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Bei langsamem Puls hilft ein Herzschrittmacher


Herzschrittmacher
Bei langsamem Puls hilft ein Herzschrittmacher

dpa, dpa

09.05.2012Lesedauer: 4 Min.
Schlägt das Herz unregelmäßig, empfehlen Ärzte häufig einen Herzschrittmacher.Vergrößern des Bildes
Schlägt das Herz unregelmäßig, empfehlen Ärzte häufig einen Herzschrittmacher. (Quelle: dpa-bilder)

Langsamer Puls, Schwindel, Bewusstlosigkeit - es kann ganz plötzlich kommen, dass das Herz Unterstützung braucht und der Arzt einen Herzschrittmacher empfiehlt. Wir verraten, wie so ein Gerät funktioniert und wie es in den Körper eingesetzt wird.

Ein gesundes herz schlägt 60 bis 80 Mal in der Minute

Das Herz ist der Antriebsmotor des Körper- und Lungenkreislaufs: Wie eine Pumpe versorgt es den Organismus ständig mit Blut und damit mit Sauerstoff und Nährstoffen. Es sorgt dafür, dass Kohlendioxid und Abfallprodukte abtransportiert werden. Um diese Aufgabe optimal zu erfüllen, muss das Herz regelmäßig schlagen - 60 bis 80 Mal pro Minute, unter körperlicher Belastung oder emotionaler Erregung häufiger. Gerät es jedoch aus dem Takt, braucht es Unterstützung.

Schwindel oder Bewusstlosigkeit als Anzeichen

"Herzschrittmacher werden in erster Linie bei Patienten implantiert, deren Puls manchmal, phasenweise oder generell zu langsam ist", erläutert Stephan Götze, Facharzt für Innere Medizin in Berlin. "Viele Patienten trifft diese Diagnose irgendwann im Leben ziemlich überraschend." Symptome sind Schwindel, ein Leistungsknick oder gar Bewusstlosigkeit. Solchen unspezifischen Anzeichen sollte daher immer auf den Grund gegangen werden. Das geschieht mit den unterschiedlichsten Formen von Elektrokardiogrammen (EKG). Mancher Patient erfährt auch im Rahmen eines Routine-EKGs von einer Herzstörung.

Funktionsstörungen im Herzen

Ursache des verlangsamten oder auch mal aussetzenden Herzschlages sind Funktionsstörungen im Herzen. "In unserem Herz gibt es einen Impulsgeber, den Sinusknoten", erklärt Prof. Hans-Joachim Trappe von der Deutschen Herzstiftung in Frankfurt am Main. "Er gibt in regelmäßigen Abständen elektrische Impulse ab. Sie werden über ein Kabelsystem auf die Herzmuskeln übertragen. Daraufhin fängt das Herz an zu pumpen."

Der Herzschrittmacher regt das Herz zum Schlagen an

Ein Herzschrittmacher fungiert als Ergänzung. Er besteht aus einem Maschinensatz, der den Impulsgenerator, die Elektronik sowie die Batterie enthält und ist durch Kabel mit dem Herzen verbunden. Über die Kabel erhält das Gerät laufend Informationen über den Herzrhythmus. Diese vergleicht es mit zuvor gespeicherten Daten. Wird ein zu langsamer, zu schneller oder unregelmäßiger Takt registriert, sendet das Aggregat über Elektroden elektrische Impulse zum Herzen und regt es zum Schlagen an.

Von der Art der Funktionsstörung hängt ab, welcher Herzschrittmacher implantiert werden kann. "Der einfachste, seit über 50 Jahren implantierte Herzschrittmacher ist ein Einkammer-Schrittmacher", sagt Trappe. Er wird dort eingesetzt, wo der Sinusknoten nicht richtig arbeitet. "Ist das Kabelsystem betroffen, werden Herzschrittmacher mit zwei Elektroden verwendet. Und wenn eine zusätzliche Pumpenstörung, also eine Herzschwäche, vorliegt, werden drei Elektroden benötigt."

Der Eingriff dauert nur 20 Minuten

Die Implantation eines solchen Gerätes ist vergleichsweise unkompliziert. "Unter örtlicher Betäubung wird zunächst ein Hautschnitt von drei bis vier Zentimetern Länge vorgenommen. Dann wird unterhalb des Schlüsselbeines eine Vene punktiert und über diese ein Elektrodenkabel an die Herzkammer herangeführt", beschreibt Trappe. Am Röntgenschirm wird die Führung und Verankerung des Kabels im Muskelgewebe des Herzens überwacht. Zum Schluss wird die Elektrode mit der Batterie verbunden und der Schnitt geschlossen. "Das Ganze dauert etwa 20 Minuten."

Mehr als 14.000 solcher Eingriffe wurden laut Herzbericht 2010 hierzulande durchgeführt, viele von ihnen ambulant. "Auch wenn eine Herzschrittmacher-Implantation ein routinemäßiger Eingriff ist - dabei können unvorhersehbare Komplikationen auftreten, manchmal erst Stunden nach der OP oder in der Nacht", sagt Götze. Wurde der Patient stationär aufgenommen, können die Ärzte dann sofort reagieren.

Fremdkörpergefühle am Anfang sind normal

Nach der Operation heißt es: mit dem Herzschrittmacher leben lernen. "Für viele Patienten bedeutet das Leben mit einem Herzschrittmacher eine Umstellung. In den ersten Tagen treten leichte Wundschmerzen auf, für eine gewisse Zeit eventuell Fremdkörpergefühle. Auch mit dem Gefühl, dass das eigene Leben nun von diesem Gerät abhängt, müssen manche Patienten erst umgehen lernen", fasst Götze zusammen.

Psychotherapie hilft bei Angstzuständen

Allerdings sind konventionelle Herzschrittmacher in ihrer Funktion kaum spürbar. "Deshalb stellen sie im Alltag für die Patienten kaum eine emotionale oder psychische Belastung dar. Im Gegenteil: Die meisten Patienten wissen, dass das Gerät ihnen hilft", bilanziert Arno Drinkmann, Professor für Psychologie an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Auch belege die Forschung: Fälle, in denen nach einer Implantation Angstzustände entstehen, seien äußert selten. "In diesen Fällen empfiehlt sich eine Psychotherapie. Für eher ängstliche Patienten haben sich Selbsthilfegruppen bewährt, eventuell mit der Moderation durch einen Arzt."

Zum Leben mit dem Herzschrittmacher gehören zwingend regelmäßige, halbjährliche Kontrolluntersuchungen. "Der Kardiologe überprüft mittels Telemetrie die Funktionen des Herzschrittmachers und macht diese auf einem Monitor sichtbar", sagt Trappe. Bei Bedarf passt er die Programmierung des Gerätes an. Außerdem erkennt er die voraussichtliche Rest-Lebensdauer der Batterie.

Umgang mit elektromagnetischen Strahlen

Heute sind Herzschrittmacher weit besser gegen elektromagnetische Wellen abgeschirmt als früher. Dennoch raten Mediziner zur Vorsicht. "Bei Sicherheitskontrollen am Flughafen sollten Herzschrittmacherpatienten ihren Ausweis vorzeigen. In der Regel werden sie dann am Metalldetektor vorbeigeführt. Auf jeden Fall sollten sie nicht im elektromagnetischen Feld stehen bleiben", empfiehlt der Internist Stephan Götze. Auch andere starke elektromagnetische Felder zum Beispiel durch starkes elektrisches Schweißen oder Induktionsherdplatten sollten vermieden werden.

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