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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Lippenbläschen Ist Zitronenmelisse die Wunderwaffe gegen Herpes?
Lippenherpes ist lästig und schmerzhaft. Die gängigen Mittel aus der Apotheke lindern allenfalls die Beschwerden, während Hausmittel wie Honig und Zahnpasta die Entzündung verschlimmern. Aber womöglich ist gegen Herpes ein Kraut gewachsen: Heidelberger Forscher wiesen nach, dass Zitronenmelisse das Herpesvirus bekämpft – zumindest im Reagenzglas.
Melissenöl blockt Viren ab
Im Laborversuch habe das Öl der Heilpflanze deutlich in Schach gehalten, teilte das Universitätsklinikum Heidelberg mit. Das Öl verringere die Infektion einer Zellkultur mit Herpes-Viren um mehr als 97 Prozent, indem es die Viren vor dem Eindringen in die Zellen blockiere. Eine klinische Studie zum Beweis der Theorie steht allerdings noch aus. Erste klinische Tests seien aber erfolgversprechend, hieß es. Für ihre Erkenntnisse haben die Heidelberger Wissenschaftler um Paul Schnitzler im Jahr 2008 bereits den mit 10.000 Euro dotierten Sebastian-Kneipp-Preis erhalten. Mit der Auszeichnung werden wissenschaftliche Untersuchungen von Heilpflanzen gewürdigt. Die Arbeit ist im Fachjournal "Phytomedicine" (Bd. 15, S. 734) veröffentlicht.
Schlummernde Viren wecken
Fast jeder Mensch trägt Herpes-Viren in sich. Fachleute gehen davon aus, dass etwa 90 Prozent der Bevölkerung weltweit infiziert sind. Doch nicht immer sind die Viren aktiv. Meist schlummern sie still in ihren Rückzugswinkeln, den Nervenknoten. Nur wenn die Erreger aufwachen, etwa bei Stress, verursachen sie die unangenehm juckenden und unschönen wässrigen Blasen um den Mund: Lippenherpes. Bevor das Immunsystem die Infektion unter Kontrolle gebracht hat, ziehen sich die Viren wieder in die Nervenzellen zurück und fallen erneut in einen Schlummerzustand, in dem sie für Medikamente unerreichbar sind. US-Forscher am Duke University Medical Center in Durham (North Carolina) haben kürzlich herausgefunden, was das Virus einschläfert. Sie wollen es wecken und für immer unschädlich machen, berichten die Wissenschaftler im Journal "Nature". zusammen mit der Pharmaindustrie arbeiten sie an einem entsprechenden Medikament. Wann dieses auf den Markt kommt, steht jedoch noch nicht fest.
Infektion schon seit der Kindheit
Schon in der Kindheit infizieren sich viele Menschen mit dem Herpes-Virus. Meistens verläuft die erste Infektion allerdings ohne Symptome. Und so wissen die Betroffenen oft nicht, dass sie sich mit dem Virus infiziert haben. Das Virus ist allerdings hinterlistig und ruht im Körper. Es wartet nur darauf, dass das Immunsystem schwächelt, dann greift das Herpes-Virus gnadenlos an. Bei Erwachsenen kann eine erneute Infektion durch einen anderen Menschen stattfinden. Dabei erfolgt die Ansteckung über den direkten Kontakt, aber auch durch die Luft. Das Herpes-Virus wird auch aktiv zum Beispiel durch Stress, Sonnenlicht, UV-Strahlung oder fieberhafte Infekte. Die Herpes-Viren können aber auch ohne besonderen Grund zuschlagen.
Herpes-Anfälligkeit offenbar erblich
Offenbar ist die Anfälligkeit für die die lästigen Lippenbläschen auch vererbbar. Mediziner der Universität von Rochester im US-Bundesstaat New York haben im Erbgut von Neugeborenen genetische Spuren von Herpes-Viren gefunden. Dazu seien Haarwurzelzellen von 254 Babys auf Spuren des Humanen Herpes Virus Typ 6 untersucht worden. Normalerweise befalle das Virus solche Zellen nicht. Bei 37 der Neugeborenen entdeckten die Kinderärzte aber Herpes-Genmaterial - und zwar ausschließlich bei Säuglingen, von denen mindestens ein Elternteil das Virus in sich trug. Bislang hatte man angenommen, dass sich Kinder im Mutterleib damit anstecken.
Finger weg von Honig
Bei den allerersten Anzeichen für Bläschen kann Abtupfen mit Kölnisch Wasser oder hochprozentigem Alkohol die Infektion dämpfen (Bläschen trocknen aus). Aufgeplatzte Bläschen sollte man dagegen nicht berühren - sonst besteht Entzündungsgefahr und die Viren breiten sich noch weiter aus. Besonders vorsichtig sollte man mit Honig sein, um die Lippen geschmeidiger zu machen. "Wenn man jetzt diese Herpesbläschen mit Honig behandelt, kann es häufiger zu Sekundärinfektionen kommen und durch den Zuckergehalt zu Pilzinfektionen", erklärt der Hautarzt Dr. Hans-Martin Hübner aus Gießen.
Zahnpasta bringt nichts
Zahnpasta und
dagegen könnten die Bläschen austrocknen. Bei Cremes mit dem Wirkstoff Aciclovir ist laut Stiftung Warentest die therapeutische Wirksamkeit selbst bei rascher Anwendung "nur gering“. Die Bläschen heilen höchstens einen halben bis einen Tag früher ab. Auch das rezeptfrei verfügbare Penciclovir ist mit dem Aciclovir vergleichbar. Das Problem: Die Viren lassen sich damit nicht aus ihren Nestern in den Nervenknoten vertreiben.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.