Im Ernstfall Notruf absetzen: Was mache ich, wenn ich nicht sprechen kann?
Ein Verkehrsunfall, ein Herzinfarkt oder ein Brand: Der Notruf muss verständigt werden. Aber die wenigsten wissen, was sie dem Rettungsdienst unbedingt sagen müssen. Und was tut man, wenn man nicht (mehr) sprechen kann?
Bei einem Notfall zählt jede Sekunde. Über die Notrufnummer 112 erreichen Sie den Rettungsdienst und die Feuerwehr. Die Polizei ist über die Notrufnummer 110 zu erreichen.
Sobald Sie mit der Rettungsleitstelle verbunden sind, geben Sie den Notruf ab. Das geschulte Personal am anderen Ende der Leitung wird Ihnen die wichtigsten Fragen stellen. Ganz zentral dabei ist die sogenannte 5-W-Regel:
1. Wo wird Hilfe gebraucht?
Machen Sie eine möglichst genaue Angabe, wo der Notfall passiert ist. Ort, Stadtteil, Straße, Hausnummer, Stockwerk und weitere Angaben helfen den Einsatzkräften, schneller dorthin zu finden.
2. Was ist passiert?
Beschreiben Sie kurz und prägnant, was passiert ist, zum Beispiel ob es einen Unfall gab.
3. Wie viele Verletzte gibt es und welche Verletzungen liegen vor?
Geben Sie an, wie viele Verletzte es gibt. Sollte es vermisste Personen geben, geben Sie auch diese Anzahl an. Versuchen Sie außerdem, die Art der Verletzungen beziehungsweise Krankheiten zu beschreiben.
4. Wer meldet den Notfall?
Nennen Sie Ihren Namen sowie eine Telefonnummer, unter der Sie die Leitstelle bei Rückfragen erreichen kann.
5. Warten
Warten Sie auf Rückfragen. Die Mitarbeiter in der Notrufzentrale benötigen womöglich weitere Informationen. Bleiben Sie unbedingt solange am Telefon, bis die Leitstelle das Gespräch beendet.
Was ist zu tun, wenn man nicht sprechen kann, weil man verletzt ist oder unter Schock steht?
Sie können über wiederholte Klopfsignale oder beliebige Geräusche zeigen, dass Sie in der Leitung sind. Dann wird ebenfalls ein Rettungsdienst losgeschickt. Die Feuerwehr kann zumindest den ungefähren Standort per Ortungsdienst ermitteln.
Auf die exakte Position, etwa die Wohnung, kann der Rettungsdienst aus Datenschutzgründen allerdings nicht zugreifen. Für diese Lücke gibt es aber eine Lösung: Smartphones von Apple mit dem Betriebssystem iOS 11 und neuer starten einen Notruf, wenn man fünfmal den Einschaltknopf drückt. Dann wird eine voreingestellte Notrufnummer gewählt. Auf Wunsch warnt ein Ton vor dem Aufbau der Verbindung.
Beim Android-Handy kann in dem Entsperr-Menü der Notruf gewählt werden, ohne dass das Handy entsperrt werden muss. Das klappt auch ohne Prepaid-Guthaben.
Notruf-Apps lösen nicht nur einen rettenden Anruf aus, sie übermitteln dabei auch die genaue Position des Anrufers per GPS. Es gibt verschiedene Gratis- und Kauf-Apps im Google App Store und bei Apple, die unter dem Stichwort "Notruf" zu finden sind. Empfohlen wird vor allem die offizielle Notruf-App der Bundesländer "nora". Mit ihr erreichen Sie Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst im Notfall schnell und einfach.
Wie können gehörlose, schwerhörige und kehlkopflose Menschen einen Notruf absetzen?
Für gehörlose, schwerhörige oder sprachbehinderte Personen sind neben der Notruf-App auch die Notruf-SMS und das sogenannte Gehörlosenfax eine hilfreiche Lösung.
Notruf-SMS
Einige Rettungsleitstellen sind in der Lage, eine Notruf-SMS entgegenzunehmen. Manche Leitstellen können sogar WhatsApp-Nachrichten empfangen – etwa Düsseldorf und Brandenburg. Ein Grund, warum das eher vereinzelt so gehandhabt wird, ist, dass es für SMS und andere Kurznachrichten keine gesetzliche Grundlage gibt. Das Telekommunikationsgesetz (TKG) sieht diese Form des Notrufs bislang nicht vor.
Wichtig sind bei dieser Art von Notruf folgende Angaben:
- Grund
- Name
- Adresse
- Hinweis, ob die Feuerwehr Zugang in die Wohnung/das Haus hat
Wenn Sie als Ersthelfer etwa im Wald einen Notruf absenden müssen, können Sie über die Standortsuche in Ihrem Handy der Feuerwehr genauere Angaben machen. Wenn Sie sich in Randbezirken aufhalten, etwa zwischen Berlin und Brandenburg, sollten Sie immer die jeweilige Vorwahl eingeben und dann die 112.
Notruf-Fax
Dazu gibt es einen speziellen Notruf-Fax-Vordruck. Diesen sollten Betroffene direkt neben dem Faxgerät bereithalten – vorbereitet mit Name und Anschrift. Im Notfall müssen nun nur noch die zutreffenden Felder angekreuzt werden. Sobald der Notruf per Fax gesendet wurde, geht eine Bestätigung ein und er wird bearbeitet. Bislang ist diese Form des Notrufs aber nur über ein stationäres Faxgerät möglich.
- Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
- Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V. (DLRG)
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche