hinzu kann eine gebeugte Körperhaltung kommen. Trotz Müdigkeit finden Depressive oft keinen Schlaf und wachen plötzlich nachts auf.

Viele beschreiben ein Gefühl von Druck im Kopf. Häufig besteht auch die Angst, andere Krankheiten zu haben. Viele fürchten sich vor dem finanziellen Ruin. Die Lust auf Sex lässt ebenfalls nach. Manche Betroffene fühlen sich bei Dunkelheit wohler als am Tag.

Professionelle Hilfe: Wann sie nötig ist

Nach Angaben der Barmer/GEK raten Mediziner zu handeln, sobald die gedrückte Stimmung länger als zwei Wochen anhält und mehrere der folgenden Symptome erkennbar sind, die auf eine Depression hinweisen:

  • Depressive Verstimmungen nehmen zu und verschwinden nicht mehr
  • Es fällt schwer, "in die Gänge" zu kommen. Die Betroffenen fühlen sich niedergeschlagen und kraftlos. Viele verlassen das Bett nicht mehr.
  • Die Betroffenen empfinden Freundlosigkeit. Das Interesse an Aktivitäten, die sonst Spaß gemacht haben, lässt nach.
  • Es fällt schwer, sich zu konzentrieren, sich zu erinnern oder Entscheidungen treffen.
  • Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl schwinden.
  • Selbstvorwürfe oder unangemessene Schuldgefühle schleichen sich in das Denken.
  • Die Betroffenen sind entweder unruhig und nervös oder sie bewegen sich kaum.
  • Schlafstörungen treten auf.
  • Depressive leiden oft unter Appetitlosigkeit oder essen plötzlich sehr viel.
  • Depressive Männer äußern ihre Depressionen im Unterschied zu Frauen öfter in starker Reizbarkeit und Aggressivität, viele gestehen sich die Erkrankung nicht ein.
  • Die Gedanken kreisen immer wieder um den Tod. Vielen denken an Selbstmord.

Wie sieht die Behandlung einer Depression aus?

Depressionen sind meist gut mit Medikamenten (Antidepressiva) und Psychotherapie, zum Beispiel einer Verhaltenstherapie, zu behandeln. In manchen Fällen können auch andere Methoden wie eine Lichttherapie oder eine sogenannte Wachtherapie bei der Therapie in Frage kommen.

Der Arzt oder Psychotherapeut entscheidet, welche Methoden im Einzelfall geeignet sind. Nach der Akutbehandlung geht die Therapie weiter, dann steht der Schutz vor einem Rückfall im Vordergrund. Bei vielen Menschen klingen die Symptome nach Wochen oder Monaten auch ohne Behandlung wieder ab.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Barmer/GEK
  • Eigene Recherche
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